Analyse: Das Ausmaß der Bridgestone-Katastrophe

Der Vergleich der Rundenzeiten von Australien und Malaysia zeigt, dass Bridgestone vergangenes Wochenende ordentlich verwachst hat

(Motorsport-Total.com) - Ferrari erlebte in Malaysia das wahrscheinlich ernüchterndste Rennwochenende des neuen Jahrtausends. Doch während sich Reifenhersteller Bridgestone selbst für diese Schlappe schuldig sprach, nahmen die Mannen aus Maranello ihren langjährigen Partner in Schutz. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass sich der Rückstand wohl großteils durch die Pneus erklärt.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Ingenieur

Bridgestone muss sich Gedanken machen, wie man an Performance zulegen kann

Das erste Qualifying am Samstagnachmittag eignet sich optimal für Referenzberechnungen, weil alle Fahrzeuge mit gleicher Benzinmenge unterwegs sind. Zwar hinkt dieser Vergleich beim Saisonauftakt in Australien, weil der Regen die Hackordnung durcheinander gebracht hat, doch der Blick auf die schnellsten Rennrunden beweist, dass Ferrari in Melbourne recht konkurrenzfähig war: Rubens Barrichello war mit seiner Runde von 1:26.233 schnellster Renault-Verfolger.#w1#

Auch Jordan hat gegenüber Australien stark abgebaut

Wesentlich interessanter ist aber der Vergleich der beiden anderen Bridgestone-Teams, Jordan-Toyota und Minardi-Cosworth, mit der Konkurrenz: Die schnellste Jordan-Runde im Grand Prix von Australien war nur um 93 Tausendstel langsamer als die des langsamsten Michelin-Piloten, während dieser Abstand in Malaysia 2,939 Sekunden betrug. Sprich: Bei gleichen Voraussetzungen vom Auto her waren die gelben Renner beim zweiten Rennen um 2,846 Sekunden langsamer als beim ersten.

Umgemünzt auf Ferrari liest sich dieser Vergleich so: Barrichellos schnellste Rennrunde in Melbourne war um 0,550 Sekunden langsamer als die absolut schnellste. In Malaysia hingegen lag die beste Ferrari-Zeit gleich um 1,395 Sekunden hinter der Spitze zurück. Im Klartext bedeutet dies, dass Jordan-Toyota um 2,846 Sekunden abgebaut hat, Ferrari um 0,845. Irgendwo dazwischen liegt wohl das Manko, das Bridgestone auf seine Kappe nehmen muss.

Mit Bridgestone steht und fällt die Ferrari-Performance

Natürlich sind derartige Zahlen immer mit Vorsicht zu genießen, außer Diskussion dürfte damit aber stehen, dass der japanische Reifenhersteller für die Bedingungen in Malaysia überhaupt nicht gerüstet war. Nur: Sollte sich das Level an Performance wieder auf Australien-Niveau einpendeln, sieht die Welt von Ferrari schon wieder wesentlich freundlicher aus. Geht man davon aus, dass der F2005 um rund eine halbe Sekunde schneller ist als der F2004M, so wäre die Lücke sogar fast schon geschlossen.

Bridgestone suchte indes in einer ersten Reaktion gar nicht nach Ausreden: "Auch wenn das ganze Paket wichtig ist, so ist der Grund für ein solch negatives Ergebnis ohne Zweifel bei unseren Reifen zu suchen", gab Hirohide Hamashima, Entwicklungschef bei den Japanern, zu. "Die Tatsache, dass Alonso und Trulli einige Sekunden schneller waren, liegt sicher nicht an verschiedenen Benzinmengen. Und es gibt hier keine mildernden Umstände: Es war eine große Lehrstunde."