Toyota mit Fokus auf Wasserstoff: Wie geht es mit dem GR010 Hybrid weiter?

Toyota möchte sich gerne auf die neue Wasserstoffklasse fokussieren - Datum der Einführung aber unklar - Bekommt der GR010 Hybrid deshalb noch einen Nachfolger?

(Motorsport-Total.com) - Wie geht es bei Toyota in der Langstrecken-WM (WEC) weiter? Bekommt der GR010 Hybrid einen Nachfolger oder konzentrieren sich die Japaner, die bereits seit langem zu den entschiedensten Befürwortern der Einführung von Wasserstoff zählen, auf das zukünftige Wasserstoffauto?

Titel-Bild zur News: Ryo Hirakawa

Bekommt der Toyota GR010 Hybrid einen Nachfolger? Zoom

Diese Frage scheint auch bei Toyota noch nicht vollends geklärt - denn die verzögerte Einführung der Wasserstoffklasse macht den amtierenden Weltmeistern derzeit Sorgen. "Wir werden sicherlich mit der FIA über das nächste Reglement diskutieren", verrät John Litgens, Leiter des Hypercar-Projekts bei Toyota. "Sie denken über die Einführung von Wasserstoff nach, also müssen wir uns auch damit beschäftigen."

Dass die Japaner heiß darauf sind, vom konventionellen Antrieb auf den Wasserstoff zu wechseln, ist bekannt. Im vergangenen Jahr präsentierte Toyota bereits den GR H2 Racing Concept, der als Basis für einen späteren Wasserstoff-Rennwagen dienen soll.

"Trotzdem müssen wir einen klaren Kopf behalten", weiß Litgens. "Im Moment sind wir an der Spitze, aber wenn die anderen große Fortschritte machen, sind wir vielleicht nicht mehr dabei, und wenn wir dann anfangen, darüber nachzudenken, könnte es schon zu spät sein."

Deshalb denkt Toyota schon jetzt "darüber nach, was wir tun könnten", so Litgens. "Wenn sich [die neuen Regeln] nicht zu sehr verzögern, würden wir den GR010 beibehalten und bei Bedarf [mit Evo-Jokern] aufsteigen. Wenn man ein komplett neues Auto und parallel dazu ein Wasserstoffauto baut, ist das zu viel."

Nachfolger für den Toyota GR010 Hybrid?

Auf die Frage, wie lange der GR010 Hybrid noch fahren könnte, antwortet der Niederländer: "Sicherlich bis 2027, ich denke, es sollte in Ordnung sein." Das setzt allerdings voraus, dass sich die FIA mit der Einführung der neuen Wasserstoffklasse nicht mehr zu viel Zeit lässt. "Wenn es bis 2029 oder 2030 dauert [bis die Wasserstoffregeln eingeführt werden], dann müssen wir sicher etwas dazwischen machen."

Litjens sagt, er sei zuversichtlich, dass die Wasserstofftechnologie ausgereift genug sei, um es Toyota zu ermöglichen, bereits 2027 mit einem entsprechenden Konzept wettbewerbsfähig zu sein. "Sie haben gesehen, dass unsere Kollegen in Japan bereits den Corolla [mit Wasserstoffantrieb in Super Taikyu] fahren, und sie lernen dort bereits viel", sagt der Niederländer. "Aber es hängt davon ab, wie die FIA das Reglement gestalten wird."

GR H2 Racing als Wasserstoff-Zukunft im Rennsport?

GR H2 Racing als Wasserstoff-Zukunft im Rennsport? Zoom

"Ich weiß, dass sie sehr hart daran arbeiten, aber wir können nicht bis 2030 oder später warten." Deshalb stellt Litjens in Aussicht, dass Toyota im Falle einer weiteren Verzögerung auch prüfen wird, ob für die Übergangszeit ein neues Chassis als Nachfolger für den GR010 Hybrid benötigt wird.

Wasserstoffklasse: Toyota-Konkurrenz ohne Interesse?

Das scheint nicht ganz unwahrscheinlich, denn aktuell gibt es noch viele Fragezeichen zur Einführung der Wasserstofftechnik. Unter anderem stellt sich die Frage, ob die Wasserstoffautos in einer eigenen Klasse fahren oder ein Teil der bestehenden Hypercar-Kategorie werden.

Litjens macht diesbezüglich deutlich, dass Toyota für die ersten Jahre eine gemischte Klasse bevorzugt, weil er der Meinung ist, dass es noch einige Zeit braucht, bis sich auch die anderen Hersteller auf die neue Technologie einlassen. Deshalb macht es für den Niederländer Sinn, gegen die konventionellen Antriebe anzutreten. Porsche hatte allerdings schon mitgeteilt, derzeit kein Interesse an der Wasserstoffklasse zu haben.

"Wenn Sie gesehen haben, wie lange es gedauert hat, ein größeres Feld [in der Hypercar-Kategorie] zu bekommen, dann ist es mit Wasserstoff dasselbe", glaubt Litjens. "Vielleicht gibt es ein paar Hersteller, die kommen können, aber vielleicht nur ein oder zwei Autos, weil alles neu ist."

"Ich denke, das Beste ist, die Hypercars zusammen mit diesen [neuen] Autos zu betreiben und dann zu einem bestimmten Zeitpunkt [auf Wasserstoff] umzustellen", erklärt der Niederländer. Zumindest diesbezüglich ist sich Toyota mit dem ACO einig, denn auch die Franzosen wollen, dass die Wasserstoffautos von Anfang an um Siege in der WEC und in Le Mans kämpfen können.


Fotos: WEC 2024: 1.812 Kilometer von Katar


Litjens ist zuversichtlich, alle Konzepte unter einen Hut zu bekommen, auch wenn das nicht einfach wird. "Die größte Herausforderung wird sicherlich das Gewicht dieser Autos sein", sagt er. "Aber bei den Hypercars gibt es bereits viele Einschränkungen bei der Aerodynamik und vielen Parametern des Autos."

"Wenn man dieses Gewicht ausbalancieren muss, um die gleiche Leistung zu erhalten, können wir vielleicht die anderen Dinge ein wenig freier gestalten. Ich denke, es ist machbar. Aber wir können das erst beurteilen, wenn wir mehr Informationen haben."

Toyota ab 2025 mit drei GR010 Hybrid?

Für die WEC-Saison 2025 schließt Toyota derzeit nicht aus, einen dritten GR010 Hybrid einzusetzen, um der Konkurrenz Paroli zu bieten. Denn Porsche ist mittlerweile durch fünf 963 vertreten, während Ferrari das Aufgebot in diesem Jahr auf drei 499P aufgestockt hat.

"Man hat es immer im Hinterkopf", bestätigt Teamchef Rob Leupen die Überlegungen für ein drittes Auto gegenüber Sportscar365. "Aber wir müssen uns fragen, worauf wir uns konzentrieren wollen." Zumindest für diese Saison ist der Einsatz eines dritten Autos aufgrund der Änderungen, die Toyota über den Winter vorgenommen hat, "schwierig" gewesen.

Toyota bekommt Konkurrenz von Porsche & Ferrari

Toyota bekommt Konkurrenz von Porsche & Ferrari Zoom

"Mit all den [neuen] Teams, die in diesem Jahr kommen, wollen wir uns [in diesem Jahr] auf unsere beiden Autos konzentrieren", sagt Leupen. "Nyck [de Vries] wird nach dem Weggang von Jose [Maria Lopez] in große Fußstapfen treten müssen. Vielleicht nächstes Jahr, vielleicht das Jahr danach... mal sehen."

Kein drittes Auto nur in Le Mans

"Wir müssen die Augen offen halten. Ich denke nicht, dass man [die Möglichkeit] leugnen sollte. Das ist etwas, das wir jede Saison überprüfen und diskutieren", verrät der Toyota-Teamchef. Sollte es dazu kommen, hätten die Japaner eine bevorzugte Variante: "Sie sehen Porsche mit mehreren Autos in verschiedenen Teams. Ferrari macht es auf diese Weise [mit einem einzigen Team]. Vielleicht würden wir die Ferrari-Seite bevorzugen."

Dass Toyota ein drittes Auto nur in Le Mans einsetzt, ist ausgeschlossen. Denn der einmalige Einsatz eines zusätzlichen Autos, wie es Toyota in der Vergangenheit schon mehrfach praktiziert hat, wird aufgrund des vollen Starterfelds mittlerweile nicht mehr akzeptiert.

"Wir wissen, dass man von diesem Jahr an die gesamte Saison mit drei Autos bestreiten muss, nicht nur Le Mans und Spa", erklärt Leupen. "Das ist etwas, das wir in Betracht ziehen müssen. Für uns kam diese Information [für 2024] zu spät und wir müssen uns auf die zwei Autos konzentrieren, die wir haben."