• 23.09.2002 13:54

  • von Marcus Kollmann

Andersson: "Wir brauchen frischen Input"

Der Toyota-Teamchef über die Fahrerentscheidung für 2003, das zweite Jahr in der Formel 1 und was man sich bei Ferrari abgeschaut hat

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2002 neigt sich langsam aber sicher ihrem Ende und für den Teamchef des Formel-1-Debütanten Toyota ist dies genau der richtige Zeitpunkt, um jetzt schon einmal ein kleines Fazit über den Verlauf der ersten Saison im Haifischbecken anzustellen.

Titel-Bild zur News: Ove Andersson (Panasonic Toyota Racing-Teamchef)

Andersson hofft, dass die Entscheidung in punkto Fahrerwahl für 2003 richtig war

2 WM-Punkte stehen für das deutsch-japanische Team bislang zu Buche; mit etwas Glück - in Form einer besseren Stand- und Leistungsfähigkeit in einigen Rennen - hätten es auch doppelt so viele sein können. Grundsätzlich ist Ove Andersson aber trotz unvermeidlicher Pannen, welche nun einmal dazugehören wenn man neu im Business ist, grundsätzlich mit der Leistung des Teams zufrieden.

"Unser erstes Jahr war nur ein Lernjahr. Alles, was wir anpackten, hat bei Null begonnen. Unsere Resultate waren besser, als wir uns erträumt hatten", erklärt der Schwede gegenüber dem 'kicker'. Vor allen Dingen die guten Ergebnisse des Newcomer-Teams zu Saisonbeginn, wo man mit dem sechsten Platz in Australien und in Brasilien Achtungserfolge erzielen konnte, machten natürlich Hoffnung auf mehr.

Die Formel 1 ist "ein verdammt schwieriges Geschäft"

Während man in Köln, wo das Team beheimatet ist, aber im Großen und Ganzen angetan von der eigenen Wettbewerbsfähigkeit des von Null aufgebauten Teams ist, kann man das von den Firmenchefs in Japan nicht unbedingt sagen: "Ich glaube, sie haben nach den ersten paar Rennen mehr erwartet. Vielleicht sind sie zu einem gewissen Teil über unsere spätere Performance etwas enttäuscht", weiß Andersson, dass seine Chefs sich mehr versprochen hatten.

Doch Erfolg in Form von kontinuierlichen Platzierungen in den Punkterängen ist immer das Ergebnis harter Arbeit und Toyota steht in dieser Hinsicht noch am Anfang, weiß der Schwede aus Erfahrung und führt ein prominentes Beispiel an: "Ferrari hat sieben Jahre gebraucht, ab dem Eintritt von Jean Todt, um ein Siegerteam zusammenzustellen und aufzubauen - und davor haben sie 21 Jahre lang gebraucht", erklärt Anderson, dass die Formel 1 nun einmal "ein verdammt schwieriges Geschäft" ist.

Keine radikalen Änderungen geplant

Die anhaltende Erfolgsserie Ferraris soll der Vorstellung von Ove Andersson nach den Angestellten des Toyota-F1-Teams als Vorbild dienen. Zur Saisonhälfte begann man bereits mit den Vorbereitungen für die Saison 2003. Während viele Fans einen großen Schritt vom Team aus Köln im nächsten Jahr erwarten, vor allem im Chassis-Bereich der bislang als zu konservativ gilt, hat man bei Toyota aber nicht unbedingt vor drastische Veränderungen durchzuführen.

"Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn wir radikal in die eine oder andere Richtung arbeiten", gibt Andersson die Richtung, die man gehen wird, vor. "Schauen Sie den Ferrari an: Der ist eine konstante Weiterentwicklung über viele Jahre auf mehr oder minder der gleichen Grundlage - das ist auch für mich der beste Weg."

Toyota liegt gut im Zeitplan für seine zweite Formel-1-Saison

Da man nicht vor hat radikale Veränderungen im technischen Bereich durchzuführen, liegt man auch schon zum jetzigen Zeitpunkt hinsichtlich der Vorbereitungen auf die neue Saison gut im Plan. So konnte man zum Beispiel bereits in der letzten Woche ein auf den Namen TF102B getauftes Interimschassis, welches unter anderem mit dem Motor für 2003, einem Siebenganggetriebe und Detailverbesserungen im Bereich Aerodynamik ausgestattet war, in Paul Ricard testen. Neben BMW war man damit das einzige Team das den neuen Motor bereits im Praxiseinsatz erproben konnte.

Während man im Bereich Fahrzeugtechnik den Weg der Evolution und nicht den Weg der Revolution gehen wird, folgt man in Sachen Fahrerwahl aber einer anderen Philosophie. Die ausgebliebene Verlängerung von Allan McNishs Vertrag kam für die Motorsportfans nicht überraschend, doch die einvernehmliche Einigung über die Vertragsauflösung mit Mika Salo schon.

Salo und McNish gehen zu lassen ist laut Andersson "vielleicht ein Fehler"

Für den Entschluss, sich von beiden Fahrern zu trennen, wurde Toyota bislang nur kritisiert, doch Andersson versucht die Entscheidung zu erklären: "Vielleicht ist es ein Fehler, vielleicht auch nicht. Mein Gefühl, das ich mit unseren Bossen in Japan teile: Wir brauchen frischen Input, haben noch eine Menge zu lernen, also müssen wir unsere Aufgabe jetzt aus anderen Blickwinkeln angehen", sagt der Toyota-Teamchef, der seine Worte nicht missverstanden wissen will und anfügt, dass man "über die Leistungen unserer jetzigen Piloten nicht zu klagen brauche".

Die weit verbreitete Annahme, dass man bei Toyota intern Mika Salo und Allan McNish dafür verantwortlich macht, dass das Team nicht mehr WM-Punkt holte, weist Andersson zurück: "Wir geben ihnen überhaupt keine Schuld."