Alonso und der "Feind im eigenen Lager"
Fernando Alonso schießt gegen sein eigenes Team und glaubt, dass einige im Team nicht wollen, dass er erneut Weltmeister wird
(Motorsport-Total.com/sid) - Im Hochspannungs-Finale der Formel 1 kämpft Weltmeister Fernando Alonso an vielen Fronten. "Dem ganzen Renault-Team ist die Konstrukteurs-WM viel wichtiger als meine erfolgreiche Titelverteidigung", maulte der Spanier nach dem Verlust der WM-Führung an Michael Schumacher. Die Medien in Alonsos Heimat stützen diese provokante These. "Er hat den Feind im eigenen Lager", stellte die Tageszeitung 'Marca' nüchtern fest.

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Alonsos Titelverteidigung ist zuletzt völlig aus dem Tritt geraten
Dagegen kann sich Michael Schumacher nicht erst seit seinem Sieg in Shanghai blind auf sein Ferrari-Team verlassen und sieht dem anstehenden Renn-Wochenende in Suzuka deshalb voller Freude entgegen.
Eine derart entspannte Vorbereitung auf das möglicherweise schon entscheidende Rennen der Saison ist Fernando Alonso nicht vergönnt. Nach dem zweiten Platz in Shanghai, wo ihn eine falsche Reifenwahl und ein verpatzter Boxenstopp den möglichen Sieg und die WM-Führung kosteten, steht der Champion mit dem Rücken zur Wand.#w1#
Dass sein Teamkollege Giancarlo Fisichella ihn in Shanghai zwischenzeitlich sogar überholte, anstatt ihn weiter gegen Schumacher abzuschirmen, war für Alonso ein eindeutiges Zeichen: "Ich glaube nicht, dass Felipe Massa in einer ähnlichen Situation an Schumacher vorbeigefahren wäre."
Der 25-Jährige vermutet, dass "einige im Team froh wären, wenn ich die Nummer eins nicht mitnehme". Bereits Anfang des Jahres hatte der Spanier seinen Wechsel zu McLaren-Mercedes für 2007 angekündigt. Fragt sich, was Renault lieber wäre: Alonso, der als Weltmeister mit Renault zu McLaren-Mercedes geht und dort vielleicht nicht Weltmeister wird oder Alonso, der als Vize-Weltmeister zu McLaren-Mercedes geht und dort vielleicht wieder Weltmeister wird...
In jedem Fall ist Alonso vor den letzten beiden Rennen am kommenden Sonntag in Suzuka erstmals seit Saisonbeginn nicht mehr der Gejagte. Beim Punktegleichstand von 116:116 hat Schumacher, der in den letzten dreieinhalb Monaten 25 Zähler aufgeholt hat, aufgrund der größeren Anzahl von Siegen (7:6) die Nase vorn und könnte in Suzuka bereits seinen achten WM-Titel perfekt machen. Dafür müsste der Ferrari-Pilot gewinnen und Alonso ausfallen oder maximal Neunter werden.
Dass die Chemie bei Renault spätestens seit Alonsos öffentlichem Kommentar "Die Liebe zu Renault war erloschen" nicht mehr stimmt, zeigt auch die Tatsache, dass der Technische Direktor Pat Symonds öffentlich erklärte, Alonso habe in Shanghai den Wechsel der Vorderreifen beim ersten Boxenstopp gefordert, was sich später als entscheidender Fehler herausstellte: "Fernando trifft normalerweise gute Entscheidungen. Diesmal lag er daneben."
Die Panne beim zweiten Boxenstopp, als eine Radmutter aus dem Schlagschrauber gefallen war und die Abfertigung des Spaniers um zehn Sekunden verzögerte, hatte laut Alonso allerdings keine entscheidenden Auswirkungen mehr auf den Rennausgang. Pikant nur, dass der Patzer angeblich dem gleichen Mechaniker passierte, der schon bei Alonsos Ausfall in Ungarn die Radmutter angezogen hatte, die sich dann nach wenigen hundert Metern löste.
Ganz anders ist die Stimmung bei Ferrari. Fünf Siege in den letzten sieben Rennen haben die Basis dafür gelegt, dass Schumacher den achten Titel zum krönenden Abschluss seiner Karriere dicht vor Augen hat. Schumacher gibt alle Lorbeeren umgehend an sein Team weiter: "Dies ist einfach eine ganz besondere Truppe." Von der Fernando Alonso nur träumen kann.

