Gegen wen kämpfe ich eigentlich? Was Mick Schumacher an der WEC verwirrt

Mick Schumacher weiß im Langstreckensport nicht immer, wer im anderen Auto sitzt - Ein Unterschied, an den man erst auf den zweiten Blick denkt

(Motorsport-Total.com) - Ein solches Problem kennen Formel-1-Piloten nicht: Mick Schumacher kämpft auf der Rennstrecke um Positionen - und weiß manchmal nicht, wer eigentlich genau der Gegner ist! Gerade wenn eine Reihe von Autos einen Mehrkampf austrägt wie zuletzt in Spa-Francorchamps, oder Überrundungen anstehen, kann es manchmal etwas haarig werden.

Titel-Bild zur News: Mick Schumacher weiß im Verkehr nie genau, welcher Pilot die anderen Fahrzeuge steuert

Mick Schumacher weiß im Verkehr nie genau, welcher Pilot die anderen Fahrzeuge steuert Zoom

"Wir sind drei Leute pro Auto, da verliert man beim Fahren manchmal den Überblick, gegen wen man gerade kämpft", sagt der 26-Jährige über eine der größten Umstellungen, die sich beim Wechsel aus der Formel 1 in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) ergeben haben. Ein Faktor, an den man im ersten Moment nicht unbedingt denkt.

"In der Formel 1 weißt du ganz genau, wer vor dir im Auto sitzt, und gehst entsprechend mit ihm um", erklärt Schumacher den Unterschied. In der WEC hingegen herrscht bisweilen Unklarheit. Zwar kann der renningenieur über Funk in einem Zweikampf noch genau sagen, wer der Gegner ist, doch die Hypercars sind vom Speed her so ähnlich, dass in einem Pulk manchmal nicht ganz klar ist, welcher Fahrer da plötzlich vor einem aufgetaucht ist.


Mick Schumacher im Hypercar-Großkampf in Spa-Francorchamps

Noch mehr gilt das allerdings fürs Überrunden: Sitzt im Wagen vor einem ein erfahrener Profi oder ein Amateur? Kämpft man gegen einen Gentleman oder einen Werksfahrer? Gerade in Le Mans, wo noch mehr Amateurfahrer in den kleineren Klassen unterwegs sind als bei einem regulären WEC-Lauf, ist es daher schon häufig zu Missverständnissen gekommen.

"Der Unterschied ist wirklich gewaltig, nicht nur beim Fahren, sondern auch wegen der vielen Fahrer auf der Strecke", betont Schumacher. Das Dreiklassen-System mit Hypercar, LMP2 und LMGT3-Fahrzeugen erfordere eine völlig andere Herangehensweise als die Formel 1, wo alle mehr oder weniger im selben Tempo fahren.

Das eröffnet auch völlig neue taktische Möglichkeiten. "Das System ist richtig spannend. Du hast ständig Chancen: Wenn du in den Verkehr kommst, kannst du Überholmanöver gegen Autos fahren, die vielleicht schneller sind oder bessere Reifen haben."


24h Le Mans 2025: Highlights Hyperpole

Auf die Frage nach übertragbaren Elementen aus der Formel 1 antwortet Schumacher überraschend: "Ehrlich gesagt ist es eher das, was ich hier von den anderen aufnehmen konnte. Die WEC ist ja komplett anders. Langstrecke ist eine völlig andere Welt."

Was gleich geblieben sei, ist die Mentalität: immer am Limit fahren und das Maximum herausholen, aber dabei die Reifen schonen, wenn Doppel- oder sogar Dreifachstints auf dem Programm stehen. "Alles andere musste ich neu verstehen - das System, das Auto. Es ist hochkomplex, vor allem das Energiemanagement", so Schumacher über die Hybrid-Technologie der Hypercar-Klasse.

Reifen vertragen mehr, müssen aber länger halten

Ein wesentlicher technischer Unterschied betrifft das Reifenmanagement: "Die Formel 1 war schon brutal, was das Reifenmanagement angeht. Da siehst du ja auch den riesigen Unterschied zwischen Qualifying- und Rennpace."

"Hier ist es ganz anders. Du kannst viel aggressiver mit den Reifen umgehen. Die halten deutlich länger als in der Formel 1. Nach ein paar Runden haben sie sich stabilisiert. Selbst nach vielen Kilometern kannst du noch richtig gute Zeiten fahren."

Dafür müssen sie aber deutlich länger halten. Während in der Formel 1 selten mehr als 200 Kilometer auf einem Satz abgespult werden, bedeutet ein Dreifachstint von 36 Runden auf dem Circuit de la Sarthe fast 500 Kilometer mit demselben Satz. Vom Reglement her sind sogar Vierfachstints erlaubt, also 650 Kilometer. Einen solchen versuchte Alpine im Training, die Tendenz geht aber bei den meisten Teams zu Dreifachstints.

Teamarbeit und Informationsaustausch

Der wichtigste Punkt im Langstreckensport bleibt natürlich die Teamarbeit. "Ich musste wahnsinnig viel verstehen. Zum Glück hatte ich großartige Lehrer", sagt Schumacher insbesondere im Hinblick auf Nicolas Lapierre, an dessen Seite er 2024 lernte. "Auch das Team vom #35er teilt alle Infos, Tipps und Tricks mit uns. Die sind wirklich offen und hilfsbereit."

Auch die Infrastruktur unterscheidet sich erheblich. "Das Fahrerlager ist riesig im Vergleich zur Formel 1 - daran gewöhnt man sich erst mal. Wir sind ständig zwischen Garage und Hospitality unterwegs, das dauert deutlich länger als gewohnt."

Mick Schumachers Alpine #36 geht vom neunten Startplatz aus in die 24 Stunden von Le Mans 2025. Die Zuverlässigkeitsprobleme aus dem Vorjahr, als beide Alpine fast zeitgleich nach sechs Stunden mit Motorschaden ausschieden, sollte in diesem Jahr behoben sein.

Neueste Kommentare

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Nürburgring

11. - 13. Juli

Qualifying 1 Sa. TBA Uhr
Rennen 1 Sa. TBA Uhr
Qualifying 2 So. TBA Uhr
Rennen 2 So. TBA Uhr

Prototype Cup Germany LIVE

Prototype Cup Germany Livestream

Nächstes Event

Norisring

4. - 6. Juli

Qualifying 1 Sa. 09:00 Uhr
Rennen 1 Sa. 16:20 Uhr
Qualifying 2 So. 09:00 Uhr
Rennen 2 So. 16:10 Uhr

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Twitter

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt