Bernhard: "Sind durch Crash nicht aus dem Rhythmus"

Vorjahressieger Timo Bernhard erklärt, wieso sich die Folgen des Qualifying-Crashs in Grenzen halten und wie man auf Sarrazins Bestzeit reagieren will

(Motorsport-Total.com) - Le-Mans-Titelverteidiger Romain Dumas jagte gestern Nacht vielen Le-Mans-Fans einen Schrecken ein: Der Franzose war auf einer schnellen Runde, als er bei Dunkelheit in der Mulsanne-Kurve von einem stehenden Aston Martin überrascht wurde. An ein Ausweichen war nicht zu denken und der Audi-Pilot donnerte mit seinem R18-Prototypen frontal in die Tür des GT2-Boliden - die Session musste unterbrochen werden.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller, Romain Dumas, Timo Bernhard

Timo Bernhard #AND# Co lassen sich vom Qualifying-Unfall nicht beunruhigen

Kein guter Auftakt für die Vorjahres-Sieger, die damit über eine Stunde lang im Qualifying zusehen mussten - der Franzose blieb aber glücklicherweise unverletzt. Teampartner Timo Bernhard behauptet nun, dass der Zwischenfall die Le-Mans-Vorbereitungen des Audis mit der Startnummer 1 nicht entscheidend gestört hat.

Crash-Folgen halten sich in Grenzen

"In der vierstündigen freien Trainingssitzung teilten wir die Setup-Arbeit zwischen den Autos auf", erklärt Bernhard. "Es war wichtig, dass unser Auto die aufgetragene Arbeit erledigt hat. Das lief gut und wir nützten die vier Stunden perfekt und es gab kein Problem. Dann - im Nachttraining - ging es mehr darum, die benötigte und verlangte Qualifying-Runde zu fahren, die Scheinwerfer zu überprüfen und in der Nacht in den Rhythmus zu kommen."

Doch dann passierte der Unfall. "Ich fuhr nur eine Qualifying-Runde", schildert Bernhard, "dann hatte Romain den Zwischenfall mit dem Auto, den er nicht verhindern konnte. Das bedeutete aber, dass unsere Session eine Stunden und 20 Minuten früher zu Ende war - und das war natürlich Pech. Aber es ist keine große Sache, wir sind überhaupt nicht aus dem Rhythmus."

"Es war wichtig, dass unser Auto die aufgetragene Arbeit erledigt hat." Timo Bernhard

Der Le-Mans-Sieger lässt sich auch durch die provisorische Pole-Position-Runde von Stephane Sarrazin im Peugeot mit der Nummer 8 nicht beunruhigen: "Peugeot hat wirklich einen Qualifying-Versuch gemacht." Das gelang der rein französischen Paarung aber bei Dunkelheit - warum nützt man nicht das Tageslicht, schließlich müsste es eigentlich bessere Zeiten erlauben?

Wie reagiert Audi auf Sarrazin?

Bernhard verweist auf den Verkehr: "Zu Beginn der Session hat man nur eine freie Runde, wenn man gleich am Anfang der Reihe steht, wenn die Ampel auf Grün umschaltet. Später sind aber mehr Leute in der Box. Gegen Ende der Session ist in Sachen Verkehr normalerweise die beste Zeit - er ist der limitierende Faktor bei der Rundenzeit, und nicht die Dunkelheit."

Da überrascht es umso mehr, dass Audi seine Boliden im gestrigen ersten Qualifying zu später Stunde nicht auf die Pole-Position ansetzte. Wird sich das heute ändern? "Wir werden sehen", gibt sich Bernhard bedeckt. "Zuerst müssen wir alles überprüfen. Wenn es die Zeit zulässt und wir alles auf unserer Liste abgehakt haben, dann werden wir darüber nachdenken. Davor müssen wir aber sicherstellen, dass wir ein ordentliches Auto für das Rennen haben, denn das ist viel wichtiger als das Qualifying."

"Peugeot hat wirklich einen Qualifying-Versuch gemacht." Timo Bernhard

Apropos Rennen: In Spa-Francorchamps geriet Audi in große Schwierigkeiten, als sich die Hinterreifen rasch auflösten. Ein Alarmzeichen für die 24 Stunden von Le Mans? Bernhard winkt ab: "Spa ist eine komplett andere Strecke. Wir fuhren dort die Le-Mans-Aerodynamik. Ich weiß nicht, was Peugeot getan hat, aber gestern sahen die Reifen, die wir benützten, sehr gut aus. Wir fuhren damit viele Runden und alles sah großartig aus, daher sind wir beruhigt."

Wo man gegegenüber Kristensen & Co. im Vorteil ist

Bleibt die Frage, ob sich durch die Favoritenrolle in diesem Jahr etwas zusätzliche Nervosität breit macht. "Es fühlt sich anders an", gibt der Deutsche zu. "Ich habe bereits beim Vortest gemerkt, dass man mit der Nummer 1 auf dem Auto mehr Aufmerksamkeit erhält - von den Leuten, von den Fans, aber auch von den Medien. Letztes Jahr waren wir glaube ich die Insider. Man hatte uns auf der Liste für den Sieg, wir waren aber nicht die allgemeinen Favoriten."

Er ist der festen Überzeugung, dass es dieses Jahr nicht nur ein enges Match mit Peugeot wird, sondern auch aus der Audi-Armada jeder gewinnen kann: "Wie letztes Jahr haben wir in jedem der drei Autos Fahrertrios, die sehr eng beisammen liegen - da gibt es kaum Unterschiede." Doch nicht nur die Legenden-Truppe aus Tom Kristensen, Allan McNish und Dindo Capello darf auf Stabilität setzen, auch Bernhard und seine Partner Dumas und Mike Rockenfeller kennen einander gut: "Romain und ich fahren schon sechs oder sieben Jahre gemeinsam und kamen daher bereits als Team mit all diesen guten Erinnerungen und Siegen zu Audi. Dass man uns dann mit Rocky zusammengesteckt hat, ist perfekt, denn wir kennen ihn aus seiner Porsche-Zeit. Das passt zusammen."

"Wie letztes Jahr haben wir in jedem der drei Autos Fahrertrios, die sehr eng beisammen liegen." Timo Bernhard

Dazu kommt, dass das Trio ähnliche Vorlieben hat: "Wir verwenden grundsätzlich den gleichen Sitz, was einem beim Fahrerwechsel viel Zeit erspart, haben die gleiche Einstellung zum Motorsport, was bei der Setup-Arbeit hilft." Und dann wäre da noch etwas, um das sie wohl sogar von den Le-Mans-Superstars Kristensen, Capello und McNish beneidet werden: "Wir sind immer noch recht jung."