Montoya: Villeneuves Zupacken hat mich nicht überrascht
Montoya über den Konflikt mit Villeneuve, das Gespräch mit Frank Williams und was er von der Formel 1 denkt
(Motorsport-Total.com) - Er stand nicht auf der Pole Position, holte keinen Sieg, keinen WM-Punkt, war schon nach 19 Runden aus dem Rennen, und dennoch machte am Kanada-Wochenende kaum ein Fahrer mehr Schlagzeilen als Juan-Pablo Montoya, der mit Jacques Villeneuve auf und abseits der Strecke heftig aneinander geriet.

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Juan-Pablo Montoya spricht über sein Kanada-Wochenende
Nach einer leichten Kollision auf der Strecke beschimpfte Montoya Villeneuve im Fahrermeeting am Freitag derart unter der Gürtellinie, dass der Kanadier aufsprang und den Formel-1-Neuling am Kragen packte. Für den Kolumbianer kam diese Aktion nicht überraschend, wie er der 'Sun' verriet: "Die Formel 1 scheint ein großes mentales Spiel zu sein, aber ich bin nicht jemand von der Sorte, den man mit Psychospielchen runter machen kann. Jacques ist eine mental sehr starke Persönlichkeit, aber das bin ich ebenfalls. Psychospielchen können mir nichts anhaben. Aus diesem Grund war ich auch nicht überrascht, als Villeneuve zupackte. Das passiert schon einmal und für mich war das keine große Nummer. Ich musste sogar darüber lachen."
Laut Villeneuve hatte Montoya den BAR-Honda-Piloten in Montreal zum wiederholten Male blockiert. Villeneuve revangierte sich, in dem er Montoya auflaufen ließ, was in einer kleinen Kollision endete. Für Montoya ist dieses Verhalten - wie auch das am Kragen packen - unverständlich: "Wir sind alle erwachsen genug, um nicht mit einer Dummheit unser Leben aufs Spiel zu setzen - auch wenn man manchmal diesen Eindruck von uns nicht haben kann. Ich werde niemals mein oder ein anderes Leben in Gefahr bringen. Ich hege mit Sicherheit keinen Hass gegen ihn. Er sagte Dinge, die er hätte nicht sagen sollen und ich tat das auch. Jetzt sollten wir uns wieder auf das Rennfahren konzentrieren."
Die vielen negativen Stimmen, die sich in Kanada breit gemacht haben, lassen Montoya kalt: "Man muss jeden respektieren, aber wenn jemand hart gegen dich fährt, musst du ebenfalls hart gegen ihn fahren. So einfach ist das. Wenn man sich gegenseitig respektiert, ist das kein Problem. Manche werden die Herangehensweise mögen, andere eben nicht. Ich bin hier, um meinen Job zu erledigen. Ich möchte Rennen gewinnen. Wenn ich im Auto sitze, versuche ich immer, mein bestes zu geben. Aber aufregen tue ich mich darüber nicht."
Für den 25-jährigen BMW-Williams-Piloten ist sowieso klar, dass die Medien den Konflikt zwischen ihn und Villeneuve zu groß aufgeblasen haben: "Plötzlich wurde das zu einer riesigen Story und ich habe das Gefühl, dass sie in keinem Verhältnis stehend aufgebauscht wurde. Klar hatten wir eine Unstimmigkeit, aber ich habe mit Jacques kein Problem. Als ich bei Williams Testfahrer war, war ich immer der Meinung gewesen, dass er ein großartiger Kerl ist und ich hatte nie eine Unstimmigkeit mit ihm gehabt."
Gegenüber der 'Sun' versucht Montoya auch klar zu stellen, dass ihm Frank Williams in dem Vieraugengespräch nicht angedroht hat, ihn zu entlassen, sollte er sich noch einmal so eine Aktion wie in Kanada leisten, was zuvor ein Williams-Insider behauptet hatte: "Frank fragte mich, was vorgefallen sei und forderte mich dann nur auf, mich nicht mit so einem Schwachsinn zu beschäftigen und stattdessen mich auf das Schnellermachen des Autos zu konzentrieren."
Dass Teamkollege Ralf Schumacher das Rennen in Montreal gewann, war für Montoya nicht gerade förderlich, doch der Zweite von Barcelona erinnert daran, dass er erst sein achtes Formel-1-Rennen gefahren ist: "Ich denke, dass einige Leute von mir zu früh zu viel erwartet haben. Ich habe bei acht Rennen nur einmal das Ziel gesehen, aber nur zwei Ausfälle waren meine Schuld gewesen. Und mit der Traktionskontrolle in allen Autos ist es schwieriger geworden, zu überholen, da der Vordermann kaum noch Fehler macht."
Für Frank Williams und auch BAR-Teammanager Craig Pollock ist der Zwist zwischen den beiden Piloten längst abgehakt: "Ich denke, so etwas sollte vermieden werden. Aber in meinen Augen haben beide Teamchefs das Problem nun mit ihren Fahrern besprochen", so Pollock. "Was passiert ist, hat man ja durch die Presse erfahren. Jacques packte Montoya, nachdem er etwas sagte, das er nicht hätte sagen dürfen. Aber jetzt ist die Sache in meinen Augen abgehakt."

