• 07.04.2010 12:55

  • von Stefan Ziegler

Giancarlo Minardi blickt zurück: Vor 25 Jahren...

Am 7. April 1985 nahm das Minardi-Team erstmals an einem Formel-1-Rennen teil - Giancarlo Minardi blickt zurück auf die Anfänge seines früheren Rennstalls

(Motorsport-Total.com) - Mit der Zielflagge des Großen Preises von China 2005 fiel auch die letzte Klappe für den Rennstall von Teamgründer Giancarlo Minardi. 20 Jahre nach dem ersten Formel-1-Auftritt des kleinen italienischen Teams sollte sich das Gesicht der Mannschaft aus Faenza entscheidend verändern, denn Red Bull übernahm den Rennstall und schickte ihn fortan als Toro Rosso an den Start.

Titel-Bild zur News: Gian Carlo Minardi

Giancarlo Minardi leitete viele Jahre lang die Geschicke seines Formel-1-Teams

Das letzte Formel-1-Rennen eines Minardi-Rennwagens liegt mittlerweile schon fast fünf Jahre zurück - und am 7. April 2010 jährt sich das Renndebüt des Teams zum 25. Mal. An die ersten Kilometer seines Rennstalls erinnert sich Minardi noch immer ganz genau und gerät angesichts des Jubiläums regelrecht ins Schwärmen: "Das war ein denkwürdiger Tag", meint der Italiener bei 'GrandChelem.it'.#w1#

"Mit dem 1. Freien Training am 5. April 1985 begann damals mein Formel-1-Abenteuer, auf das ich so lange hingefiebert hatte. Das war auf der Jacarepagua-Rennstrecke in Rio de Janeiro", sagt Minardi rückblickend. "Wir waren damals nur zehn Leute in unserer Garage: ich, die Mechaniker, unser Fahrer Pierluigi Martini sowie meine beiden Teampartner Giacomo Caliri und Piero Mancini", so Minardi.

"Wir hatten unglaublich viel Enthusiasmus, denn wir wollten beweisen, dass selbst ein kleines Team, das aus der Formel 2 kommt, in dieser Welt bestehen kann. Das waren halt noch andere Zeiten", meint der 62-Jährige, dessen Rennstall nach 340 absolvierten Grands Prix aus den Ergebnislisten der Formel 1 verschwand. In 20 Jahren erreichte das italienische Team immerhin 38 WM-Punkte.

Der große Durchbruch blieb aus

Wenige Monate, nachdem Martini 1988 beim USA-Rennen in Detroit den ersten Zähler für seinen Rennstall eingefahren hatte, ließ der Italiener beim Portugal-Rennen 1989 die erste und einzige Führungsrunde für Minardi folgen. Über den Status als "chronische Hinterbänkler" kam die Mannschaft aus Faenza zwar dennoch nicht hinaus, erntete aber stets reichlich Sympathien.

Geschenkt bekam Minardi in der konkurrenzfähigen Welt der Formel 1 zumeist nichts - außer bei der letzten Punktefahrt des Teams in Indianapolis 2005, als aufgrund der Reifenproblematik nur die sechs von Bridgestone ausgestatteten Fahrzeuge ins Rennen gingen, woraufhin Christijan Albers und Patrick Friesacher auf den Positionen fünf und sechs ins Ziel kamen - mit insgesamt sieben Zählern.

"Wir hatten unglaublich viel Enthusiasmus. Das waren halt noch andere Zeiten." Giancarlo Minardi

Oftmals blieb Minardi der verdiente Lohn allerdings verwehrt. Am Nürburgring 1999 hätte Luca Badoer beinahe für eine Sensation gesorgt, als er mit seinem Minardi-Fahrzeug auf Position vier lag und ein herausragendes Ergebnis im Blick hatte. 13 Runden vor Rennende streikte aber plötzlich das Getriebe und Badoer musste aufgeben. Auch solche Schlappen steckte das Minardi-Team stets weg.

Minardi fühlt sich Toro Rosso verbunden

Bis zum Oktober 2005, als der damalige Teameigner Paul Stoddart seine Anteile am Rennstall an Dietrich Mateschitz und Red Bull verkaufte, die Minardi daraufhin als Scuderia Toro Rosso an den Start schickten. Dem Team fühlt sich Namensgeber Giancarlo Minardi trotzdem noch immer sehr verbunden: "Ich bin sehr stolz darauf, die Grundlagen für das Team aus Faenza gelegt zu haben."

"Um ehrlich zu sein: Als meine Karriere begann, hätte ich nicht gedacht, dass sie so lange andauern würde. In gewisser Weise hat sie ja noch immer Bestand, allerdings unter einem Namen. Die Geschichte geht aber weiter", erklärt der Italiener. Auch die Formel 1 hat sich in den vergangenen Jahrzehnten überaus stark verändert. Dies erkennt Minardi an den Dimensionen der Rennställe.

"Als meine Karriere begann, hätte ich nicht gedacht, dass sie so lange andauern würde." Giancarlo Minardi

Waren beim Debüt 1985 noch insgesamt zehn Teammitglieder für den Renneinsatz verantwortlich, so sind diese Zahlen längst überholt. "Als wir 2005 in China unseren letzten Grand Prix bestritten, hatten wir 65 Leute mit dabei", sagt Minardi rückblickend. "Heute wuseln bei jedem Team alleine fast 20 Ingenieure um die Autos herum. 1985 hat Herr Caliri sämtliche dieser Aufgaben erfüllt - alleine."