• 20.07.2012 00:10

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Vettel: "Die WM kommt dann von alleine"

Formel-1-Champion Sebastian Vettel sieht sich aktuell nicht unter Druck: Kein Interesse am WM-Stand, Respekt vor Fernando Alonso und Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel befindet sich nach neun Rennen in der laufenden Saison in Lauerstellung. Anders als im Vorjahr, wo der Champion zum gleichen Zeitpunkt bereits sechs Siege und drei zweite Plätze auf dem Konto und in der Gesamtwertung riesigen Vorsprung hatte, liegt er jetzt "nur" auf Rang drei. "2011 war ein ungewöhnliches Jahr. Mit einer Ausnahme standen wir in jedem Rennen auf der Pole-Position. Wir haben zwölf von 19 Rennen gewonnen, das passiert nicht jedes Jahr", relativiert Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel: Keine Lust auf einen Blick auf die aktuelle Tabelle

Derzeit hat Vettel in der WM-Wertung 29 Zähler Abstand zum führenden Fernando Alonso, auf seinen Teamkollegen Mark Webber fehlen im Moment 16 Punkte. "Sein Hauptaugenmerk nur auf die beiden zu legen, glaube ich, wäre nicht richtig. Wir haben noch viele Rennen vor uns", winkt der Heppenheimer vor seinem Heimspiel ab. "Wenn man zu früh etwas mehr auf den einen oder anderen schaut, vergisst man vielleicht, auf sich selbst zu schauen. Das haben wir noch nie so gemacht und haben es auch jetzt nicht vor."

Der Red-Bull-Star konzentriert sich einzig auf seine eigenen Leistungen, will vom Zwischenstand in der Weltmeisterschaft gar nichts wissen. "Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie viele Punkte man braucht oder wie viele Punkte ich jetzt hintendran bin oder nicht. Ich glaube, es ist mehr als ein Punkt, aber weniger als hundert Punkte." Was Vettel meint: Es ist noch lange keine Vorentscheidung gefallen. "Es bleibt, denke ich, nach wie vor so spannend und unberechenbar."

Die bisherige Bilanz fällt aus Sicht des zweimaligen Champions positiv aus - allerdings mit kleinen Makeln. "Mit Sicherheit hätten wir uns den Anfang der Saison ein bisschen besser vorgestellt", sagt Vettel. "Bei zwei Rennen kamen wir leider nicht ins Ziel. Dafür gibt es Gründe, doch ändern kann man es nicht mehr. Da hinterherzuweinen bringt auch nichts. Schauen wir, dass wir in der zweiten Halbzeit, nach Möglichkeit immer ins Ziel kommen und viele Punkte einfahren."

Ausfälle schmerzen 2012 besonders

"Hätte Sebastian nicht die defekte Lichtmaschine gehabt, könnte er die Weltmeisterschaft anführen", rechnet Horner vor. "Wir hatten Pech mit der Zuverlässigkeit, aber das gleicht sich im Saisonverlauf aus. Er kam am Saisonbeginn mit dem Auto nicht unbedingt klar, aber mit fortschreitender Entwicklung ist er mit dem Wagen viel vertrauter geworden. Vor einem Monat lag er in Valencia mit 25 Sekunden in Führung - das dürfen wir nicht vergessen. Er fährt seht gut, seine Motivation ist hoch."

"Unser Ziel ist es es, aus jedem Wochenende für sich das Maximum herauszuholen", erklärt Vettel. Mit der Gelassenheit aus zwei Titelgewinnen fügt er entspannt an: "Die WM kommt dann von alleine. Konstanz ist das Wichtigste in dieser Saison. Die zwei Fahrer, die am konstantesten waren, führen. Fernando hat jetzt 20 Rennen in Folge in den Punkten beendet. Ein bemerkenswerter Rekord. Kein Wunder, dass er die WM anführt."

"Er ist derjenige, den es zu schlagen gilt", sagt der Deutsche über den spanischen Ferrari-Piloten. "Es ist noch zu früh, um Lewis Hamilton, Nico Rosberg oder Kimi Räikkönen abzuschreiben. Sie spielen weiter eine Rolle. Die Gesamtwertung kann sich schnell ändern, binnen weniger Rennen." Horner sieht gute Aussichten für Hockenheim: "Es ist ermutigend, dass wir in Valencia und Silverstone - zwei sehr unterschiedliche Kurse unter sehr unterschiedlichen Bedingungen - gut in Form waren."

Der Brite fügt jedoch hinzu, dass man in der aktuellen Saison gelernt habe, dass nichts vorhersehbar sei. "Für die Teams ist es hart, für die Fans fantastisch", so Horner. "Es gab tolles Racing und viele verschiedene Sieger. Die Jungs, die die WM anführen, sind aber diejenigen, die auch in den vergangen Jahren vorne waren. Die Formel 1 war nie besser, was Show und Spektakel betrifft. In diesem Jahr ist der Wettbewerb groß, es gibt großartige Fahrer und viele Herausforderer."