Longrun-Analyse 24h Le Mans 2025: Welches Spiel spielt Ferrari hier?

Der gelbe Ferrari könnte ein Geheimnis verraten haben, oder ging es Robert Kubica lediglich um Bestzeiten? - Mick Schumacher eher nicht bei den Favoriten

(Motorsport-Total.com) - Selbst nach vier Trainings und den Quali-Sessions sind bei den 24 Stunden von Le Mans 2025 die wenigsten schlauer, wer Favorit auf den Sieg ist. Die Zeiten, in denen jeder Hersteller schnell wusste, wo er in der Rangordnung steht, sind noch nicht lange vorbei. Doch es wirkt wie aus einer anderen Zeit, als die Hackordnung für jeden nach den Trainings ersichtlich war. Das ist heute nicht mehr der Fall. (Durchschnittszeiten am Ende des Artikels)

Titel-Bild zur News: Der gelbe Ferrari fuhr so gute Longruns, dass sie fast zu gut erscheinen

Der gelbe Ferrari fuhr so gute Longruns, dass sie fast zu gut erscheinen Zoom

Aufgrund der völlig anderen Balance of Performance (BoP) auf dem Circuit de la Sarthe in diesem Jahr bieten auch die bisherigen Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) keinen guten Anhaltspunkt. Denn dort waren sowohl die Strecke als auch die BoP grundlegend anders.

Auch der Blick in die Longruns ist nicht einfach, denn nicht immer lässt sich sagen, ob bestimmte Runden eine missglückte Qualifying-Simulation waren oder doch aus einem echten Longrun stammen.


Fotos: WEC 2025: 24h Le Mans, Trainings & Qualifying


Fest steht jedoch, dass das Rennen ungefähr zwei Sekunden schneller werden wird als im vergangenen Jahr. Das Tempo wurde gegenüber dem Test noch einmal deutlich angezogen. Im Qualifying und der Hyperpole wurde der Hypercar-Streckenrekord bereits zweimal geknackt. Diese Sessions haben jedoch für das Rennen außer der Startplatzbestimmung keine Bedeutung.

Ein Grund ist die schnellere Einstufung der Hypercars, was sich durch die Abwesenheit von Isotta Fraschini in diesem Jahr erklärt, ein anderer sind die neuen Asphaltstücke von Tertre Rouge bis zur Daytona-Schikane und von Arnage bis hinter der ersten Porsche-Kurve.

Das Rennen wird dadurch entschieden, wer am besten mit den Reifen auskommt. Möglichst viele Runden unter 3:30 Minuten werden den Ausschlag geben. Doppel- und Dreifachstints werden die Norm sein. Vierfachstints sind zwar vom Reglement her erlaubt, machen aus Sicht der meisten Beteiligten jedoch wenig Sinn.

Durchschnitt erstes Training: Buntes Bild an der Spitze, der Porsche #4 ist ein Ausreißer

Durchschnitt erstes Training: Buntes Bild an der Spitze, der Porsche #4 ist ein Ausreißer Zoom

Auf frischen Reifen sind 3:26er-Runden möglich, danach fällt die Pace jedoch schnell in einen Bereich zwischen 3:27 und 3:30 Minuten. Je nach Verkehr sinken die Zeiten dann auf bis zu 3:35 Minuten. Am Samstag und Sonntag wird es kühler sein als in der Woche bisher.

Hält Ferrari-Werksteam zurück oder ging es AF Corse um Bestzeiten?

Die größte Überraschung war der AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Ye/Hanson), der in der Longrun-Analyse von drei der vier Trainingssitzungen ganz oben auftaucht. Seine Performance war uns bereits während der Sessions aufgefallen, doch wir können sie nicht wirklich einordnen.

Die Krönung folgte im vierten Training: Als alle Qualifikationssessions bereits beendet waren, fuhr Robert Kubica sechs Runden mit einem Durchschnitt von 3:27 Minuten, der mit großem Abstand schnellste Run. Sicherlich waren hierbei weiche Reifen im Spiel. Aber wenn das die Pace ist, die Ferrari gehen kann, dann ist das springende Pferd der Favorit. Und das mit großem Abstand.

Auch die Werks-Ferrari glänzten immer wieder mit starken Runden im Longrun. Antonio Giovinazzi fuhr in der #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) sogar eine 3:25.705 im dritten Training. Danach fielen die roten Ferrari jedoch in einen normalen Trott zurück, der bei 3:28 bis 3:30 Minuten liegt. Der gelbe Ferrari hingegen performte ungehindert weiter.

24h Le Mans 2025, Longruns-Analyse

Zweites Training: Die Show des gelben Ferraris beginnt Zoom

Halten die Werks-Ferrari also etwas zurück? Oder ging es AF Corse um Bestzeiten, um Werbung für Robert Kubica zu machen? Die Situation erinnert an die 8 Stunden von Bahrain 2024, als der gelbe Ferrari ebenfalls in den Trainings überragend performte, sich im Rennen aber nicht mehr in Szene setzte. Und auch in der Hyperpole schied der private Ferrari 499P im ersten Durchgang aus.

Sebastien Bourdais, dessen Cadillac #38 (Bamber/Bourdais/Button) vom zweiten Startplatz ins Rennen geht, hat einen Verdacht: "Wir haben zwei oder drei Dinge gesehen, die uns an der Leistung einiger Leute überhaupt nicht gefallen, und offensichtlich halten sie ihre Karten verdammt nah an der Brust.” Damit ist eindeutig Ferrari gemeint.

Jedenfalls taucht der privat eingesetzte Ferrari in drei von vier Trainings ganz oben auf. Betrachten wir zwei Szenarien: Wenn alle Ferraris die Pace der #83 aus dem vierten Training im Rennen gehen können, wäre das springende Pferd Favorit auf den Sieg. Und zwar haushoch. Wenn AF Corse hier jedoch nur die Gegner irritiert hat, steht uns ein spannendes Rennen ins Haus.

Wir haben alle Runden herangezogen, die innerhalb von acht Sekunden zur persönlichen Bestzeit lagen, aber die Ausreißer herausgenommen. Was wir nicht wissen, ist, mit welchen Reifen gefahren wurde und wie alt diese zu diesem Zeitpunkt waren.

Cadillac: Wieder nur Quali-Show oder geht da mehr?

Im Qualifying-Trimm hat Cadillac alle Gegner überrumpelt. Allerdings war es in der Vergangenheit oft so, dass Cadillac dann Probleme hatte, die gute Leistung aus dem Qualifying ins Rennen zu übertragen. Das beste Beispiel dafür war Fuji 2024, als Alex Lynn ebenfalls auf die Pole fuhr, im Rennen aber keine Rolle im Kampf um den Sieg spielte.

Seit diesem Jahr hat Cadillac mit Jota ein neues Einsatzteam. Jota hat in der Vergangenheit mit den privaten Porsche auch in den Rennen stark performt. Die Longruns von Jota sehen stark aus. Action Express kann mithalten, WTR fällt meist etwas ab, aber hier gilt beim Le-Mans-Debüt Welpenschutz. Im Cadillac-Camp moniert man jedoch zu wenig Topspeed, was im Zweikampf nachteilig ist.

Tatsächlich waren die V-Series.R bisher die schnellsten Fahrzeuge im dritten Sektor, in dem viel Abtrieb erforderlich ist. Lediglich Dries Vanthoor konnte auf seinen Quali-Chaosrunden das Tempo der Cadillacs halbwegs mitgehen. Im zweiten Sektor und in den Topspeed-Listen liegt Jota allerdings zurück. Hier ist freie Fahrt nötig, um das eigene Tempo gehen zu können.

Drittes Training: Ausreißer vom WTR-Cadillac, deutlicher Unterschied bei Ferrari

Drittes Training: Ausreißer vom WTR-Cadillac, deutlicher Unterschied bei den Ferrari Zoom

Die beiden deutschen Hersteller sind ebenfalls im Mix dabei. Porsche und BMW fallen nirgendwo besonders auf, zeigen aber auch keine auffälligen Schwächen. Sollte Ferrari nicht allen davonfahren, muss man beide Marken im Kampf um den Sieg auf der Rechnung haben.

Mick Schumachers erster Le-Mans-Sieg? Eher unwahrscheinlich

Für die Franzosen sieht es schlecht aus. Dass Peugeot in diesem Rennen nichts reißen wird, ist allen klar. Aber auch Alpine hat bisher nichts gezeigt, was darauf hindeutet, dass der A424 um den Sieg mitfahren kann. Derzeit scheinen die blauen Boliden einen Schritt hinter Ferrari, Toyota, Porsche, BMW und Cadillac zu liegen. Nicht viel, aber doch ausreichend, um im engen Hypercar-Feld einen Unterschied zu machen.

Die letzte Hoffnung für Alpine: Aus Teamkreisen haben wir erfahren, dass Vierfachstints während der Trainings probiert wurden. Das könnte erklären, warum die A424 aktuell so schwach dastehen, denn der letzte Stint zieht den Durchschnitt natürlich nach oben. Dennoch wäre ein Podium für Alpine nach aktuellem Stand eher eine Überraschung als eine logische Konsequenz.

Aston Martin überrascht hingegen positiv, gemessen an den Erwartungen. Schon der Einzug in die Hyperpole kam unerwartet, und auch im Renntrimm sieht es so aus, als könnten die Valkyries zumindest mit Peugeot und vielleicht sogar mit Alpine mithalten.

Viertes Training über nur 60 Minuten: Kubicas magischer 6-Runden-Stint

Viertes Training über nur 60 Minuten: Kubicas magischer 6-Runden-Stint Zoom

Schauen wir uns abschließend die Daten aus den Freien Trainings an.

Durchschnittszeiten FT1

1. Toyota #8 - 3:29.378
2. Cadillac #12 - 3:29.645
3. Porsche #6 - 3:29.673
4. Porsche #5 - 3:29.809
5. Ferrari #51 - 3:29.882
6. AF-Corse-Ferrari #83 - 3:29.907
7. AXR-Cadillac #311 - 3:29.943
8. Cadillac #38 - 3:30.168
9. BMW #20 - 3:30.257
10. Ferrari #50 - 3:30.405
11. WTR-Cadillac #101 - 3:30.881
12. Peugeot #93 - 3:31.246
13. Toyota #7 - 3:31.263
14. BMW #15 - 3:31.334
15. Alpine #35 - 3:31.457
16. Aston Martin #007 - 3:31.485
17. Proton-Porsche #99 - 3:31.488
18. Alpine #36 - 3:31.627
19. Aston Martin #009 - 3:31.864
20. Peugeot #94 - 3:32.030
21. Porsche #4 - 3:32.780

Dies war die einzige Session, in der der AF-Corse-Ferrari nicht ganz oben auftauchte. Im ersten Training gab es einige Qualifying-Simulationen, da dieses direkt als nächstes auf dem Programm stand. Das Bild ist gut durchmischt.

Durchschnittszeiten FT2

Im zweiten Training, dem Nachttraining am späten Mittwochabend, begann dann der private Ferrari zu performen:

1. AF-Corse-Ferrari #83 - 3:29.284
2. BMW #15 - 3:29.497
3. Porsche #4 - 3:29.768
4. Ferrari #51 - 3:29.816
5. Cadillac #38 - 3:29.940
6. Ferrari #50 - 3:29.964
7. Toyota #7 - 3:30.060
8. Cadillac #12 - 3:30.388
9. AXR-Cadillac #311 - 3:30.394
10. BMW #20 - 3:30.449
11. Toyota #8 - 3:30.516
12. Proton-Porsche #99 - 3:30.877
13. Alpine #36 - 3:31.153
14. Peugeot #94 - 3:31.194
15. Alpine #35 - 3:31.299
16. Peugeot #93 - 3:31.335
17. Porsche #5 - 3:31.407
18. Aston Martin #007 - 3:31.474
19. Porsche #6 - 3:31.523
20. WTR-Cadillac #101 - 3:31.780
21. Aston Martin #009 - 3:31.868

Ferrari trat hier in der Breite stärker auf und auch BMW meldete sich. Aus der Erfahrung heraus wissen wir, dass die BMW-Form in den Trainings-Longruns stark schwankt. Die gute Nachricht für BMW-Fans: Immer, wenn das der Fall war, waren die M Hybrid V8 im Rennen stark.

Durchschnittszeiten FT3

1. AF-Corse-Ferrari #83 - 3:29.656
2. WTR-Cadillac #101 - 3:29.871
3. Toyota #8 - 3:30.056
4. Porsche #5 - 3:30.223
5. BMW #15 - 3:30.230
6. AXR-Cadillac #311 - 3:30.266
7. Porsche #4 - 3:30.333
8. Toyota #7 - 3:30.341
9. Porsche #6 - 3:30.390
10. Cadillac #38 - 3:30.434
11. Cadillac #12 - 3:30.528
12. Ferrari #51 - 3:30.589
13. Ferrari #50 - 3:30.654
14. Alpine #36 - 3:30.697
15. BMW #20 - 3:31.155
16. Proton-Porsche #99 - 3:31.382
17. Aston Martin #007 - 3:31.585
18. Peugeot #94 - 3:31.736
19. Aston Martin #009 - 3:32.243
20. Alpine #35 - 3:32.837
21. Peugeot #93 - 3:33.387

Das letzte Training ging über lediglich 60 Minuten. Viele Hypercars fuhren gar keine aussagekräftige Zeiten, einige nur eine Handvoll Runden. Das Bild ist hier mit Vorsicht zu genießen, weil bei wenigen Runden Ausreißer den Durchschnitt eher nach oben oder unten ziehen.

Durchschnittszeiten FT4

1. AF-Corse-Ferrari #83 - 3:27.657
2. Porsche #5 - 3:29.016
3. AXR-Cadillac #311 - 3:29.573
4. Porsche #4 - 3:29.582
5. Porsche #6 - 3:29.592
6. Ferrari #50 - 3:29.640
7. Ferrari #51 - 3:30.106
8. Toyota #8 - 3:30.201
9. Alpine #35 - 3:30.631
10. Toyota #7 - 3:30.758
11. Peugeot #94 - 3:31.384
12. Proton-Porsche #99 - 3:32.156
13. Aston Martin #007 - 3:32.514
14. Alpine #36 - 3:32.748
15. Peugeot #93 - 3:33.105

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