• 26.07.2003 14:21

  • von Marcus Kollmann

Anderson: Freitagstests für Jordan nur eine Notlösung

Anderson erklärt, warum die Freitagstests nur bedingt vorteilhaft sind und was Bridgestone und seine Partner verbessern müssen

(Motorsport-Total.com) - Bis auf den Überraschungssieg beim Großen Preis von Brasilien und Platz acht beim Großen Preis von Spanien, konnte sich das Jordan-Team in dieser Saison noch nicht wirklich in Szene setzen.

Titel-Bild zur News: Jordan EJ13 mit Bridgestone-Reifen

Gary Anderson hat fehlendes Vertrauen in die Bridgestone-Pneus bestätigt

Jordans siebter Platz bei den Konstrukteuren ist in Gefahr

Formel-1-Fans und -experten gleichermaßen sind sich sogar einig, dass es für die Gelben in den letzten Rennen noch einmal schwierig werden wird den gegenwärtig belegten siebten Platz in der Konstrukteurswertung zu verteidigen. Denn die Konkurrenz von Sauber und Toyota benötigt nur wenige Punkte um Jordan zu überholen.

Ein Grund, warum man in den letzten Rennen nicht konkurrenzfähig war, der nicht auf die Reifen oder das angespannte Budget zurückzuführen ist, welches die Weiterentwicklung des EJ13 im gleichen Maße wie man in den Vorjahren das Auto verbesserte verhinderte, wurde nun von Jordans Direktor der Renn- und Testabteilung offenbart.

Nachlassende Leistungsfähigkeit zum Teil auch auf interne Probleme zurückzuführen

"Ich denke, dass wir in den letzten paar Rennen in der Fahrzeugabstimmung vom richtigen Weg abgekommen sind und versucht haben etwas zu finden was nicht vorhanden ist", erklärte Gary Anderson.

Wie verschiedene andere Teams auch, entschied sich Jordan diese Saison für die Teilnahme an den privaten Testfahrten, die im Rahmen eines Rennwochenendes am Freitagmorgen abgehalten werden. Gleichzeitig akzeptierte man damit eine Testbeschränkung auf 20 Tage in der Saison.

Während aber Teams wie Renault oder Jaguar Racing von der Möglichkeit, die Streckenbedingungen besser abschätzen und die Reifentests durchführen zu können profitieren konnten, war dies im Fall von Jordan nicht zu beobachten.

Freitagstests kommen Jordans derzeitiger Situation entgegen

Befragt, wie sich die Teilnahme an den Freitagstests ausgewirkt habe in Bezug auf die Reifenwahl für den bevorstehenden Grand Prix und in genereller Hinsicht, gab Anderson einige interessante Auskünfte.

"Es hat uns geholfen, sofort festzustellen auf welchen Reifen wir uns konzentrieren müssen. Wir fahren am Morgen zwar auf einer schmutzigen Strecke und müssen diese erst putzen, doch das hat uns keinen Nachteil verschafft. Die Sache ist die, dass wir, wenn wir kein Testteam haben auch kein Testauto haben, was unserer gegenwärtigen Struktur im Moment entgegenkommt."

"Wenn man ein gutes Auto, ein gutes Paket und gute Fahrer hat, kann man aber schnell auf die Strecke und sobald die einmal sauber ist, kann man auch die Reifenauswahl schnell herausarbeiten. Ich denke, dass die Freitagstest momentan einfach unserer Situation entgegenkommen, doch wir würden gerne unbeschränkt testen. Doch das wird mit dem Budget welches wir haben nicht passieren. Also müssen wir das Beste aus der Situation machen."

Veränderte Situation im Reifenreglement gepaart mit weniger Tests für Jordan schwierig

Im Vergleich zur viele Testfahrten zwischen den Rennen durchführenden Konkurrenz von British American Racing und Ferrari, wähnt Anderson das Jordan-Team aber nicht nur was die generelle Weiterentwicklung des Autos anbelangt im Nachteil, sondern auch in punkto der Reifenentwicklung, denn die Auswahl der Pneus vor einem Rennwochenende wird bei den Tests zwischen den Rennen festgelegt.

Teams die wie Jordan nicht regelmäßig an diesen Tests teilnehmen, haben somit nicht die Gelegenheit die zur Verfügung stehenden vielen Reifenmischungen und -konstruktionen auszuprobieren. Damit bleibt nur die Möglichkeit, dass man von den zwei individuellen Reifenoptionen die jedem Team zustehen eine der bekannten Spezifikationen auswählt - quasi auf Nummer sicher geht -, und bei der Wahl der zweiten Option etwas mehr Risiko eingeht.

Jordan fällt es schwer "Vertrauen in die Reifen zu bekommen"

"Ehrlich gesagt ist es für uns ziemlich schwierig genügend Kilometer abzuspulen um Vertrauen in die Reifen zu bekommen, denn wir können nicht so viel testen wie BAR oder Ferrari", verdeutlicht Anderson.

"Letztes Jahr, ich glaube es war in Brasilien, hatten wir eine andere Reifenkonstruktion die mit unserem Auto nicht wirklich harmonierte. Wir wussten aber, dass diese Richtung weiter beschritten werden wird und konnten uns deshalb darauf einstellen am Auto zu arbeiten, um das Zusammenspiel mit den Reifen zu verbessern und wir erreichten das auch nach ein paar Rennen."

"Ich denke aber auch, dass unser Auto im letzten Jahr ziemlich gut mit allen Reifen die Bridgestone zur Verfügung gestellt hat funktionierte. Dieses Jahr müssen wir aber für uns selbst die besten Lösungen finden und das ist schon etwas schwierig", schildert Anderson, dass das in der Saison 2002 geltende Reifenreglement in Kombination mit den nicht limitierten Testfahrten und der von Bridgestone geleisteten Vorarbeit für Jordan besser war.

Bridgestone-Teams sollten sich ein Beispiel an der Zusammenarbeit zwischen Michelin und seinen Partnern nehmen

Aus diesem Grund, und weil sich die Gelben wohl auch 2004 aus finanziellen Aspekten für die Teilnahme an den Freitagstest entscheiden müssen, hofft Anderson, dass die Bridgestone-Teams sich ein Beispiel an der Zusammenarbeit wie sie Michelin mit seinen Partnern durchführt nehmen.

"Ich denke, dass wir uns die Konkurrenz als Beispiel nehmen sollten was die Arbeit mit dem Reifenhersteller betrifft, denn es wäre gut sich zusammen zu tun, sie herauszufordern und am Ende dadurch hoffentlich einen besseren Reifen zur Verfügung zu haben als die anderen."

Das ist wiederum ein indirekter Hinweis darauf, dass Jordan mit der seitens Bridgestone auf Ferrari als einzigem Top-Team der Japaner ausgerichteten Reifenentwicklung und dem fehlenden Austausch zwischen den Teams unzufrieden ist.