50 Jahre Silverstone: Die Rückkehr der Turbos

Die Grand-Prix-Strecke in Silverstone erlebt 2014 ein Revival der Turbo-Motoren - Zum 50. Jubiläum erinnert man sich an alte Glanzzeiten

(Motorsport-Total.com) - Am 6. Juli 2014 ist es soweit. Das 50. Formel-1-Rennen wird in Silverstone ausgetragen. Das Jubiläum ist aber nicht gleichzusetzen mit den britischen Grands Prix insgesamt. Denn der Große Preis von Großbritannien wurde auch auf den Strecken in Aintree und Brands Hatch ausgetragen. Trotzdem ist das Rennen im Vereinigten Königreich neben Italien das einzige, das alle 64 Jahre im Formel-1-Rennkalender zu finden war.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Der Franzose Alain Prost in seinem Renault RE40 im Jahr 1983 Zoom

Im Vorfeld des Jubiläums waren Damon Hill, Romain Grosjean und Derek Warwick in England zu Gast. Man sprach nicht nur über Erinnerungen sondern bestaunte auch historische Grand-Prix-Boliden

Darunter waren der erste Turbo-betriebene Renault RS01 aus dem Jahr 1977, der Renault RE40 - das Siegerauto von Alain Prost 1983, der Lotus 98T von Ayrton Senna aus dem Jahre 1986 mit der speziellen John-Player-Special-Lackierung. Aber auch das Siegerauto 1991 von Nigel Mansell - der Williams-Renault FW14 und der Williams-Renault FW18 mit dem Damon Hill die Weltmeisterschaft 1996 für sich entscheiden konnte.

Paraden der Nostalgie

Am Silverstone-Wochenende werden diese Autos zusammen mit anderen Siegerautos auf dem Kurs in Northamptonshire eine Parade bilden und von großen Namen der britischen Motorsportgeschichte gefahren werden. Lotus-Pilot Romain Grosjean durfte schon vergangenen Donnerstag einen historischen Wagen fahren. Er pilotierte den Renault RE40 von Alain Prost, mit dem der Franzose 1983 Zweiter in der Weltmeisterschaft wurde, und konnte so das Fahrgefühl der historischen Boliden mit den heutigen Modellen vergleichen. Der RE40 wird von einem V6-Twin-Turbo angetrieben und kommt auf 880 Pferdestärken.

"Den RE40 zu fahren hat sich gleich, aber doch auch anders angefühlt", beschreibt Grosjean das Fahrgefühl. "Abtrieb, Tempo, Bremsen - das Verhalten des Autos, das ist Formel 1. Auch wenn es 30 Jahre alt ist, fühlt es sich gleich an wie heute. Aber natürlich war es etwas schwierig, sich an das H-Getriebe zu gewöhnen."

"Das Turbo-Loch war sehr groß - man muss sich vorstellen, wie schwierig es gewesen sein muss die Reifen aufzuwärmen und das Gaspedal richtig einzusetzen. Die Technologie, die wir in diesem Jahr haben, lässt den Turbo im Vergleich sehr einfach aussehen", sagt Grosjean. Ein positiver Aspekt waren die wenigen Knöpfe auf dem Lenkrad. Und auch der Sound "hat sich nach einem echten Motor von früher angefühlt. Das nicht verbrannte Benzin im Auspuff hat einen sehr schönen Lärm gemacht."

Hamilton der Favorit beim Heim-Rennen?

Hill erinnert sich zurück an seine Heim-Rennen in den Neunzigerjahren: "Es ist großartig mit dem Auto wiedervereint zu sein, mit dem ich die Weltmeisterschaft 1996 geholt habe. Obwohl ich den britischen Grand Prix nicht damit gewonnen habe. Das war zwei Jahre früher, 1994 im Williams-Renault." Vor allem als britischer Pilot sei das Rennen in Silverstone etwas Besonderes, so Hill.

"Es ist eines der größten Events von allen Rennen. Hier ist immer eine große Menschenmenge. Den Leuten Zufriedenheit durch einen Sieg zu geben, das kann man nicht schlagen", schwärmt der Brite weiter. "In diesem Jahr wird es eine extra Portion Aufregung geben, da es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, einen britischen Fahrer siegen zu sehen." Damit meint der Sohn von Graham Hill natürlich Lewis Hamilton, der in dieser Saison bereits vier Siege für sich verbuchen konnte und die WM anführt.

Derek Warwick fuhr in seiner aktiven Karriere ebenfalls in Silverstone und ist nun Präsident des British Racing Drivers Club (BRDC) und bei manchen Formel-1-Rennen als Rennkommissar der FIA im Einsatz. "Silverstone ist die Heimat des Motorsports, und es ist die herausforderndste Strecke, auf der ein Rennfahrer je fährt. Rennfahren vor deinem Heimpublikum lässt dich um zwei Zentimeter wachsen. Du wirst von der Menschenmenge angefeuert, deine Herzfrequenz erhöht sich und es ist einfach großartig, man kann es nicht beschreiben."

Parallelen zwischen damals und heute

"Der britische Grand Prix hat sich zu einem Viertages-Event entwickelt, und in diesem Jahr werden die Fans die Möglichkeit haben, mit den Paraden nahe an die Rennautos ranzukommen." Auch das Weltmeisterauto von Hamilton aus dem Jahr 2008 wird ausgestellt sein. Jackie Stewart wird seinen Matra-Ford MS80, mit dem er den britischen Grand Prix 1969 gewonnen hat, in der Parade fahren.

Rob White, Renaut Technik-Chef, vergleicht die alten und neuen Turbo-Motoren: "Mit den Turbos der Siebzigerjahre hat alles angefangen für Renaut in der Formel 1. Zu dieser Zeit waren die 1,5 Liter-Motoren etwas, das wir nie zuvor gesehen haben. Ich kann mich daran erinnern diese beim britischen Rennen gesehen zu haben - ich war wirklich beeindruckt, wie schnell und stark sie ausgesehen haben." Er ergänzt: "Sie mögen brutal aussehen, aber die Technologie unter der Verkleidung war sehr innovativ."

Und was ist der Unterschied zu den Turbos der Saison 2014? "Dieses Jahr haben wir eine andere Herausforderung mit den Turbos, die mit den extrem ausgeklügelten Energierückgewinnungs-Systemen zusammenarbeiten", erklärt White. "Nichtsdestotrotz gibt es starke Ähnlichkeiten zwischen den Ären: Avantgarde-Technologie, konstante Innovation und pures Rennfahren."