• 06.06.2022 12:46

  • von Stefan Wagner

Mercedes-Benz GLC (2022): Mehr Luxus, nur noch 4-Zylinder-Hybride

Das wichtigste Mercedes-SUV kriegt viel elektrische Reichweite und eine durchsichtige Motorhaube

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Der Daimler wirft aktuell so viele Elektro-SUVs auf den Markt, dass man schon gar nicht mehr weiß, wie man noch ausweichen soll. EQA, EQB, EQS- und bald auch EQE-SUV - der Blitzeinschlag ist gewaltig, smart und natürlich unglaublich nachhaltig (dieses Wort darf derzeit ja nirgends fehlen). Aber wichtiger dürfte aktuell noch ein ganz konventioneller Crossover sein und das ist der neue Mercedes GLC.

Titel-Bild zur News: Mercedes GLC (2022)

Mercedes GLC (2022) Zoom

Jawohl ja, klassisches D-Segment-SUV wie es im Buche steht. Da werden Stückzahlen gemacht. In den letzten beiden Jahren war der GLC der meistverkaufte Mercedes überhaupt. Trotz Karriere-Herbst. Jetzt ist der neue da, die inzwischen dritte Generation, wenn man den GLK (2008 bis 2015) mit einbezieht. Und am Erfolgsrezept ändert sich erwartungsgemäß wenig.

Der GLC wird ein wenig größer und geräumiger, er darf getreu dem neuen Mercedes-Mantra mehr Luxus und Ausstattung anbieten und - das ist wohl die Schlagzeilen-tauglichste Neuerung - es gibt in ab jetzt ausschließlich mit elektrifizierten Vierzylindern. Darunter auch drei Plug-in-Hybride mit ziemlich respektablen E-Reichweiten.

Karosserie/Ausmaße

Mit einer Länge von 4,72 Meter ist der neue GLC sechs Zentimeter länger als sein Vorgänger. Dazu ist er vier Millimeter flacher. Die Breite bleibt mit 1,89 Meter gleich. Der Radstand wächst um 15 mm auf 2,89 Meter. Davon sollen die Platzverhältnisse im Fond profitieren. Der Kofferraum fasst dank längerem hinteren Überhang 600 Liter, 50 Liter mehr als bisher. Der cW-Wert verbessert sich von 0,31 auf 0,29.

Optisch gibt es keine Überraschungen. Der Neue sieht eben aus, als hätte man aus der C-Klasse ein SUV gemacht, was ja im Prinzip auch der Fall ist. Er wirkt etwas runder als zuletzt. Am Heck fällt das inzwischen unvermeidliche Leuchtenband auf, das sich an den jüngsten Elektro-SUVs des Sterns orientiert.

Zum gehobenen Anspruch gehört, dass das "Avantgarde"-Exterieur nun Serie ist. Witzigerweise enthält es einen "nonfunktionalen" Chrom-Unterfahrschutz und "nonfunktionale" Chrom-Auspuffblenden. Das Auto steht auf 18 bis 20 Zoll großen Rädern. Eine elektrische Heckklappe ist immer an Bord.

Optional gibt es ein AMG-Paket sowie ein Offroad-Technik-Paket mit richtigem Unterfahr- und Unterbodenschutz.

Antriebe

Man kennt es ja bereits von der C-Klasse: elektrisierte 2,0-Liter-Vierzylinder sind das Maß der Dinge. Zum Marktstart gibt es hierzulande drei 48-Volt-Mildhybride sowie drei Plug-in-Hybride (je zwei Benziner, ein Diesel). Der 4Matic-Allrad ist Standard. Der überarbeitete Vorderachsantrieb des Systems ist leichter und kann höhere Drehmomente übertragen als bisher. Einzige Getriebeoption ist eine 9-Gang-Automatik.


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Bei den Mildhybriden boostet der integrierte Startergenerator kurzzeitig mit bis zu 17 kW und 200 Nm. Die Plug-in-Hybride erhalten einen E-Motor mit 100 kW und 440 Nm. Die Batteriekapazität wächst auf 31,2 kWh. So sollen laut Mercedes elektrische Reichweiten zwischen 104 und 120 Kilometer laut WLTP drin sein. Beim Diesel-PHEV sind es 102 bis 117 Kilometer.

Rekuperiert wird mit maximal 100 kW. Ein 11-kW-Charger für die heimische Wallbox ist serienmäßig. Optional kann ein 60-kW-Lader geordert werden, der den Speicher in 30 Minuten voll macht. In der folgenden Tabelle haben wir alles nochmal übersichtlich für Sie aufbereitet:

Motor: 200 4Matic - 300 4Matic - 220d 4matic - 300e 4Matic - 400e 4Matic - 300de 4Matic

Leistung: 204 PS - 258 PS - 197 PS - 313 PS - 381 PS - 335 PS

Drehmoment: 320 Nm - 400 Nm - 440 Nm - 550 Nm - 650 Nm - 750 Nm

0-100 km/h: 7,8 s - 6,2 s - 8,0 s - 6,7 s - 5,6 s - 6,4 s

Vmax: 221 km/h - 240 km/h - 219 km/h - 218 km/h - 237 km/h - 217 km/h

Verbrauch: 7,3-8,2 l - 7,3-8,2 l - 5,9-5,2 l - 0,6-0,8 l - 0,6-0,8 l - 0,5-0,7 l

Stromverbrauch: x - x - x - 24-26,8 kWh - 24-26,8 kWh - 24,4-27,2 kWh

CO2Emissionen: 167-186 g/km - 167-186 g/km - 155-136 g/km - 14-19 g/km - 14-19 g/km - 13-17 g/km

Zuletzt berichteten wir, dass es im GLC doch einen Sechszylinder geben könnte. Vom vermeintlichen 400 d ist in der offiziellen Pressemitteilung allerdings nichts zu lesen. Auch von den künftigen AMG-Modellen ist noch keine Rede.

Der AMG GLC 43 und AMG GLC 63 werden auf eine elektrisierte Variante des M139-Vierzylinders aus dem AMG A 45 zurückgreifen. Erst gestern wurde bekannt, dass der 63er einen absurd starken Plug-in-Hybrid mit 680 PS kriegen soll.

Fahrdynamik/Offroad

Basis des GLC ist die C-Klasse. Vorne erhält er eine neue Vierlenker-Achse, hinten eine Raumlenker-Konstruktion. Die Spurweiten steigen um 4 mm vorne und 23 mm hinten. Neben dem Basis-Stahlfahrwerk bietet Mercedes ein AMG-Sportfahrwerk sowie eine Luftfederung mit Niveauregulierung an.

Letztere ist im sogenannten Technik-Paket immer mit einer Hinterachslenkung kombiniert, die bis zu 4,5 Grad Einlenkwinkel drauf hat und den Wendekreis um 0,9 auf 10,9 Meter reduziert. Bei den Plug-in-Hybriden ist die Luftfeder an der Hinterachse serienmäßig.

Wer 20 mm mehr Bodenfreiheit gut findet, greift zu bereits erwähntem Offroad-Paket. Apropos: Mercedes sagt, der GLC sei "explizit auch für Fahrten auf rauem Terrain konstruiert und zudem mit mehreren neuen Ausstattungen und Systemen auf diesen Einsatz vorbereitet".

Transparente Motorhaube dank 360-Grad-Kamera

Auch wenn wohl selten jemand über die verschneite Hoteleinfahrt im Skigebiet hinaus kommt: das Auto bietet eine Bergabfahrhilfe und - jetzt wird's fancy - in Verbindung mit der 360-Grad-Kamera auch eine "transparente Motorhaube".

Transpa was? Hier sehen Sie auf dem Infotainment-Screen einen virtuellen Blick vorne unter das Fahrzeug - inklusive Vorderrädern samt deren Lenkstellung. Um etwa große Steine oder tiefe Schlaglöcher auf dem Fahrweg frühzeitig zu erkennen.

Dazu kommt der neue Offroad-Screen. Er nutzt beide Displays für Informationen wie Querneigung, Steigung, Gefälle, topografische Höhe, Geokoordinaten, einen Kompass oder Geschwindigkeit und Motordrehzahl. Auch die aktuelle Lage des GLC im Gelände sowie der Lenkwinkel der Vorderräder oder die Einschlagrichtung der Hinterräder werden dargestellt. Wenn Sie jetzt auf dem Weg zum Waldfest noch umkippen, sind Sie wirklich selber schuld.

Interieur

Sieht ja genau aus wie in der C-Klasse hier drin! Nun, wirklich überraschend ist das nicht. War ja schon vorher so und warum in aller Welt sollte man das ändern? Stattdessen rühmt sich der Daimler lieber selbst ob des hohen Ausstattungsniveaus.

Unter anderem sind der 11,9-Zoll-Infotainmentscreen und das 12,3-Zoll-Instrumentendisplay aufpreisfrei dabei. Dazu die Smartphone-Integration, Wireless Charging und Sitzheizung vorne. Ein farbiges Head-up-Display mit 9x3-Zoll-Bild ist gegen Aufpreis verfügbar.

Stolz scheint man auch auf das neue (optionale) Panorama-Glasdach zu sein, es hat jetzt einen schmaleren Querholm und dadurch mehr Fensterfläche als bisher. Natürlich können Sie sich auch wieder mit allerhand Wellness-Programmen, Ambiente-Lichtstimmungen und Beduftung auseinandersetzen, wenn Sie das wollen.

Bis zu 1.640 Liter Kofferraumvolumen für Mildhybride

Deutlich wichtiger erscheinen die Maße für die Platzverhältnisse. Knie-, Schulter, Ellenbogen- und Kopffreiheit steigen im Fond dezent um je ein bis zwei Millimeter. Der Längenzuwachs wandert also hauptsächlich in den Kofferraum. 600 bis 1.640 Liter werden für die Mildhybride angegeben. Für die Plug-in-Hybride nennt Mercedes noch keinen Wert. Die Zuladung beträgt 585 Kilo (485 bei den PHEVs).

Natürlich müssen wir auch noch über MBUX sprechen. Die neueste Version des Systems umfasst im GLC die Navigation mit Augmented-Reality-Funktion (Einblenden von Richtungspfeilen, Hausnummern et cetera), einen weiter verbesserten Sprachassistenten und die neue Newsflash-Funktion. Hier kann man sich vom Auto bis zu zwei Minuten lange Nachrichten seiner favorisierten Newsportale vorlesen lassen.

Musikstreaming der größten Anbieter ist - man kennt das inzwischen beim Benz - natürlich auch kein Problem. Aufrüsten lässt sich das Erlebnis mit mehreren Soundsystemen, darunter einem Burmester Surround-System mit 15 Lautsprechern.

Assistenten/Anhängerbetrieb/Digital Light

Zu den inzwischen üblichen Fahrhilfen, die aus C-Klasse und Co. bekannt sind, gesellt sich im GLC das Anhänger-Menü mit Gespann-Routenplaner. Dort können auf dem Zentraldisplay Strecken festgelegt werden, die für das Befahren mit dem zuvor definierten Anhänger geeignet sind. Dabei werden unter anderem Durchfahrtbreiten und Durchfahrthöhen berücksichtigt.

Der erweiterte Anhängerrangier-Assistent (Sonderausstattung) regelt den Lenkwinkel des Zugfahrzeugs automatisiert bis zu einer Geschwindigkeit von 5 km/h und einer Steigung bis zu 15 Prozent. Neben der Stabilisierung der Rückwärtsfahrt kann das System erstmalig auch frei einstellbare Kurvenfahrten bis zu 90 Grad führen.

Die Lenkung des Zugfahrzeugs wird automatisiert betätigt, sodass der gewählte Winkel gehalten wird. Die Anhängelast beträgt 2.400 Kilo. Bei den Plug-in-Hybriden sind es 2.000 Kilo.

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Noch ein Wort zum Licht: Serienmäßig verfügt der GLC über LED-Scheinwerfer. Als Sonderausstattung steht das sogenannte Digital Light zur Wahl. Es ermöglicht die Projektion von Hilfsmarkierungen und Warnsymbolen auf die Fahrbahn.

Marktstart/Preise

Der neue GLC läuft in Bremen, Sindelfingen und Peking vom Band. Zum Marktstart und den Preisen macht Mercedes noch keine Angaben. Wir reichen die Informationen nach, sobald wir sie haben.

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