• 13.03.2009 09:29

  • von Stefan Ziegler

Müller: "SEAT fährt in einer anderen Liga"

BMW Pilot Jörg Müller freut sich über seine gelungene Aufholjagd in Curitiba, ihm graut aber zugleich vor der starken SEAT-Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Jörg Müller erlebte zum Saisonauftakt der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) in Brasilien ein Wochenende voller Höhen und Tiefen. Über allem stand aber nicht zuletzt die überstarke Konkurrenz der SEAT-Fahrzeuge, die sowohl in der Qualifikation als auch in den beiden Sprintrennen das Maß aller Dinge darstellten. BMW Team Germany Pilot Müller hatte gegen die Spanier zwar keine Chance, erwies sich im Wochenendverlauf allerdings als schnellster nicht-SEAT - und hatte reichlich Pech...

Titel-Bild zur News: Jörg Müller, Curitiba, Curitiba Circuit

Die Schnitzer-Crew leistete in Curitiba tolle Arbeit - Jörg Müller dankte es mit P5

Schon wenige Meter nach dem Start zum ersten Rennen des Jahres nahm der Saisonauftakt für Müller eine entscheidende Wendung: "Mein Start war in Ordnung und ich konnte mich in der ersten Kurve hinter meinem Teamkollegen Augusto einreihen, der auf der Innenbahn war. In der dritten Kurve war ich dann innen und schon neben Rickard Rydell, als ich von hinten einen Schlag bekam und ich mich in die Wiese drehte", berichtete Müller.#w1#

Zwischenfall in Runde eins wirft Müller weit zurück

Chevrolet-Pilot Alain Menu war zuvor mit Ex-Champion Andy Priaulx aneinander geraten und hatte den Briten in den BMW 320si von Müller gedrückt. Das Resultat: Alle drei Beteiligten kreiselten von der Piste. Während Priaulx mit ramponiertem Auto noch bis auf P7 nach vorne fahren konnte, war Menus Rennen umgehend beendet. Und Müller? "Ich konnte mein Auto wieder starten und wollte eigentlich weiter fahren, aber das Lenkrad stand total schief."

Andy Priaulx, Alain Menu, Jörg Müller, Curitiba, Curitiba Circuit

3 aus 24: Priaulx kann weiterfahren, Menu und Müller rodeln weiter durch's Grüne... Zoom

"Also bin ich in die Box gefahren", schilderte der 39-Jährige seinen weiteren Rennverlauf. "Meine Jungs haben gesehen, dass das rechte Hinterrad einen Schlag abbekommen hatte und ebenfalls komplett schief stand. Der Radträger war krumm und deshalb haben wir auf die Schnelle die Spur neu eingestellt. Ich bin mit fünf Runden Rückstand wieder auf die Strecke und konnte mich am Ende als 21. platzieren. Mein Auto war aber wieder gerade - und das war das Wichtigste."

Für das zweite Rennen in Curitiba änderten sich die Vorzeichen aber entscheidend, als wenige Minuten vor dem Rennstart ein heftiger Wolkenbruch über der Strecke niederging - Regenreifen musste her. Müller: "Das Rennen wurde hinter dem Safety-Car gestartet, also war unser Vorteil des stehenden Starts dahin. Ich habe mich die ersten vier Runden gut durch das Feld kämpfen können, vor bis auf die zehnte Position."


Fotos: Rennwochenende in Curitiba


Sorgenfalten aufgrund der SEAT-Dominanz

"Mein Auto ging sensationell und ich konnte vor mir schon eine kämpfende Gruppe von mehreren BMW Fahrzeugen sehen. Ich habe dieses Loch innerhalb von zwei weiteren Runden zufahren und dann nacheinander Andy Priaulx, Félix Porteiro, Sergio Hernández und Tom Coronel überholen können und war plötzlich auf dem sechsten Platz - in den Punkten", kommentierte der Deutsche seine beeindruckende Aufholjagd im zweiten Sprintrennen.

Jörg Müller, Curitiba, Curitiba Circuit

Jörg Müller sieht BMW gegenüber der SEAT-Konkurrenz deutlich im Hintertreffen Zoom

"Das nächste Auto vor mir war mein Teamkollege Augusto Farfus, den ich auch drei Runden vor Ende des Rennens überholen konnte - dann waren vor mir nur noch SEAT-Autos zu sehen. Die waren allerdings schon recht weit weg und so bin ich als guter Fünfter eingelaufen", meinte Müller. Wäre der BMW Pilot nicht von Platz 21 aus gestartet, der Sieg wäre für Müller durchaus in Reichweite gewesen. So zog der ehemalige Formel-1-Testfahrer ein gemischtes Fazit.

"Ich war am unserem ersten Rennwochenende in Brasilien der schnellste BMW, konnte aber wegen eines Unfalls nur das zweite Rennen in den Punkten beenden. Gegen die Dieselkonkurrenz war in Curitiba allerdings kein Kraut gewachsen", fasste Müller seine Eindrücke zusammen. "Einerseits bin ich glücklich über das tolle zweite Rennen, andererseits traurig über den Unfall im ersten Lauf, wo ich ganz sicher auch Punkte hätte machen können."

"Noch viel mehr Tränen habe ich allerdings in den Augen, wenn ich sehe, wie überlegen die Konkurrenz ist. Der Turbodiesel-SEAT fährt in einer komplett anderen Liga", stellte Müller heraus und forderte abschließend einen Eingriff des Automobil-Weltverbandes: "Ich finde das wirklich schlecht für die Meisterschaft und sehe ohne eine Änderung des Reglements absolut keine Chance, in diesem Jahr die Meisterschaft zu gewinnen."