Pirelli-Vertag mit der FIA noch nicht in trockenen Tüchern

Bis 2019 soll Pirelli offizieller Reifenausstatter der Formel 1 bleiben. Aufgrund des neuen Reglements für 2017 zieht sich eine Einigung mit der FIA jedoch in die Länge

(Motorsport-Total.com) - Zwar brachte die erweiterte Reifenwahl von Pirelli beim Saisonauftakt in Melbourne wieder ordentlich Würze in die Formel 1 2016. Dennoch hat der italienische Reifenhersteller momentan mit mehreren Baustellen zu kämpfen. Nico Rosberg beschwerte sich nach dem Großen Preis von Australien, dass die Pneus kaum auf Temperatur zu bringen seien. Die geplante Reifenklippe durch einen härteren zweiten Gummi unter der Lauffläche versagte. Hinzu kommen Vertragsunklarheiten.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone, Paul Hembery

Was die kommerzielle Vermarktung angeht, ist sich Pirelli mit Ecclestone einig Zoom

Zwar hat Pirelli mit Formel-1-Primus Bernie Ecclestone einen Vertrag für 2017 bis 2019 abgeschlossen. Der Vertrag mit der FIA ist aber immer noch nicht unterschrieben. Könnte also doch noch etwas dazwischen kommen? "Nein, ich denke nicht. Der aktuelle Vertrag läuft immer noch ein Jahr", beschwichtigt Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wir klären noch ein paar Vertragsdetails mit der FIA ab, dann sind die Teams dran, und außerdem muss das endgültige Reglement abgesegnet werden", erklärt der Engländer das Prozedere und sagt weiter: "Das Aerodynamik-Paket wurde ja scheinbar schon von der Formel-1-Kommission durchgewunken (McLaren-Vorschlag statt Red-Bull-Vorschlag; Anm. d. Red.)." Dabei führen die neuen Aero-Regeln zu wesentlich höheren Belastungen auf die Reifen - von rund 25 Prozent mehr ist die Rede.

Neues Reglement für 2017 stetzt Pirelli unter Druck

Eine Herausforderung für Pirelli. Doch Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting zeigt sich optimistisch: "Wir haben Pirelli eine Liste mit Anforderungen für 2017 gegeben. Sie sind zuversichtlich, dass sie diese Anforderungen erfüllen können. Und wenn sich doch herausstellen sollte, dass das nicht der Fall ist, müssen wir zu gegebener Zeit damit klar kommen. Dafür habe ich momentan keinen Plan."


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Das Problem ist, dass es derzeit noch kein Formel-1-Auto gibt, das dem Reglement von 2017 entspricht. Zum Testen muss Pirelli daher wohl vorerst auf ältere Modelle zurückgreifen. Da es schon im Juni erste Tests geben soll, wird die Zeit knapp. Dennoch hat der Reifenhersteller hohe Ziele: Nächstes Jahr will er den Fahrern Reifen mit weniger Abbau durch Temperaturempfindlichkeit zur Verfügung stellen und damit aggressiveres Pushen möglich machen.

"Alle Simulationen besagen, dass wir in Barcelona nächstes Jahr um 4,5 bis fünf Sekunden schneller sein sollten", blickt Hembery voraus. Zwischen den verschiedenen Mischungen wolle man die Abstände jedoch ähnlich wie derzeit halten. "Vielleicht werden die Mischungen für die Straßenkurse mit den aktuellen Ultrasoft- und Supersoft-Mischungen Gemeinsamkeiten haben, denn man benötigt mehr chemischen Grip. Die Haftung ist entscheidend, weil die Oberfläche so glatt ist", erklärt er weiter.


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Doch bis es soweit ist, muss man sich mit der FIA einig werden. "Was die schriftlich definierten Zielsetzungen angeht, haben auch wir ein paar Anforderungen", so Hembery. Pirelli will unter anderem mehr Testtage durchsetzen. Mit den bisherigen Verhandlungen ist der Motorsportchef aber zufrieden. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, es ginge nur noch um Details: "Der neue Vertrag stellt im Vergleich zu den bisherigen Verträgen eine klare Verbesserung dar", lobt der Brite.