• 02.07.2025 08:10

  • von Adrian Padeanu

Audi: "Menschen werden sich nicht von Politikern vorschreiben lassen, welche Autos sie fahren sollen'

Audis Betriebsratsvorsitzender sagt, dass Kunden nicht zu Elektroautos gedrängt werden sollten und das Verbrenner-Verkaufsverbot der EU ab 2035 verfrüht wäre

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Audi ist einer von vielen Autoherstellern, die ehrgeizige Pläne hatten, vollständig elektrisch zu werden, noch bevor das EU-Verbot für Fahrzeuge mit schädlichen Emissionen 2035 in Kraft treten soll. Und wie viele andere Hersteller ist man inzwischen von diesen Plänen wieder abgerückt.

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Audi Q3 (2025) Zoom

Anstatt - wie ursprünglich vorgesehen - ab 2033 ausschließlich Elektrofahrzeuge anzubieten, will man nun bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein weiter Autos mit Verbrennungsmotoren verkaufen.

Wichtig dabei: die EU lässt die Tür für Verbrenner einen Spalt weit offen. Vorausgesetzt, sie können mit synthetischem Kraftstoff betrieben werden, der CO2-neutral ist. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass E-Fuels innerhalb eines Jahrzehnts ein industrielles Niveau erreichen, was die Entscheidung der EU faktisch zu einem Verbot neuer Verbrennungsmotoren macht.

Politiker können das nicht vorschreiben

Dennoch glaubt Audi nicht, dass Europäer im Jahr 2035 nur noch Elektrofahrzeuge sehen werden, wenn sie ein Autohaus betreten.

In einem Interview mit der Wirtschaftszeitung Automobilwoche erklärte der Vorsitzende des Audi-Gesamtbetriebsrats, dass sowohl die EU als auch die Autohersteller auf Widerstand von Menschen stoßen werden, die noch nicht bereit sind, auf Benzinmotoren zu verzichten. Jörg Schlagbauer wird mit den Worten zitiert, er "glaube nicht, dass Kunden es zulassen werden, dass Politiker und Hersteller ihnen vorschreiben, welche Produkte sie fahren sollen."

In seinem offenen Interview räumte der Betriebsratsvorsitzende ein, dass Audi nicht so voreilig umfassende Elektrifizierungsziele hätte setzen sollen: "In der Vergangenheit haben wir einige unglückliche Entscheidungen getroffen, die vom Konzern [Volkswagen] geleitet wurden, wie etwa das frühe, sehr starke Bekenntnis zur Elektromobilität. Durch die Fokussierung auf die E-Mobilität haben wir auch an Flexibilität in der Produktion verloren, die benötigt worden wäre, als die vorgeschriebene E-Mobilität nicht wie geplant funktionierte."

Zukunft elektrisch?

Schlagbauer zweifelt nicht daran, dass die Zukunft elektrisch ist. Er glaubt jedoch, dass der Wandel mehr Zeit braucht: "Ich stelle die elektrische Mobilität überhaupt nicht in Frage. Wir werden alle Elektrofahrzeuge fahren. Ich glaube nur nicht, dass wir bis 2035 bereit sein werden, insbesondere was das Ökosystem betrifft, das die E-Mobilität benötigt."

Und da hat er einen Punkt. Man kann nicht einfach einen Schalter umlegen und erwarten, dass eine vollständig entwickelte Ladeinfrastruktur in ganz Europa, geschweige denn weltweit, vorhanden ist. Ein weiteres Problem: Automobilhersteller arbeiten daran, die Kostenparität zwischen Verbrenner- und Elektroautos zu erreichen, noch ist es aber nicht soweit.

Im nächsten Jahrzehnt dürfte das anders aussehen. Und nicht nur, weil Elektrofahrzeuge billiger werden könnten, da die Batteriekosten sinken. Die Anpassung von Verbrennungsmotoren an strengere Emissionsvorschriften (Euro 7) wird deren Preise erhöhen und den Abstand zu gleichwertigen Elektrofahrzeugen verringern.

Verbrenner bekommen neue Chance

Anders als der Audi-Gesamtbetriebsratsvorsitzende, der an eine komplett elektrische Zukunft glaubt, denkt Toyotas Vorsitzender Akio Toyoda nicht, dass Elektrofahrzeuge jemals einen globalen Marktanteil von über 30 % erreichen werden.

Aktuell rüsten sich die meisten Autohersteller für die zuletzt so stark veränderten Marktgegebenheiten. Auch Mercedes wird Verbrennungsmotoren länger in seinem Sortiment behalten als zuvor geplant. CEO Ola Källenius, erklärte, dass der Stern eine "Kurskorrektur" vorgenommen habe, um die Lebensdauer von Verbrennungsmotoren zu verlängern, was er als einen "rationalen Ansatz" beschreibt.

BMW mahnt ebenfalls zur Vorsicht. Bei der Hauptversammlung des Unternehmens im Mai sagte CEO Oliver Zipse, dass das Setzen auf Elektrofahrzeuge "in eine Sackgasse führt" und betonte, dass "politische Ziele die Marktrealitäten widerspiegeln müssen." Auf der Pariser Automobilausstellung im letzten Jahr nannte er das Verbot ab 2035 "nicht mehr realistisch" und warnte, dass die Beendigung der Verbrennungsmotorenproduktion "auch die europäische Automobilindustrie in ihrem Kern bedrohen könnte."

Erst im März bekräftigte die EU ihr Verbot für den Verkauf neuer Verbrennungsmotoren ab 2035. Allerdings ist dies nicht in Stein gemeißelt. Laut Politico wird die Europäische Kommission die Gesetzgebung 2025 überarbeiten, unter dem Druck von Automobilherstellern, die Klarheit für die langfristige Planung suchen.

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Quelle: Automobilwoche