• 25.09.2010 11:58

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Alonso/Vettel wehren sich gegen Fehler-Vorwürfe

Vier der fünf WM-Kandidaten haben diese Saison bereits gravierende Fehler begangen, Fernando Alonso und Sebastian Vettel verteidigen sich nun jedoch

(Motorsport-Total.com) - Es begann mit Mark Webbers chaotischer Vorstellung in Melbourne, setzte sich mit Fernando Alonsos Trainingscrash in Monte Carlo und der Red-Bull-Kollision in Istanbul fort, erwischte in Spa-Francorchamps auch Sebastian Vettel und zuletzt in Monza Lewis Hamilton: Die aktuellen Titelkandidaten produzieren diese Saison Fehler am Fließband.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Monte Carlo: Auch Fernando Alonso hat dieses Jahr schon Schrott produziert

Der einzige WM-Anwärter, der bisher einigermaßen fehlerfrei unterwegs war, ist Jenson Button - aber der Eindruck, dass die Top 5 für mehr Pannen sorgen als die angehenden Weltmeister vergangener Jahre, bleibt bestehen. Laut Alonso liegt das am spannenden Titelkampf: "Wenn du ein Auto hast, das besser als alle anderen Autos ist, dann gehst du ganz anders an die Rennen heran, was den Fahrstil, die Aggressivität am Start angeht und auch die Vorbereitung des Teams."#w1#

Mehr WM-Kandidaten, mehr Fehler

"Du musst dann nicht so pushen, aber wenn der Wettbewerb so hart ist, dann ist alles am Limit und du riskierst viel mehr. Das gilt nicht nur für den Fahrer, sondern auch für die Ingenieure und das ganze Team", spielt er auch gleich auf so manchen Defekt an. "So gesehen finde ich, dass es eine unfaire Behauptung ist, zu sagen, dieses Jahr haben alle mehr Fehler gemacht, aber es stimmt, dass die Fehler offensichtlicher sind, weil es gleich sechs Fahrer gibt, die Rennen gewinnen können."

"Jedem aus diesem Sextett kann jederzeit alles passieren - und wenn etwas passiert, steht es am nächsten Tag auf der Titelseite. In der Vergangenheit gab es meistens nur zwei Titelkontrahenten. Wenn der WM-Vierte oder -Fünfte einen Fehler gemacht hat, war es keine große Sache, jetzt hingegen schon. Daher fällt es mehr auf", argumentiert der Ferrari-Pilot, der auch gestern im Freien Training 20 Minuten streichen musste, weil er den Motor abgewürgt hatte.

Mark Webber und Sebastian Vettel

Die Kollision des Jahres: Mark Webber gegen Sebastian Vettel in Istanbul Zoom

Besonders scharf war die mediale Kritik aber zuletzt an Vettel, der dieses Jahr schon drei Nullrunden (Melbourne, Istanbul und Spa-Francorchamps) anschreiben ließ und bei einigen seiner Aktionen unglücklich aussah. Die Kollision mit Button in Spa-Francorchamps etwa wurde ihm sofort angelastet, ohne dass jemals thematisiert wurde, was es mit den extremen Bewegungen des Frontflügels wenige Sekunden vor dem Zusammenstoß auf sich hatte.

"Ich bin nicht der Einzige, der Fehler macht", wehrt er sich im 'Telegraph' gegen allzu scharfe Kritik. "Ich mache auch nicht mehr Fehler als andere, auch wenn es so dargestellt wird. Ich könnte auch sagen, dass Lewis bei seinem Ausflug ins Kiesbett in Spa Glück hatte. Ich könnte sagen, dass er in Monza einen Riesenfehler gemacht hat und in der ersten Runde ausgeschieden ist. Das könnte helfen, das Bild in der Presse zu ändern."

Vettel übt auch Selbstkritik

"So bin ich aber nicht", winkt der Red-Bull-Pilot, der derzeit 24 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Webber hat, ab. "Für mich ist das Wichtigste, nach vorne zu schauen und mich nicht davon verunsichern zu lassen, was gesagt oder geschrieben wird - und aus meinen Fehlern zu lernen. Wie viele Fehler habe ich dieses Jahr gemacht? Vielleicht zwei. Und wenn ich mal einen mache, dann bin ich der Erste, der sich selbst dafür kritisiert..."

Jenson Button und Sebastian Vettel

Kollision zwischen Jenson Button und Sebastian Vettel in Spa-Francorchamps Zoom

Rückendeckung erhält er von Helmut Marko: "Vettel wird derzeit sehr stark und wie ich finde unfair kritisiert", erklärt der Red-Bull-Motorsportkonsulent im Interview mit 'Motorsport-Total.com' und nennt Beispiele: "Nehmen wir Spa her: Hamilton rutscht raus und McLaren steht da und feiert sein Fahrgenie. Dass er einen Zentimeter vor der Leitplanke war und aus dem Kies wieder rauskommt, war pures Glück, nichts anderes."

"Vettel ist überrascht durch das etwas frühere Bremsen von Button, es ist auch etwas mehr Nässe und auch noch eine Bodenwelle dort. Er weiß, dass er nur dort überholen kann, weil die Mercedes-Motoren in allen anderen Passagen uneinholbar sind. Jetzt geht das schief, aber das ist eine Rennsituation", schildert er. "So ist für ihn die ganze Saison gelaufen, sowohl auf der technischen wie auch auf der Glücksseite."

"Nehmen wir Silverstone: Hamilton fährt ihm rein, sodass sein Flügel normalerweise in 1.000 Teile zerbrechen muss. Aber was passiert? Vettel hat einen Reifenschaden", so Marko. "Dieses Glückspendel, das Hamilton auf seiner Seite hatte, hatte Sebastian negativ gesehen auf seiner Seite. Das müsste aber irgendwann aufhören - und ich hoffe, dass das im letzten Saisondrittel passieren wird, damit wir wirklich unsere Stärken zeigen und mit beiden Autos ganz vorne landen können."