McNish erwartet neue Blütezeit der Sportwagen

Allan McNish fiebert dem Start der Langstrecken-Weltmeisterschaft entgegen - Sein Unfall in Le Mans machte ihm erst beim Anblick der Bilder Angst

(Motorsport-Total.com) - Der Countdown läuft: Am 19. Januar endet die Einschreibefrist, am 2. Februar wird das Teilnehmerfeld offiziell präsentiert, und am 17. März startet in Sebring erstmal seit 20 Jahren wieder ein Rennen zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (World-Endurance-Championship; kurz: WEC). Auch Audi wird zwei Fahrzeuge in der wiederbelebten Meisterschaft an den Start bringen, einer der Fahrer dürfte Allan McNish sein.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Allan McNish

Der 42-Jährige Schotte, der seit 2004 für die Ingolstädter fährt und seit Jahren als einer der schnellsten Sportwagen-Piloten gilt, freut sich bereits auf den Beginn der neuen Ära des Langstrecken-Sports. "Damals 2009 standen beim ersten Rennen in Sebring 33 Autos in der Startaufstellung "sagt McNish gegenüber 'Autosport.' "Beim ersten Lauf der diesjährigen WEC werden wir 64 Autos haben - fast doppelt so viele."

Neben den beiden Le-Mans-Platzhirschen Audi und Peugeot elektrisiert Fans und Fahrer vor allem der Einstieg von Toyota mit einem Hybrid-LMP. Zwar werden die Japaner mit Basis in Köln-Marsdorf nur bei ausgewählten Rennen der WEC antreten, doch McNish freut sich auf die Duelle mit seinem früheren Arbeitgeber: "Die Rückkehr von Toyota ist eine tolle Neuigkeit. Ich bin bei ihrem letzten Sportwagen-Einsatz für sie gefahren und dann in der Formel 1."

"Sie werden erpicht darauf sein, diesen Titel - und Le Mans - nach Japan zu holen." Allan McNish

Aus seiner Tätigkeit für Toyota weiß der Schotte, welch hohen Stellenwert vor allem die 24 Stunden von Le Mans im Land der aufgehenden Sonne haben: "Sie werden erpicht darauf sein, diesen Titel - und Le Mans - nach Japan zu holen." Doch kampflos werden die anderen Hersteller Toyota das Feld nicht überlassen. "Audi und Peugeot haben natürlich das gleiche Ziel, und dann gibt es auch noch Honda mit dem HPD."

WM-Start Auftakt einer Epoche

Für McNish, der in Le Mans schon zwei Mal den Gesamtsieg erringen konnte, ist der Auftakt der neuen Weltmeisterschaft erst der Beginn einer neuen Epoche: "Das ist die Basis für glorreiche Jahre der Sportwagen, mit fünf Herstellern in der LMP1 und haufenweise Autos in der GT, einschließlich McLaren. Die WEC bringt all das zusammen." Für ihn persönlich ist der Kampf um einen WM-Titel eine zusätzliche Motivation: "Als Fahrer willst du immer um den größten Preis kämpfen, und jetzt hast du diesen Titel."

"Das ist die Basis für glorreiche Jahre der Sportwagen." Allan McNish

Der 42-Jährige erwartet auch ein in dieser Saison, wie schon oft in den vergangenen Jahren, einen engen Zweikampf. "2008 haben wir Peugeot beim Petit Le Mans um sechs Sekunden geschlagen, 2009 in Sebring waren es 13 Sekunden und in Le Mans (2011, Anm. d. Red.) wieder 13 Sekunden. Das sind über die Distanz gerechnet weniger als 0,1 Sekunden pro Runde", analysiert McNish.

"Das zeigt, wie wettbewerbsfähig es ist." Aufgrund der hohen Leistungsdichte geben oft Kleinigkeiten den Ausschlag über Sieg oder Niederlage. "Wenn du vier Mal im Verkehr stecken bleibst, verlierst du Le Mans. Durch den Einstieg der Hersteller wurden die Grenzen der Möglichkeiten verschoben, und ich freue mich wirklich auf die nächsten großen Schritte in den kommenden Jahren."

"Wenn du vier Mal im Verkehr stecken bleibst, verlierst du Le Mans." Allan McNish

Allerdings erkennt der Schotte auch an, dass durch die engen Abstände und die große Anzahl von Fahrzeugen aus unterschiedlichen Klassen die fahrerische Herausforderung größer wird. "Durch die fast doppelt so hohe Verkehrsdichte gibt es große Geschwindigkeits-Unterschiede, vor allem in den Kurven. Manchmal ist die Situation unübersichtlich, und zwei Autos in einer Kurve oder sogar fünf auf einmal wie beim Petit Le Mans, das funktioniert nicht."

Höheres Risiko durch dichteren Verkehr

McNish musste bereits am eigenen Leib erfahren, welche gefährliche Situationen daraus entstehen können. "In Le Mans habe ich Beltoise nicht gesehen und er hat mich nicht gesehen. Das erste, was ich registriert habe, war, dass ich rückwärts durch das Kiesbett flog. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wen oder was ich getroffen hatte. Ich konnte es nicht vermeiden. Er dachte, er macht alles richtig, ich dachte das auch, aber zwei Autos an derselben Stelle, das ging halt nicht."

Allan McNish und Anthony Beltoise

In Le Mans musste McNish erfahren, wie gefährlich das Überrunden sein kann Zoom

"Einen Überschlag mit knapp 260 km/h nur mit ein paar Kratzern zu überstehen zeigt, wie sicher die die Autos geworden sind." Ein mulmiges Gefühl habe der Schotte erst bekommen, als er sich die Bilder seines spektakulären Abflugs ansah: "Erschreckt habe ich mich erst, als ich es bei YouTube gesehen habe. Am nächsten Morgen gab es eine ganze Reihe von Videos, die von Millionen Leute angesehen wurden. Es war beängstigender es anzusehen, als drinzusitzen."

Trotzdem würde McNish die der gleichen Situation wieder ähnlich reagieren. "Tatsächlich betrug der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Audi und Peugeot nur ungefähr eine Zehntelsekunde, also musst du attackieren - und genau so sollte es auch sein. Es ist spannend, denn wenn du einen Fehler machst, hast du verloren, aber wenn du nicht permanent attackierst, verlierst du auch. Das ist das Unterhaltsame am Rennsport, darum habe ich mit diesem Sport angefangen, und bei den Sportwagen erlebt man das momentan ständig."