Riskiert Grosjean seine Zukunft?

Für den erneuten Startunfall hat der Franzose in Suzuka viel Kritik erhalten: Ist die Häufigkeit der Zwischenfälle ein Zufall oder steck wirklich ein Problem dahinter?

(Motorsport-Total.com) - Spätestens mit dem Startunfall in Spa-Francorchamps hat Romain Grosjean den Bogen überspannt. In der laufenden Saison wurde der GP2-Champion der vergangenen Saison bei den Starts immer wieder auffällig. Er war in einige Zwischenfälle verwickelt, die im Startunfall von Spa gipfelten. Nach der Sperre zog sich der Franzose in Singapur ohne weitere Zwischenfälle aus der Affäre. Doch in Suzuka stand Grosjean wieder im Mittelpunkt.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Lotus-Pilot Romain Grosjean möchte in Zukunft weniger Fehler machen Zoom

Als er in der ersten Kurve außen nach Sergio Perez Ausschau hielt, bemerkte er nicht, wie Mark Webber vor ihm stark verzögert und krachte dem Red-Bull-Piloten ins Heck. Damit war nicht nur das Rennen von Webber und dessen WM-Chancen zerstört. Auch Nico Rosberg musste seinen Mercedes als Folge des Unfalls abstellen.

Ecclestone legt Augen-Untersuchung nahe

"Vielleicht hat er ein Problem mit den Augen", fragt sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone im Gespräch mit dem 'Daily Express'. "Er ist schnell, war aber bei den Starts oft in Probleme verwickelt. Ich würde vorschlagen, dass er seine Augen untersuchen lassen sollte, weil er Probleme hat, das zu sehen, was um ihn herum passiert."

Auch Jackie Stewart bedauert, dass Grosjean so oft in Unfälle verwickelt ist. Stewart selbst ist als Genji-Botschafter an einer positiven Außenwirkung des Lotus-Teams interessiert. "Ich würde Romain liebend gerne helfen. Er hat ein enormes Potenzial. Er ist sehr talentiert, sehr jung und ich bin besorgt, dass weitere Unfälle seine Zukunft bei Lotus in der kommenden Saison gefährden könnten", erklärt der Schotte. "Er hätte einen oder zwei Grand Prix gewinnen können, doch sein Potenzial wurde von den vielen Unfällen überschattet, die er hatte."


Fotos: Großer Preis von Japan


Grosjean sieht Fehler ein

Grosjean selbst nimmt die Kritik an und lässt sich auf Gespräche ein. Nach dem Startunfall in Suzuka sprach er mit Webber: "Ja. Mark kam, um mich zu sprechen. Und ich kann vollkommen verstehen, dass er nicht zufrieden war. Ich konnte mich nur entschuldigen. Das ist auch, was ich getan habe. Mir ist das Risiko am Start natürlich bewusst. Ich arbeite daran, einige Dinge zu verändern, doch das geht halt nicht von einem Tag auf den anderen. Das ist ein anhaltender Prozess."

"Ich bin nicht dumm und ich weiß Bescheid um die Risiken. Hoffentlich wird es von nun an anders laufen. Ich werde nicht den Fehler machen und mich auf die falschen Ziele konzentrieren", schildert der zuletzt stark kritisierte Lotus-Pilot. "Eines der Ziele ist klarerweise, keine Berührung in der ersten Runde zu haben. Ich würde sagen, es ist ein Prozess, der einfach ein bisschen Zeit braucht."

Lewis Hamilton, Romain Grosjean, Fernando Alonso, Sergio Perez, Pastor Maldonado

Bereits beim Start in Belgien sorgte Grosjean für reichlich Edelschrott Zoom

"Es ist wie eine Spirale: Wenn es mal schlecht läuft, läuft es gleich noch schlechter. Mir sind die Risiken am Start bewusst. Der Unfall in Spa war ziemlich erschreckend. Und ich bin der Allererste, der froh darüber ist, dass Fernando keinen Schaden genommen hat", stellt Grosjean klar. "Ich weiß um die Risiken. Ich habe den Preis für meinen Fehler bezahlt."

"Teamintern haben wir ziemlich viel darüber gesprochen. Sie sind nicht zufrieden. Ich bin nicht zufrieden mit unseren ersten Runden. Es gibt 550 Menschen in Enstone, die daran arbeiten, uns das beste Auto hinzustellen. Und wenn du all dies auf den ersten einhundert Metern ruinierst, dann ist das nicht gut. Darüber bin ich mir im Klaren. Ich werde versuchen, in der ersten Runde möglichst vorsichtig zu sein. Im Rennen sollten wir dann normalerweise ganz gut liegen", ist sich der Franzose sicher.

Diskussion über das Strafmaß

Red Bull war nach dem Grand Prix in Japan mit der Bestrafung von Grosjean nicht zufrieden und forderte eine härtere Strafe. Motorsport-Konsulent Helmut Marko war der Meinung, dass der 26-Jährige nur durch eine Sperre für mehr als ein Rennen zur Vernunft kommen wird. Michael Schumacher hingegen möchte sich dazu nur bedingt äußern: "Ich möchte mich da nicht einmischen. Die Situation ist eigentlich ziemlich klar. Das ist alles", so der Rekordweltmeister.

"Es ist natürlich klar, dass am Start Fehler passieren", stellt hingegen Landsmann Heinz-Harald Frentzen bei 'ServusTV' klar. "Das kann passieren. Man kann nicht alle Gefahren auf einmal eliminieren - das geht nicht. Ein Formel-1-Start ist das Spektakulärste, was es in einem Rennen gibt, und da können so viele Dinge passieren. Aber er war jetzt öfter der Übeltäter, angefangen mit Monaco, dann weiter in Spa. Er ist wahrscheinlich zu spontan und unkontrolliert."