GP Abu Dhabi
Abu Dhabi in der Analyse: McLaren holt ersten Titel seit 26 Jahren
F1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Verstappen sauer: "Dumme Idioten!" +++ Norris-Sieg bringt McLaren den WM-Titel +++ Ferrari: WM nicht in Abu Dhabi verloren +++
Saison offiziell beendet
Die FIA hat eben das finale Endergebnis veröffentlicht. Dieses kommt immer erst einige Stunden nach dem Rennen und bedeutet, dass es jetzt keine nachträglichen Strafen mehr gibt. Das Abu-Dhabi-Ergebnis ist also fix - und damit auch der WM-Endstand.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Lando Norris heute den Vizetitel bei den Fahrern gewonnen hat. Charles Leclerc lag vor dem Rennen ja nur acht Punkte hinter ihm, aber mit seinem vierten Saisonsieg hat Norris P2 abgesichert.
Lawson ärgert sich: Hatten eine gute Pace
Das Rennen des Neuseeländers endete effektiv damit, dass sein linker Vorderreifen nach dem Boxenstopp nicht richtig fest war. Er musste deswegen direkt noch einmal rein und kassierte danach auch noch eine Strafe.
Er berichtet: "Es hat genervt. So etwas ist immer schmerzhaft, vor allem wenn der Speed wirklich gut ist. Obwohl wir [danach] raus aus den Punkten waren und ein paar Runden Rückstand hatten, haben wir eine wirklich gute Pace gezeigt."
Er habe sofort gemerkt, dass das Rad nicht richtig fest sei. "Als ich aus dem Tunnel herausfuhr und nach rechts auf die Strecke abbog, konnte ich sehen, dass es funkte und vibrierte."
"Ich muss es mir noch einmal genau ansehen, aber ich sah, dass die Ampel grün wurde, und bin losgefahren. Ich schätze, das Rad war nicht drauf", zuckt er die Schultern.
Wie geht es nun weiter für ihn? "Ich weiß es noch nicht. Mein Ziel ist es, nächstes Jahr in der Formel 1 zu sein, aber ich weiß noch nicht, wo das sein wird", so Lawson.
Colapinto: Rennen nach Piastri-Crash gelaufen
Der Argentinier hätte vermutlich sowieso nicht gepunktet, doch sein (vorerst) letztes Formel-1-Rennen konnte er wegen der Aktion von Oscar Piastri nicht einmal beenden.
"Ich wusste, dass wir schnell waren", betont er. Doch Piastri habe ihn "sehr hart" getroffen und danach sei sein Auto hinten stark beschädigt gewesen.
"Ich hatte auch einen Reifenschaden, also waren die letzten paar Rennen nicht das, was ich wollte", ärgert er sich. Letztendlich musste er mit einem Motorenproblem dann ganz aufgeben.
"Es war einfach nicht das Ende der Saison, das ich mir gewünscht habe, aber das gehört zur Formel 1. Trotzdem ist mein Traum in Erfüllung gegangen und es war eine tolle Erfahrung", betont er.
Warten wir mal ab, ob wir ihn irgendwann wieder in der Königsklasse sehen.
Horner: Man muss nicht jeden Funk ausstrahlen
Bereits gestern kritisierte Fernando Alonso die TV-Regie, weil diese seiner Meinung nach bewusst versucht, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken. Auch Christian Horner schlägt nun in eine ähnliche Kerbe.
Konkret geht es um den "Idioten"-Funk von Max Verstappen. Horner erklärt: "Ich bin sicher, in jedem Sport wird es im Eifer des Gefechts immer Frust von Spielern oder Sportlern geben, wenn du die Nachricht der Strafe übermittelst."
"Wenn Fußballer Mikrofone hätten, dann würde es da sicherlich auch ein paar derbe Worte geben", glaubt er und ergänzt, dass es manchmal "sehr unfair" sei, dass in der Formel 1 alles übertragen werde.
"Der Vorteil des Sports ist der Zugang, der gewährt wird. Man wird nie eine Kamera oder ein Mikrofon in einer Umkleidekabine beim Fußball oder Rugby finden. Es ist einzigartig, und manchmal muss nicht jede Nachricht ausgestrahlt werden", findet er.
Hamilton: Emotionaler Abschied auf einem Hoch
"Es war ein turbulentes Jahr - wahrscheinlich das längste Jahr meines Lebens", verrät Lewis Hamilton nach seinem letzten Rennen für Mercedes. Denn er habe bereits vor dem ersten Saisonrennen gewusst, dass er das Team verlassen wird.
"Es ist wie in einer Beziehung, wenn man seinem Gegenüber gesagt hat, dass man geht, aber noch ein ganzes Jahr lang zusammenlebt", zieht er einen Vergleich. Zumindest habe er zum Abschied noch einmal ein gutes Rennen gehabt.
"Es gab viele emotionale Höhen und Tiefen, aber wir haben heute mit einem Hoch abgeschlossen", betont der Rekordweltmeister, der heute übrigens nicht geweint habe, weil er das bereits am Donnerstag erledigt habe.
"Dieses Wochenende, am Donnerstag, hat mich das Team oben [in der Hospitality] überrascht und das war super emotional. Ich habe keine Tränen mehr, da ist alles rausgekommen", verrät er.
Hülkenberg: Kleines Happy-End zum Abschied
Anders als Bottas verabschiedet der Deutsche sich mit einem weiteren Top-10-Ergebnis von Haas. Bei Sky verrät er: "Wenn du in so einem WM-Kampf bist, auch wenn es nur um Platz sechs geht, ist natürlich alles ein bisschen angespannter."
Letztendlich schaffte man es aber nicht mehr, Alpine noch abzufangen. Trotzdem blickt Hülkenberg gerne auf seine Zeit bei Haas zurück und erklärt: "Es war cool, zwei Jahre lang Teil davon zu sein und diese Reise mitzumachen."
"Als ich vor zwei Jahren beim Test hier anfing und wir an dem Montag damals den Sitz gemacht haben, da habe ich so viele skeptische Gesichter gesehen. Die Mechaniker dachten wohl: 'Günther [Steiner], was ist denn hier los? Du holst hier einen Halbrentner, der drei Jahre nicht im Auto saß.'"
"Ich muss sagen, da ging auch mir kurz der Arsch auf Grundeis. Aber dann habe ich doch schnell gelernt, dass ich Autofahren doch noch kann. Ich glaube, wir sind sehr sehr eng zusammengewachsen in den zwei Jahren", so Hülkenberg.
Bottas verabschiedet sich mit zwei Strafen
Zwei Unfälle und zwei Strafen im vielleicht letzten Formel-1-Rennen von Valtteri Bottas. "Es ist schade, dass der heutige Tag nicht für mich gelaufen ist. Es begann mit dem Vorfall mit Checo", blickt der Finne zurück.
"Ich war auf der Innenseite, und er nahm eine sehr enge Linie, was natürlich erlaubt ist. Aber ich konnte nicht einfach verschwinden und bekam dafür eine Strafe", zuckt er die Schultern.
In der Tat wirkte diese Zehn-Sekunden-Strafe etwas hart, der Crash mit Kevin Magnussen ging dann aber klar auf seine Kappe. Er sei auf alten Reifen gewesen, erklärt er, und habe dann einfach die Räder blockiert.
Magnussen habe dann das Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, denn für ihn ging es dann nur noch geradeaus - und damit direkt in den Haas.
Bottas gesteht: "Ich bin erleichtert, dass diese Ära meiner Karriere vorbei ist." Denn die Saison beendet er ohne einen einzigen WM-Punkt.
Piastri: Habe es "falsch eingeschätzt"
Natürlich wollen wir auch die andere Seite zu Wort kommen lassen. "Die ersten paar Runden waren ziemlich miserabel", gesteht Oscar Piastri. Denn nach der Verstappen-Aktion kassierte er ja auch selbst noch eine Strafe.
"Ich muss es mir noch einmal ansehen, aber ich glaube, ich habe einfach falsch eingeschätzt, wo alle bremsen würden", sagt er über die Szene, bei der er Franco Colapinto nach dem VSC ins Heck krachte.
"Als ich mit Colapinto zusammenkam, war das so ziemlich der Sargnagel für mein Rennen", gesteht er. Über Verstappen sagt er derweil: "Max kam, um sich zu entschuldigen, und die Strafe spricht für sich selbst."
Marko: McLaren war sowieso zu schnell
Wir bleiben eben bei Red Bull. Helmut Marko sagt bei Sky zur Verstappen-Strafe: "Ich glaube, dass Piastri in der erste Kurve etwas mehr Platz hätte lassen können. Ich dachte, 'let them race' gilt zumindest für die erste Runde."
"Zehn Sekunden sind schon eine harsche Strafe, aber wir hätten den Speed von McLaren ohnehin nicht gehen können. Sie waren deutlich schneller", räumt er ein. Der Sieg wäre heute also eh nicht drin gewesen.
"Auf dem harten Reifen waren wir ungefähr auf dem Level von Ferrari", sagt er, resümiert aber letztendlich: "Es war nicht das Ende [der Saison], das wir uns vorgestellt hatten."
Zum "Idioten"-Spruch von Verstappen sagt er übrigens noch: "Das war nicht sehr diplomatisch ..."
Verstappen: Habe mich schon entschuldigt
Der Niederländer sagt über den Vorfall beim Start: "Der Start war gut, und dann habe ich es innen versucht und schnell gemerkt, dass sich die Lücke schließt. Ich wollte noch rauskommen, weil ich natürlich nicht mit Oscar kollidieren wollte."
"Aber leider haben wir uns berührt. Ich habe mich schon bei Oscar entschuldigt", so der Weltmeister, der mit seiner Strafe aber trotzdem nicht happy ist. "Um ehrlich zu sein, möchte ich nicht darüber reden", winkt er ab.
"Ich bin einfach froh, dass die Saison vorbei ist. Für mich war am wichtigsten, mich bei Oscar zu entschuldigen, weil ich nichts zu gewinnen oder zu verlieren hatte. Ich habe es versucht, es hat nicht funktioniert."
Noch einmal auf die Strafe angesprochen sagt er: "Ich verstehe gar nichts mehr, aber passt schon. Whatever. Ich rege mich nicht über so etwas auf, das ist meine Zeit nicht wert. Wie gesagt: Mir ist am wichtigsten, dass ich mich bei Oscar entschuldigt habe."
Eine Untersuchung wegen seiner Beschimpfung am Funk wurde übrigens noch immer nicht eingeleitet. Vielleicht kommt er hier also mit einem blauen Auge davon.
McLaren-Jubel
Hier haben wir ein kleines Jubelvideo aus der McLaren-Garage für euch. Wichtige Anmerkung dazu: Das ist "nur" der Siegerpokal aus Abu Dhabi, den WM-Pokal hat man noch nicht bekommen.
Der wird erst am kommenden Freitag bei der offiziellen FIA-Gala überreicht. Erst dann erhält übrigens auch Max Verstappen seine Trophäe als Fahrer-Weltmeister. Die hat er auch noch nicht.
Keine Magnussen-Strafe
Gegen den Dänen lief ja auch noch eine Untersuchung, weil er vor dem Rennen mit einem Probestart womöglich gegen eine Vorgabe verstoßen hatte. Inzwischen wurde er aber freigesprochen.
Hintergrund: Die Rennkommissare kamen zu dem Schluss, dass Magnussen keinen unerlaubten Probestart gemacht habe, er sei einfach nur normal losgefahren. Hier das kurze Urteil im Wortlaut:
"Car 20 pulled away from the pit exit light to start the reconnaissance laps after the pit exit light went green. Whilst the driver did rev the engine for a fraction of a second before pulling away, the Stewards do not consider this to be a practice start."
McLaren stellt Rekord auf
Noch etwas für alle Statistikfreunde: McLaren hat heute den Rekord für die längste Zeit zwischen zwei WM-Titeln gebrochen. Zwischen 1998 und 2024 lagen 26 Jahre und damit mehr als ein Vierteljahrhundert.
Zum Vergleich: Der bisherige Rekordhalter war Ferrari, da waren es aber "nur" 16 Jahre zwischen 1983 und 1999.
Insgesamt war es für McLaren der neunte Titel, damit hat man jetzt mit Williams gleichgezogen. Mehr hat Titel lediglich noch Rekordchampion Ferrari auf dem Konto (16).
Strafe für Bottas
Der Finne hat für den Unfall mit Kevin Magnussen noch eine Strafe kassiert. Er muss bei seinem nächsten Rennen in der Startaufstellung fünf Platze nach hinten, zudem gab es drei Strafpunkte.
Der Haken an der Sache: Es steht gar nicht fest, ob Bottas überhaupt irgendwann noch einmal in der Formel 1 fahren wird. Für 2025 hat er zumindest kein Cockpit. Hier trotzdem das Urteil im Wortlaut:
"Car 77 was on the inside of Car 20 on the approach to Turn 6, misjudged his braking significantly and collided with Car 20 which was entering the corner on the regular racing line."
"As Car 77 retired from the race, the Steward determine that a grid drop is warranted which is the equivalent of a drive-through penalty and three penalty points are warranted due to the significant misjudgement of the driver."
Sainz: Mehr war nicht drin
Auch der Spanier ist der Meinung, dass Ferrari heute unter normalen Umständen keine Chance auf den Titel hatte. Denn McLaren sei einfach zu schnell gewesen.
"Am Ende war Platz zwei das Maximum, was wir heute erreichen konnten, angesichts der Pace von Lando im McLaren", stellt er klar und betont ebenfalls, "alles gegeben" zu haben.
"Im ersten Stint sah es so aus, als könnten wir an ihnen dranbleiben. Sobald wir dann die harten Reifen aufgezogen hatten, schienen sie aber einfach ein oder zwei Zehntel pro Runde schneller zu sein", so Sainz.
Das sei bereits am ganzen Wochenende so und damit erwartbar gewesen. McLaren sei "etwas außer Reichweite" gewesen. Daher habe sein Ex-Team den Titel auch verdient, stellt er klar.
Leclerc enttäuscht: "Es tut weh"
Dem Monegassen ist die Enttäuschung bei seinem Interview nach dem Rennen anzumerken. Er hat sich von P19 aus noch bis auf das Podium nach vorne gearbeitet. Zum Titel hat es aber trotzdem nicht gereicht.
"Ich wusste, dass ich sehr aggressiv sein musste", sagt er über seine erste Runde, in der er gleich mehrere Positionen gewann. Mehr als P3 sei bei dieser Ausgangslage aber trotzdem nicht drin gewesen.
"Ich denke, wir haben das Maximum herausgeholt", sagt er, betont aber trotzdem: "Es tut natürlich weh." Denn am Ende fehlen Ferrari lediglich 14 Punkte auf McLaren. "Wir haben alles versucht", versichert Leclerc.
Immerhin gebe es ihm Hoffnung für 2025, dass die zweite Saisonhälfte "sehr gut" gewesen sei. Denn zwischenzeitlich habe man nicht daran geglaubt, überhaupt eine Chance auf den Titel zu haben.

