BoP-Analyse 24h Le Mans 2025: Mehr Topspeed für LMDh

(Motorsport-Total.com) - Mit der Veröffentlichung der Balance of Performance (BoP) für die 24 Stunden von Le Mans 2025 hat sich eine echte Überraschung ergeben. Insbesondere die Leistungswerte weichen fundamental von jenen ab, die bei den bisherigen Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2025 galten.

Das ist kein Zufall: Nach Informationen von Motorsport-Total.com wurde die BoP für Le Mans - anders als in den vergangenen Jahren - nicht nach dem üblichen WEC-Verfahren festgelegt. Stattdessen handelt es sich um eine eigenständige Einstufung speziell für den Circuit de la Sarthe. Damit wird Le Mans wieder als Sonderfall behandelt, ähnlich wie es früher bei der BoP-Festlegung in den LMGTE-Klassen üblich war.

Grundlage der Einstufung waren vor allem die Homologationsdaten der Fahrzeuge. Daneben flossen auch historische Leistungsdaten ein - etwa die Topspeed-Werte aus dem Vorjahr. Wie stark diese Faktoren jeweils gewichtet wurden, ist nicht bekannt.

Entsprechend unterscheidet sich die BoP für Le Mans deutlich von jener bei den bisherigen drei WEC-Läufen 2025 in Katar, Imola und Spa-Francorchamps. Kurz gefasst: Die großen Gewinner gegenüber der bisherigen Saison sind die "Big Three" des Vorjahres - Ferrari, Toyota und Porsche. Der große Verlierer: Peugeot.

Bereich unter 250 km/h: Toyota klarer Gewinner

Zunächst einmal die reinen Leistungsgewichte in Kilogramm pro Kilowatt im Bereich unter 250 km/h im nüchternen Überblick:

1. Aston Martin Valkyrie - 1,981 kg/kW
2. Cadillac V-Series.R - 2,006
3. Alpine A424 - 2,010
4. Ferrari 499P - 2,023
5. Toyota GR010 Hybrid - 2,025
6. BMW M Hybrid V8 - 2,037
7. Porsche 963 - 2,037
8. Peugeot 9X8 - 2,049

Dass Aston Martin, Cadillac und Alpine am besten eingestuft sind, überrascht nicht. Aston Martin steckt in seiner Debütsaison noch mitten im Entwicklungsprozess, während der Alpine A424 seit Einführung des zweistufigen BoP-Systems vor einem Jahr durchweg im unteren Geschwindigkeitsbereich begünstigt wurde. Cadillac hat seit je her eine günstige Einstufung.

Die Einstufung des Peugeot 9X8 hingegen ist eine faustdicke Überraschung: Die Löwen erhalten die schwächste Einstufung aller Hypercars - obwohl weder die Leistung im Vorjahr in Le Mans noch die bisherigen Ergebnisse 2025 eine derart drastische Abwertung rechtfertigen.

Bemerkenswert ist auch die Einstufung des Toyota GR010 Hybrid: Dieser war seit einem Jahr noch bis Spa im unteren Geschwindigkeitsbereich traditionell eher schwach eingestuft, durfte dafür im Topspeed-Bereich zulegen. Bei der diesjährigen Le-Mans-BoP ist es erstmals genau umgekehrt. Ebenso auffällig: Der Ferrari 499P erhält eine nochmals bessere Einstufung als 2024.

Die Veränderungen gegenüber den 24 Stunden von Le Mans 2024 im Bereich unter 250 km/h:

1. Toyota GR010 Hybrid -0,048 kg/kW
2. Alpine A424 -0,037
3. Ferrari 499P -0,030
4. Cadillac V-Series.R -0,029
5. Peugeot 9X8 -0,012
6. BMW M Hybrid V8 -0,008
7. Porsche 963 -0,002

Noch deutlicher wird die Verschiebung im Vergleich zum letzten Rennen in Spa-Francorchamps 2025. Die Gewinner dieser BoP-Runde sind klar identifizierbar:

1. Toyota GR010 Hybrid -0,202 kg/kW
2. Ferrari 499P -0,139
3. Porsche 963 -0,099
4. Cadillac V-Series.R -0,074
5. BMW M Hybrid V8 -0,048
6. Aston Martin Valkyrie -0,009
7. Alpine A424 +0,004
8. Peugeot 9X8 +0,068

Bereich über 250 km/h: Mehr Topspeed für LMDh-Fahrzeuge

Auf den normalen WEC-Strecken spielt der Geschwindigkeitsbereich über 250 km/h kaum eine Rolle. Ganz anders auf dem Circuit de la Sarthe: Rund 40 Prozent einer Runde werden dort mit mehr als 250 km/h gefahren. Die Einstufung im Überblick:

1. Aston Martin Valkyrie - 1,997 kg/kW
2. BMW M Hybrid V8 - 1,997
3. Porsche 963 - 2,009
4. Cadillac V-Series.R - 2,022
5. Alpine A424 - 2,044
6. Toyota GR010 Hybrid - 2,052
7. Peugeot 9X8 - 2,074
8. Ferrari 499P - 2,084

Damit ergeben sich folgende Änderungen zu den 24 Stunden von Le Mans 2024:

1. BMW M Hybrid V8 -0,030 kg/kW
2. Porsche 963 -0,030
3. Cadillac V-Series.R -0,013
4. Ferrari 499P -0,005
5. Toyota GR010 Hybrid -0,002
6. Peugeot 9X8 -0,002
7. Alpine A424 +0,015

Damit wird deutlich: Die LMDh-Fahrzeuge sind im Topspeed-Bereich die großen Gewinner. Das entspricht den Forderungen der Hersteller nach dem Rennen 2024, als die Topspeeds der LMDh-Prototypen im Schnitt rund fünf km/h unter jenen der LMH-Konkurrenz lagen. Porsche sah sich dadurch sogar um einen möglichen Sieg gebracht. Daher ist die Einstufung für LMDh-Fahrzeuge nun
oben heraus besser.

Einzige Ausnahme bleibt Alpine: Der A424 wurde bereits nach Le Mans 2024 im Topspeed deutlich eingebremst und erhält diese Einschränkung auch weiterhin. Dafür ist er unterhalb der 250-km/h-Grenze besser eingestuft - eine Konstanz, die im aktuellen BoP-Bild eher die Ausnahme darstellt. Das ist eine der wenigen Konstanten in dieser BoP.

Wieder einmal klarer Verlierer: Peugeot. Zwar erhält der 9X8 im oberen Geschwindigkeitsbereich eine leicht verbesserte Einstufung gegenüber 2024, doch alle anderen Fahrzeuge schneiden in diesem Bereich noch deutlich besser ab.

Gegenüber den 6 Stunden von Spa 2025 sehen die Änderungen über 250 km/h wie folgt aus, was die schlechten Karten für Peugeot weiter unterstreicht:

1. BMW M Hybrid V8 -0,063
2. Porsche 963 -0,056
3. Alpine A424 -0,054
4. Aston Martin Valkyrie -0,049
5. Ferrari 499P -0,035
6. Toyota GR010 Hybrid -0,004
7. Cadillac V-Series.R +0,005
8. Peugeot 9X8 +0,017

Änderung bei BoP-Prozess für weitere WEC-Rennen

Eine weitere Neuerung betrifft das generelle BoP-Verfahren in der WEC: Künftig fließen nicht mehr die letzten drei Rennen in die BoP-Bewertung ein, sondern nur noch die beiden jüngsten. Laut einem FIA-Sprecher gegenüber Sportscar365 galt diese Regel bereits beim Rennen in Spa - andere Stimmen behaupten hingegen, die Änderung greife erst ab dem Lauf in Sao Paulo.

An der Methodik selbst ändert sich hingegen nichts: Wie bisher werden die schnellsten 60 Prozent aller Runden eines Fahrzeugs zu zwei Dritteln, die zehn absolut schnellsten Runden zu einem Drittel gewichtet. Zusätzlich berücksichtigt werden Faktoren wie Reifenmischung, Reifenzustand, eingesetzte Mischungen sowie das Maß an "Lift-and-Coast" zur Kraftstoffersparnis.