Andretti: Flavio, du musst nur Alonso zurückholen!
Ex-Weltmeister Mario Andretti glaubt zu wissen, warum Renault in der Krise steckt - Fernando Alonso seiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg
(Motorsport-Total.com) - Mit 16 Punkten aus fünf Rennen und einem vierten Platz als bestes Einzelresultat liegt das amtierende Weltmeisterteam Renault derzeit nur an vierter Stelle der Konstrukteurs-WM. Zwar scheint es langsam aufwärts zu gehen, doch ein Grand-Prix-Sieg noch in dieser Saison wäre für alle Experten eine Riesenüberraschung.

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Mario Andretti beobachtet die Formel 1 noch immer regelmäßig im TV
Mario Andretti, US-Racing-Legende und Formel-1-Weltmeister von 1978, der den Grand-Prix-Zirkus noch immer regelmäßig beobachtet und seinen Enkelsohn Marco früher oder später bei Honda unterbringen möchte, glaubt die Gründe für die Krise bei Renault zu kennen: Man hätte Doppelweltmeister Fernando Alonso nicht ziehen lassen dürfen, sondern versuchen sollen, ihn um jeden Preis zu halten.#w1#
Ist der Fahrer wichtiger als alle glauben?
"Ich denke", so Andretti, "sie haben unterschätzt, wie wichtig das Talent des Fahrers ist. Sie haben ein echtes Talent, Alonso, verloren - und konnten ihn nicht ersetzen. Kovalainen mag vielleicht ein ganz guter Rookie sein, aber er hat ehrlich gesagt noch nicht allzu viel gezeigt, und Fisichella ist - na eben Fisichella! Ganz egal, in welches Auto man ihn hineinsetzt, man wird von ihm nie konstant erstklassige Leistungen bekommen."
Die Theorie des 67-Jährigen wird untermauert von den aktuellen Resultaten, denn während Renault vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen ist, hat McLaren-Mercedes nicht zuletzt dank des technischen und fahrerischen Inputs von Alonso den Sprung von Rang drei an die Spitze geschafft. Auch wenn das Material in der Formel 1 natürlich längst wichtiger ist als der Fahrer, beweist dies doch, dass auch der Fahrer noch sehr großen Einfluss auf die Teamperformance hat.
Andretti sieht das genauso: "Flavio Briatore ist ein Kerl, der sehr stolz darauf ist, keinem Fahrer eine Superstargage zu bezahlen, aber ich bin mir sicher, dass sie vielleicht vorne geblieben wären, wenn sie Alonso das Geld angeboten hätten, das er verdient. Vielleicht sind sie davon ausgegangen, dass sie so ein tolles Auto haben, dass sie auch ohne einen Superstar im Cockpit auskommen. Ich weiß es nicht", sagte er.
Reifenwechsel nur eine schlechte Ausrede?
Seitens Renault hört man indes, dass der aktuelle R27 um nichts schlechter sei als die Weltmeisterautos R25 und R26 aus den vergangenen beiden Jahren. Allerdings habe es eben einschneidende Veränderungen gegeben, durch die das vorhandene Potenzial derzeit nicht ausgeschöpft werden könne - wie etwa der durch das Monopolreglement erzwungene Wechsel von Michelin- auf Bridgestone-Einheitsreifen.
"Das kaufe ich ihnen nicht ab, um ehrlich zu sein", erklärte Andretti dazu. "Das ist eine tolle Entschuldigung - Ferrari hat das früher ja auch immer gesagt. Aber ich bin überzeugt: Wenn Alonso im Auto sitzen würde, dann wären sie im Handumdrehen wieder schnell. Allerdings ist er jetzt eben weg, also sollten sie Sébastien Bourdais holen. Er müsste eigentlich in der Formel 1 sein und würde meiner Meinung nach perfekt zu Renault passen."

