• 03.05.2013 17:06

  • von Dominik Sharaf

Zeitplan lässt Piloten zappeln: Nur gucken, nicht anfassen

Gary Paffett, Bruno Spengler und Mattias Ekström bereitet der Freitag ohne Fahrpraxis Unbehagen: "Es gibt fast nur noch Reden", hadert der Schwede

(Motorsport-Total.com) - Freitag in Hockenheim: Die Motoren heulen auf, aber die DTM-Boliden bleiben von früh bis spät in der Box. Schuld ist der neue Zeitplan für die Rennwochenenden, der die Tourenwagen-Piloten bis zum Samstagvormittag zappeln lässt, ehe sie für das Freie Training hinter das Steuer dürfen. Vollblut-Racern liegt es einfach weniger, auf Pressekonferenzen ein und dieselben Fragen zum dritten, vierten und fünften Mal zu beantworten, als nach einem langen Winter endlich wieder den rechten Fuß zu nutzen.

Titel-Bild zur News: Joey Hand, Augusto Farfus

Die DTM-Boliden dürfen erst am Samstagvormittag ausrollen Zoom

Ein gut gelaunter Gary Paffett redet nicht lange um den heißen Brei: "Ich säße lieber in einem Auto anstatt mit euch zu sprechen", erklärt der Mercedes-Star und amtierende Vizemeister den Journalisten schmunzelnd. Und auch Mattias Ekström, der schon beim ITR-Test vor rund einem Monat Mikrofon statt Visier vor der Nase hatte, wird so langsam wortkarg: "Es gibt fast nur noch Reden und kaum noch Fahren. Und ich würde viel lieber fahren als reden", meint der Schwede in seiner gewohnt direkten Art. Da ist er nicht der einzige.

Denn wenn die Nachwuchs-Piloten die ersten Runden des Wochenendes drehen, wird der DTM-Champion neidisch. "Wenn ich schon die Formel 3 höre...", überlegt Bruno Spengler vor der Geräuschkulisse des Rahmenprogramms. Doch es geht nicht nur darum, den Piloten ihren Spaß zu verschaffen. Paffett befürchtet: "Es ist schwierig, das Setup richtig einzustellen, das könnte das Rennen schwierig machen." Wer am Samstagvormittag sein Auto nicht auf den Punkt abstimmt, kann wegen der Parc-ferme-Regel nichts mehr gerade biegen.

"Lotterie" und "Eiertanz"

Die ausgesprochene positive Stimmung, die Paffett versprüht, lässt sich davon aber nicht trüben: "Überhaupt ist das das einzig Negative, der Mangel an Fahrpraxis", so der Brite, der trotz des bitteren Saisonfinales 2012 zuversichtlich wirkt. Denn Neuerungen wie das Drag-Reduction-System (DRS) und der Option-Reifen kommen bei ihm in Kombination mit den sonst stabilen Regeln gut an, er verspricht sich mehr Rennaction. Dennoch warnt Paffett vor zu viel Zufall: "Es geht darum, sicherzustellen, dass der Beste gewinnt und es keine Lotterie wird."


Fotos: DTM-Testfahrten in Hockenheim


Spengler ist zwar gespannt auf die neue Technik, ihm schwant aber ein heikles Taktieren: "Das wird ein großer Eiertanz auf der Boxenmauer", sieht der Kanadier Arbeit auf seine Ingenieure und Mechaniker zukommen. Ekström hat mit künstlichen Überholhilfen kein Problem: "Es gehört zum modernen Motorsport dazu, wenn man ein Europäer ist." Dennoch: Den zweifachen Champion juckt es, wenn er an seinen noch stillgelegten nagelneuen RS 5 DTM und den Konkurrenzkampf auf der Strecke denkt.

"Ich würde es noch extremer machen und sogar den ITR-Test streichen und dafür noch ein oder zwei Rennen machen", unterbreitet Ekström einen radikalen Vorschlag und brennt auf den Wettbewerb. Dabei hat die zusätzliche Nacht im Hotel trotz allen Wartens durchaus ihre Vorzüge für den zweifachen Familienvater, der sich erst im Januar über die Geburt seiner Tochter Hanna freuen durfte: "Natürlich tut es schon weh, wegzufahren, aber eine komplette Nacht zu schlafen, ist auch nicht schlecht."