• 17.06.2001 15:24

Angeblicher Millionenpoker um "Schumi II" sorgt für Wirbel

Ralf Schumacher will mehr Geld und soll sein Gehalt mit Angeboten der Konkurrenz nach oben drücken können

(Motorsport-Total.com/dpa) - Ein angeblicher Millionen-Poker um Montreal-Sieger Ralf Schumacher wirbelt eine Woche vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring viel Staub auf. Das Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel' und die 'Bild am Sonntag' berichten übereinstimmend, dass auch McLaren-Mercedes Interesse an dem 25 Jahre alten BMW-Williams-Piloten habe. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug dementierte gegenüber der dpa am Sonntag Spekulationen, "Schumi II" wäre ein heißer Kandidat für die Silberpfeile als Nachfolger des angeblich amtsmüden zweifachen Formel-1-Weltmeisters Mika Häkkinen in der kommenden Saison: "Da ist überhaupt nichts dran."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher nach seinem Sieg bei Testfahrten in Silverstone

Die jüngsten Gerüchte über einen möglichen Wechsel des künftigen WM-Kandidaten zum deutschen Teamrivalen überlagern sogar die Neuauflage des packenden Bruderduells in Montreal mit dem historischen Doppelerfolg am kommenden Sonntag in der Eifel. Schien vor kurzem die Vertragsverlängerung bei BMW-Williams nur noch eine Formsache zu sein, so heizen Ralf Schumacher und sein Manager Willi Weber mit teilweise widersprüchlichen Aussagen in verschiedenen Medien die Spekulationen zusätzlich an.

"Wir fühlen uns bei Williams sehr wohl, sind auch bereit, für den sportlichen Erfolg finanzielle Abstriche zu machen. Aber auch das hat seine Grenzen", eröffnete Weber im Gespräch mit der 'BamS' eine neue Runde im Vertrags-Poker. Ralf Schumacher erklärte zwar gegenüber der dpa, es sei "kein Hauptziel" von ihm, seinen Bruder beim Verdienst einzuholen. Zugleich schränkte er ein, er "habe gar keine Eile" bei den Verhandlungen. "Es ist uns kein Limit gesetzt." Andererseits kündigte der Kerpener einen baldigen Abschluss - mit wem auch immer - an: "Die Vertragsunterzeichnung wird wahrscheinlich schon in nächster Zeit passieren."

Michael Schumacher soll allein bei Ferrari jährlich 75 Millionen Mark verdienen. Der sechseinhalb Jahre jüngere Ralf wird aktuell auf 12 bis 14 Millionen Mark taxiert. Laut 'Spiegel' fordert Weber mehr als eine Verdoppelung auf 30 Millionen jährlich für eine neue Vertragsunterschrift seines jüngeren Schützlings. "Die besten Rennfahrer haben Anspruch auf die beste Bezahlung, und Ralf gehört zu den Besten", räumte der gewiefte Geschäftsmann ein, dass er einen gewaltigen Batzen draufschlagen will. "Wer die aktuellen Gehälter der Spitzenfahrer kennt, wird sich bei den kolportierten Zahlen nicht erschrecken."

BMW-Sportdirektor Gerhard Berger reagierte gelassen auf das Geld-Gerangel. "Wenn er bei uns bleiben will, wird er einen Kompromiss eingehen müssen", sagte der frühere Formel-1-Fahrer dem 'Spiegel': "Will er das Maximum an Gage erzielen, dann kann es sein, dass ein anderer Rennstall aus seiner Zwangssituation heraus mehr bietet. Ich war für so was immer anfällig, deshalb hätte ich volles Verständnis dafür." Starkes Interesse an Ralf Schumacher hat auch Jaguar, dessen Sportdirektor nach der gescheiterten Abwerbung des Stardesigners Adrian Newey von McLaren-Mercedes noch stärker unter Zugzwang steht.

Selbst Ferrari hat schon ein Auge auf das Supertalent geworfen, das seinen Marktwert durch die beiden Siege in Imola und Montreal weiter gesteigert hat. Ferrari-Sportdirektor Jean Todt hatte der dpa in Kanada gesagt, dass Ralf Schumacher nach dem Karriereende seines Bruders Michael "eine der bestmöglichen Entscheidungen" wäre. Der dreimalige Weltmeister hat seinen Vertrag bei der Scuderia allerdings vor knapp vier Wochen bis 2004 verlängert. Weber hat mehrfach betont, dass "beide Brüder auf keinen Fall zusammen in einem Team fahren".

Ralf Schumacher hält ein mögliches Engagement bei den "Roten" in der Zukunft für nicht völlig abwegig. "Das will ich nicht ausschließen", sagte er der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' (Samstag-Ausgabe). "Es ist aber definitiv nicht mein größter Wunsch, für Ferrari zu fahren. Den Mythos sehe ich nicht." Für ihn sei Ferrari ein Team wie jedes andere. "Das Ansehen allein wäre kein Grund für mich, dorthin zu wechseln."

Beim Heimrennen rechnet "Schumi II" eher nicht mit einer Wiederholung von Montreal. "Es wäre natürlich schön, dort ähnlich erfolgreich zu sein wie in Kanada", sagte er. "Aber der Nürburgring wird für uns eine schwierigere Aufgabe sein als die Strecke von Montreal. Von daher ist mein realistisches Ziel, in der Eifel so viele Punkte wie möglich zu sammeln."