• 25.05.2004 14:18

70 Jahre Silberpfeil: Der Lack ist ab

1934 wurde in einer Nachtschicht am Nürburgring der Silberpfeil geboren - von diesen Erfolgen ist man derzeit weit entfernt

(Motorsport-Total.com/sid) - Vor 70 Jahren schlug im alten Forsthaus einen Steinwurf entfernt vom Nürburgring die Geburtsstunde der berühmten Mercedes-Silberpfeile. Beim Eifelrennen am 3. Juli 1934 traten die Rennwagen aus Stuttgart zum ersten Mal nicht im traditionellen Weiß, sondern in Silber an - und Manfred von Brauchitsch feierte einen überlegenen Sieg, von dem am Sonntag beim Großen Preis von Europa seine "Enkel" Kimi Räikkönen und David Coulthard kaum zu träumen wagen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Nicht alles ist Silber was glänzt...

Denn damals wie heute gilt: Der Lack ist ab. Nach sechs Rennen belegt McLaren-Mercedes mit mageren fünf Punkten lediglich Rang sechs in der Konstrukteurswertung der Königsklasse und ist momentan weit von früheren Glanzleistungen entfernt. Vor 70 Jahren standen vor dem Erfolg aber eine geniale Idee und eine Nachtschicht.#w1#

Der W 25, der erste Mercedes der damals neuen 750-kg-Formel, war am Tag vor dem Rennen nämlich ein Kilo zu schwer. "Da müssen Sie sich einen Ihrer Tricks einfallen lassen", sagte der im Februar 2003 im Alter von 97 Jahren verstorbene von Brauchitsch damals zu dem legendären Rennleiter Alfred Neubauer: "Sonst sind wir die Lackierten."

Lack? Das war's! Die ganze Nacht wurde geschabt, gekratzt, geschliffen, bis nur noch das blanke Aluminium zu sehen war. Das eine Kilo war runter, der erste "Silberpfeil" geboren - und siegreich, was auch bis zum Zweiten Weltkrieg mit Fahrern wie von Brauchitsch oder Rudolf Caracciola so blieb.

Nach dem Krieg nahm Mercedes die Motorsport-Aktivitäten erst 1952 wieder auf. Mit Juan Manuel Fangio gelang ein triumphales Formel-1-Comeback, der legendäre Argentinier bescherte den Stuttgartern 1954 und 1955 den Formel-1-Titel. Dann stoppte allerdings der Unfall des Franzosen Pierre Levegh, bei dem 1955 bei den 24 Stunden von Le Mans der Fahrer und 82 Zuschauer starben, für 33 Jahre die Motorsport-Aktivitäten der Schwaben und die Erfolgsstory der Silberpfeile.

Aber auch die Siege nach dem Comeback 1988 in der Sportprototypen-WM, der DTM und später auch wieder der Formel 1 sind untrennbar mit der Farbe silber verbunden. Vor allem in der Königsklasse wiederholte sich 1997 die Geschichte. Nach zwei sieglosen Jahren mit dem neuen Partner McLaren lackierte das britisch-schwäbische Team seine Boliden wieder silber - und der Schotte Coulthard gewann auch Anhieb beim Saisonstart in Melbourne.

Es folgten 1998 und 1999 die WM-Titel für den Finnen Mika Häkkinen sowie die Konstrukteurskrone 1998. In der vorigen Saison war Kimi Räikkönen ganz nah dran und verlor erst im letzten Rennen des Jahres das WM-Duell mit Michael Schumacher. Erfolge, an die McLaren-Mercedes gerne wieder anknüpfen würde. Helfen soll ein neuer "Silberpfeil", der in den nächsten Wochen seine Premiere feiern soll.