• 04.05.2009 14:58

  • von Stefan Ziegler

Bridgestone: Wenn die Reifen die Hauptrolle spielen

Alleinausrüster Bridgestone rüstet die Formel 1 mit Rennreifen aus und sorgt dafür, dass die Teams am Rennwochenende ziemlich ins Grübeln kommen

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Teams an einem Rennfreitag zum ersten Mal auf die Strecke gehen, dann steht eine Frage im Mittelpunkt des Interesses: Wie verhalten sich die Reifen auf diesem Kurs? Bridgestone bringt auch 2009 zwei unterschiedliche Gummimischungen an den Rennplatz und stellt die Teams daher vor die Aufgabe, die individuell passende Strategielösung herauszufinden. So bemühen sich die Piloten, in den Freien Training genug Erfahrungsdaten für den Einsatz in Qualifikation und Rennen zu sammeln.

Titel-Bild zur News: Slicks der Generation 2009

Comeback: Zum ersten Mal seit 1997 fährt die Formel 1 wieder auf profillosen Slicks

Während für die Rennställe die Reifenarbeit also erst an der Rennstrecke beginnt, hat Bridgestone seine Hausaufgaben schon längst gemacht. Doch die Ingenieure der Japaner wissen vor einem Renneinsatz nie ganz genau, auf welche Bedingungen sie sich einstellen müssen. "Da spielen einige Variabeln eine Rolle", erläuterte Bridgestones Entwicklungschef Hirohide Hamashima. "Solche Unbekannten sind beispielsweise das Wetter und die Streckenoberfläche."#w1#

Vier Reifenmischungen für 17 Rennstrecken

"Dafür können wir nur Vermutungen anstellen. Sicher wissen wir jedenfalls niemals, was geschehen wird", meinte der Japaner. Klar ist hingegen die Anzahl der unterschiedlichen Reifentypen, die 2009 auf den Formel-1-Pisten zum Einsatz kommen. "Als Alleinausrüster ohne Wettbewerber haben wir diesbezüglich eng mit der FIA zusammengearbeitet", sagte Hamashima. "Jetzt produzieren wir pro Jahr nur noch vier unterschiedliche Reifenspezifikationen für trockene Bedingungen."

"Diese decken das gesamte Spektrum einer Saison ab. Das bedeutet, dass jeder Reifentyp ein breiteres Einsatzfenster abdecken muss, als das zuvor der Fall war. Nur so kann der Reifen an unterschiedlichen Rennwagen montiert werden und auf verschiedenen Strecken funktionieren", meinte Bridgestones Entwicklungschef im Sektor Motorsport. Und gerade da liegt die Crux, denn im Grand Prix müssen immer beide Reifenmischungen eines Wochenendes gefahren werden.

"Jeder Reifentyp muss nun ein breiteres Einsatzfenster abdecken." Hirohide Hamashima

"Das stellt sowohl für Bridgestone als auch für die Teams eine große Herausforderung dar", erläuterte Hamashima die Zusammenhänge. "Als wir zu Beginn der Saison 2007 mit diesem Konzept begonnen haben, konnten wir feststellen, dass die Unterschiede zwischen den beiden Reifenmischungen sehr groß waren. Es war sehr interessant zu beobachten, wie die Rennställe und ihren Piloten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten über die Nutzung der Reifen erweitert haben."

"Im vergangenen Jahr haben wir gesehen, dass die Teams im Rennen viel besser mit den unterschiedlichen Reifentypen zurecht gekommen sind. Das ist auf ihre größere Erfahrung zurückzuführen", stellte Hamashima heraus und nannte einige Schwierigkeiten bei der Evaluation der passenden Pneus: "Die Temperatur kann die Reifenfrage über den Verlauf eines Rennwochenendes noch zusätzlich erschweren."

Wechselnde Bedingungen erschweren die Reifennutzung

"Wenn der Kurs zum Beispiel deutlich heißer ist als erwartet, dann könnte der härtere Reifentyp in der Qualifikation dem weicheren durchaus überlegen sein. Normalerweise ist Letzterer immer der Bessere für diese Gelegenheit. Im Gegensatz dazu könnte eine kühlere Strecke dazu führen, dass der weiche Reifen im Rennen besser geeignet ist. An einem Rennwochenende muss man also eine Menge Faktoren in die Überlegungen mit einbeziehen."

"Ein üblicher Trend ist zudem, dass das Gripniveau im Lauf eines Rennwochenendes zunimmt, weil unsere Reifen Gummi auf der Strecke zurücklassen. Das verschafft der Piste eine gute Griffigkeit", erklärte der Reifenfachmann. "Allerdings macht es einen großen Unterschied, in welchem Zustand die Strecke am Freitag war. Das kann von kürzlich ausgetragenen Rennveranstaltungen oder den Wetterbedingungen vor dem aktuell anliegenden Rennen abhängen."

"Ein üblicher Trend ist , dass das Gripniveau im Lauf eines Wochenendes zunimmt." Hirohide Hamashima

Viel Grip gewinnt die Formel 1 aber auch durch die Rückkehr zu profillosen Slicks: Das hat es uns erlaubt, den Abstand zwischen den beiden Mischungen etwas zu vergrößern", sagte Hamashima abschließend. "Die Reifengeneration 2009 hat etwa 20 Prozent mehr Auflagefläche als das Modell von 2008 und bietet den Fahrern zudem ungefähr 15 Prozent mehr Grip. Dazu gesellt sich freilich noch die größere Konstanz, die Slick-Reifen von Haus aus innewohnt."

Diese Faktoren gilt es beim Setup eines Rennwagens entsprechend zu berücksichtigen, schließlich müssen die Fahrzeuge der Generation 2009 mit einem viel größeren Unterschied zwischen den einzelnen Gummimischungen auskommen. Und Bridgestones Hirohide Hamashima macht gewiss keinen Hehl aus der Schwierigkeit dieser Aufgabe: "Das ist eine der größten Herausforderungen für die Fahrer im Verlauf dieser Saison."