• 27.09.2024 12:02

  • von Adrian Padeanu

Ford bezeichnet China-Autofirmen als 'existenzielle Bedrohung'

Nach einem Besuch in China äußerte sich Ford-CEO Jim Farley besorgt über den immer schärferen Wettbewerb, insbesondere bei Elektrofahrzeugen

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Vorbei sind die Zeiten, in denen chinesische Autohersteller die Lachnummer der Automobilindustrie waren. Sie haben nicht nur (weitgehend) damit aufgehört, die Designs etablierter Marken zu kopieren, sondern auch ihre ingenieurstechnische Leistung deutlich gesteigert.

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Mit einer Fülle von billigen Arbeitskräften und dem Zugang zu Materialien, von denen internationale Autohersteller nur träumen konnten, sind sie jetzt eine Kraft, mit der man rechnen muss. Hinzu kommen oft auch satte Subventionen vom chinesischen Staat.

Nach einem Besuch in China, bei dem auch Autos vor Ort getestet wurden, hatte der Vorstandsvorsitzende von Ford eine Offenbarung. Laut Wall Street Journal sagte Jim Farley dem Vorstandsmitglied John Thornton, dass chinesische Elektroautohersteller "eine existenzielle Bedrohung" seien. Während einer seiner Reisen wurde der CEO von Finanzvorstand John Lawler begleitet, der offen zugab, dass "diese Jungs uns voraus sind".

Ford arbeitet an neuer Plattform

Der Ford-Chef sagte, er habe "diesen Film schon einmal gesehen" und bezog sich dabei auf den Aufstieg von Toyota, Honda und anderen japanischen Autoherstellern und deren Fähigkeit, amerikanischen Marken seit den 1970er-Jahren Verkaufszahlen wegzunehmen.

In ähnlicher Weise brachte Farley den wachsenden Einfluss chinesischer Autohersteller damit in Verbindung, dass Hyundai und Kia in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht haben, vor allem in Bezug auf Elektroautos.

Wie schlägt Ford zurück? Anfang Februar kündigte Farley an, dass ein "Skunkworks-Team" an einer neuen Plattform für erschwingliche Elektroautos arbeitet, um den Chinesen, aber auch Tesla Paroli zu bieten.

Vollelektrischer Puma zielt auf den europäischen Markt

In der Zwischenzeit steht das Unternehmen kurz vor der Markteinführung eines vollelektrischen Puma, der jedoch wahrscheinlich nicht in den Vereinigten Staaten verkauft wird. Der Hauptmarkt für den Puma-E wird wahrscheinlich Europa sein, wo das Unternehmen sein ehrgeiziges Ziel, bis 2030 rein elektrisch zu fahren, kürzlich verschoben hat.

Vor kurzem wurde der neue Ford Capri in Gestalt eines Elektro-SUV gezeigt, welches auf der MEB-Plattform von Volkswagen basiert. Dieses Auto sorgte für viel Aufmerksamkeit, aber eher in Gestalt eines Shitstorms ob der Verwurstung eines legendären Modellnamens.


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Elektroautos, die das Blaue Oval tragen, waren bisher rar gesät. Ein elektrischer dreireihiger Geländewagen sollte 2027 auf den Markt kommen (nachdem der ursprüngliche Termin für die Markteinführung 2025 verschoben worden war), wurde aber im letzten Monat gestrichen.

Auf der Suche nach einem neuen Weg

Darüber hinaus kürzt Ford die Ausgaben für Elektrofahrzeuge um 10 Prozent und verschiebt die nächste Generation des elektrischen Pick-ups F-150 Lightning zum zweiten Mal. Ursprünglich war er für 2025 geplant, bevor er auf 2026 und nun auf 2027 verschoben wurde. Nicht gut, wenn man weiß, wie wichtig der F-150 auf dem US-Markt ist.

Man könnte sagen, dass Ford in den letzten Jahren einige recht eigenwillige Entscheidungen getroffen hat. Letztes Jahr stellte das Unternehmen den Fiesta ein, eines der beliebtesten Autos in Europa. Das Ende des Kleinwagens folgt auf die Einstellung des Mondeo im Jahr 2022, und der Focus wird im Jahr 2025 auf den Autofriedhof gebracht.

Folge: Der Marktanteil in Europa plus UK lag im August 2024 bei nur 3,5 Prozent. In den USA, wo der Mondeo als Fusion verkauft wurde, sind diese drei Autos schon seit einigen Jahren tot. Der größere Taurus wurde 2019 ausgemustert.

Viele Regierungen auf der ganzen Welt haben die chinesische Bedrohung erkannt und führen Zölle auf in China gebaute Elektroautos für Exportmärkte ein. Letzte Woche hat die Regierung Biden einen rigiden Zoll von 100 % auf chinesische E-Fahrzeuge eingeführt. Das Büro des US-Handelsbeauftragten hat angekündigt, dass der Einfuhrzoll am 27. September in Kraft treten wird.

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Ebenfalls nächste Woche wird die Europäische Union voraussichtlich über höhere Zölle abstimmen. Nach Angaben von Automotive News Europe will die EU SAIC mit Zöllen von 36,3 % belegen. Volvos Muttergesellschaft Geely könnte mit 19,3 % belastet werden, während für BYD-Fahrzeuge, die nach Europa geliefert werden, ein Zoll von 17 % gelten würde. Bloomberg berichtet jedoch, dass diese Sätze wahrscheinlich sinken werden.

Quelle: The Wall Street Journal (hinter Paywall)

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