• 08.08.2013 15:52

  • von Dominik Sharaf

Boullier verärgert: Topteams verhindern Kostenkontrolle

Der Lotus-Teamchef nennt die finanzielle Vormachtstellung von Red Bull, Ferrari und Mercedes "nicht fair" - Kollegen sind bei Budgetobergrenze skeptisch

(Motorsport-Total.com) - Geld regiert die Welt - ganz besonders das Formel-1-Universum. Über kaum ein Thema wurde in der Königsklasse des Motorsport in den vergangenen Jahren so intensiv diskutiert wie die immer weiter in die Höhe schießenden Kosten und die grassierenden Finanzprobleme der Teams. Maßnahmen wie ein Testverbot wurden bereits ergriffen. Sie erwiesen sich aber als Tropfen auf den heißen Stein. Die Durchsetzung einer endgültigen Lösung wie einer fixen Budgetobergrenze lässt auf sich warten.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Lotus ist nicht erst seit dieser Saison knapp bei Kasse - aber dennoch erfolgreich Zoom

Dabei zeigen die jüngsten Wasserstandsmeldungen von Lotus und Sauber, wie dringend der Handlungsbedarf ist. "Das Problem ist, dass 80 Prozent der Teams das wollen, aber 20 Prozent nicht", erklärt Eric Boullier 'Autosport', warum hinter den Kulissen keine Nägel mit Köpfen gemacht werden. "Es ist nicht fair, wenn sich nur drei Teams die Formel 1 leisten können", ärgert sich der Lotus-Teamchef. Gemeint sind die Werksmannschaften Ferrari und Mercedes sowie die über den Getränkekonzern finanzierte Red-Bull-Truppe.

Boullier wirft dem Trio vor, nicht umgedacht zu haben: "Das Problem ist, dass sie immer noch auf die alte Art verfahren und viel Geld für das Auto ausgeben, was wir nicht können", meint der Franzose, dem das Wasser derzeit wohl bisher zum Halse steht. Er macht keinen Hehl daraus, dass sich Lotus die Formel 1 derzeit eigentlich nicht leiten kann: "Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir ein minimales Budget sichern - das aber liegt über unseren Einkünften, also müssen die Teilhaber einspringen."

Budgetobergrenze als Allheilmittel?

Damit spricht er ein weiteres Problem an: Nicht nur die Kosten steigen, auch die Profite aus dem Geschäft sind in hohem Maße ungleich verteilt. "Die meisten Teams haben Probleme bei den Einnahmen", unterstreicht Cyril Abiteboul im Gespräch mit 'Associated Press'. Für den Caterham-Teamchef ist die Budgetobergrenze daher nicht unbedingt die richtige Lösung: "Ich bin mir da nicht sicher, weil es viele Probleme verursacht. Wie kontrolliert man sie und wie setzt man sie durch?", überlegt der Franzose.


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Auch Martin Whitmarsh ist skeptisch, ob eine einfache Deckelung alle Probleme aus der Welt schafft: "Es wird immer Leute mit viel Geld und mit wenig Geld geben", sagt der McLaren-Teamchef der Nachrichtenagentur und hält Ungleichheiten bei der Dicke des Geldbeutels für ein Relikt der unterschiedlichen Strukturen: "Die britischen Teams waren gewöhnlich immer etwas knapp bei Kasse, Ferrari hingegen gut versorgt. Wir haben uns durchgeschlagen", erinnert sich der Verantwortliche in Woking.

Lowdon sieht Fans im Nachteil

Für Whitmarsh ist ein heutiger Konkurrent das beste Beispiel: "Ich sehe Frank Williams: Er hatte kein Budget, als er anfing. Er hangelte sich von Rennen zu Rennen. So ist die Welt." Wenn also nicht die Budgetobergrenze, die bei Lotus und Sauber hoch im Kurs steht, was dann? Graeme Lowdon betont, dass sich im Sinne des Sports etwas tun muss: "Die Fans interessiert es nicht, ob wir eine bessere Bilanz haben als Red Bull mit seinem Brauseimperium. Die Leute schalten ein, um Motorsport Rad an Rad, die besten Fahrer der Welt und die klügsten Köpfe bei der Arbeit zu sehen. Das geht nur mit Kostenkontrolle."

Eric Boullier

Eric Boullier ist darauf erpicht, zu sparen - obwohl ein lukrativer Deal winkt Zoom

Für Boullier spielt die Ausgabenseite weiter eine wichtige Rolle: "Wir sollten nicht vergessen, dass zu Beginn der neunziger Jahre vielleicht 40 Millionen Britische Pfund (umgerechnet rund 46 Millionen Euro, Anm. d. Red.) ausgegeben wurden", rekapituliert der Lotus-Mann. "2008 waren es bei einem Topteam 100 Millionen Pfund (circa 116 Millionen Euro, Anm. d. Red.)." Andere Schätzungen gehen davon aus, dass die Budgets der Krösus-Mannschaften heute sogar noch wesentlich höher liegen.

Lotus könnte nachziehen, schließlich war der Einstieg eines internationalen Investorenkonsortiums bereits als besiegelt vermeldet worden. "Es ist noch nicht fix, aber auf einem guten Weg", so Boullier über den Stand der Verhandlungen mit Infinity Racing, von denen er sich einen Lottogewinn für die Schwarz-Goldenen verspricht: "Sobald alles klar ist, beginnt eine neue Ära in Enstone, weil wir finanziell für viele Jahre auf ein anderes Niveau gelangen. Wir werden aber weiter nicht so viel Geld ausgeben können wie Ferrari und Mercedes."