Ferrari chancenlos? "War uns nicht erlaubt, um das Podium zu kämpfen"

Ferrari war es beim WEC-Auftakt in Katar nach eigener Aussage "nicht erlaubt, um das Podium zu kämpfen" - Die Fahrer blieben allerdings auch nicht fehlerfrei...

(Motorsport-Total.com) - Ferrari war beim Saisonstart der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Katar die große Enttäuschung: Nach dem Start durften sich die Italiener zwar über Führungsrunden freuen, am Ende blieben für die beiden Werksautos nach der Disqualifikation des Peugeot allerdings nur die Positionen sieben und 13. Der privat eingesetzte 499P von AF Corse landete als bestplatzierter Ferrari auf dem fünften Platz.

Titel-Bild zur News: Antonio Fuoco, Miguel Molina, Nicklas Nielsen

Ferrari war in Katar offenbar "in unterlegener Position" Zoom

"Das Rennergebnis hat bestätigt, was sich schon im Prolog und in den Simulationen abgezeichnet hatte, nämlich der große Unterschied zu den anderen Autos, der es uns nicht erlaubte, um das Podium zu kämpfen", bilanziert Ferrari-Technikdirektor Ferdinando Cannizzo. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn die Italiener brachten sich auch selbst in Schwierigkeiten.

Schon beim ersten Stopp überfuhr Molina die weiße Linie am Boxeneingang, was zur Durchfahrtsstrafe für den Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen; 8.) führte. Im Zusammenspiel mit einer falschen Strategie fiel der 499P daraufhin aus der Führungsrunde raus. Der Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 14.) verlor nach einer Kollision mit einem GT-Fahrzeug das komplette Heck und die anschließende Reparaturpause kostete ein mögliches Punktergebnis.

"Das Rennen war nicht frei von Fehlern und unglücklichen Zwischenfällen", gibt Cannizzo zu. "Aber wir hatten keine Chance, um das Podium zu kämpfen. Trotzdem haben wir versucht, auch mit einer aggressiven Strategie das bestmögliche Ergebnis für unsere Autos zu erzielen."

Ferrari "in unterlegener Position"

Schlussendlich sammelten die Italiener nur 15 WM-Punkte, was mit dem vierten Platz in der Herstellerwertung gleichzusetzen ist. Aber: "Trotz der sehr anspruchsvollen Strecke war der Umgang mit den Reifen bewundernswert, denn selbst bei so vielen Doppel- und Dreifachstints hatten wir weder Verschleiß noch Verschlechterung der Reifen." Ein Problem, mit dem Ferrari in der vergangenen Saison besonders zu kämpfen hatte.

"An einem schwierigen Wochenende, dessen Folgen wir nach unserer Rückkehr nach Maranello im Detail analysieren werden, macht die Leistung des AF Corse 499P das Ergebnis des Rennens in Katar weniger bitter", spielt Ferrari-Sportwagenchef Antonello Coletta auf die aktuelle BoP-Einstufung an.

"Bei den Werks-499P sahen wir unsere Befürchtungen aus der Zeit vor dem Rennen bestätigt, nämlich die starken Auswirkungen des Leistungsgewichts auf die Wettbewerbsfähigkeit, die uns in eine unterlegene Position brachten und jede Chance auf einen Platz auf dem Podium ausschlossen", sagt der Italiener.


Fotos: WEC 2024: 1.812 Kilometer von Katar


"Positiv betrachtet sind wir wieder mit allen drei Autos ins Ziel gefahren und haben weitere Daten und Kilometer gesammelt, die uns ab Imola nützlich sein werden", erklärt Coletta, der sich über das starke Ergebnis des privat eingesetzten AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Schwarzman/Ye; 5.) freut. "Das ist eine hervorragende Ausgangsbasis für die Saison und wird das Team motivieren."

Fuoco einsichtig: "Haben zu viele Fehler gemacht"

Bei den Werksfahrern überwiegt hingegen die Enttäuschung. "Mit dem achten Platz [vor der Peugeot-Disqualifikation; Anm. d. Red.] können wir nicht zufrieden sein, auch wenn wir am Ende ein paar Positionen gutgemacht haben, einige wichtige Punkte für das Team geholt haben und vielleicht die bestmögliche Position unter den gegebenen Umständen erreicht haben", bilanziert Nicklas Nielsen.

"Es ist schade, denn Miguel hatte einen hervorragenden Start, aber wir konnten während des Rennens nicht um eine Spitzenposition kämpfen", sagt der Däne. Allerdings ist auch den Fahrern bewusst, dass sie nicht jegliche Schuld auf die ungünstigen Voraussetzungen schieben können.

"Zunächst müssen wir an uns arbeiten, denn wir haben heute zu viele Fehler gemacht", bringt Antonio Fuoco die Mitschuld der Fahrer auf den Punkt. "Unser Ziel muss es jetzt sein, noch stärker wieder anzufangen. Wir denken bereits an das nächste Rennen in Imola, bei dem wir hoffentlich wieder unser Können unter Beweis stellen werden."

Der Ferrari 499P war in Katar nicht konkurrenzfähig

Der Ferrari 499P war in Katar nicht konkurrenzfähig Zoom

Immerhin sammelten Fuoco, Molina und Nielsen mit dem siebten Platz einige Punkte, während Pier Guidi, Calado und Giovinazzi nach der Kollision in der Anfangsphase leer ausgingen. Pier Guidi: "Wir hatten immer noch gehofft, in die Punkteränge zu fahren, aber angesichts des Rennverlaufs war das nicht möglich."

"Wir haben ein schwieriges Rennen hinter uns gebracht, in dem wir einige Fehler gemacht haben und, um ehrlich zu sein, etwas Pech hatten", knüpft Calado an. "Aber wir wussten nach dem Training und dem Qualifying, dass wir auf dieser Strecke kaum Chancen auf ein gutes Ergebnis hatten."

Podium: AF Corse als zweitbestes Privatteam

Das gute Ergebnis erzielten Robert Kubica, Robert Schwarzman und Yifei Ye im privat eingesetzten AF-Corse-Ferrari: Das Trio erreichte den fünften Gesamtplatz und hinter dem Jota-Porsche zugleich den zweiten Platz bei den privaten Hypercar-Teams.

Der Ferrari 499P mit gelber Lackierung fuhr ein unauffälliges Rennen, hatte aber Glück, dass eine Kollision beim Überrunden mit dem Manthey-Porsche #91 mit einem blauen Auge ausging. Beim Boxenstopp wurde die Heckpartie gewechselt, was einen Zeitverlust von rund 30 Sekunden zur Folge hatte. Am Ende fehlten knapp 15 Sekunden auf den viertplatzierten Cadillac.

Kubica, Ye und Schwarzman waren zweitbestes Privatteam

Kubica, Ye und Schwarzman waren zweitbestes Privatteam Zoom

"Es war eine lange und intensive Woche, in der wir alle sehr hart gearbeitet und fast alles erreicht haben, was wir konnten", ist Kubica zufrieden. "Ich bin überzeugt, dass wir immer besser werden können. Wenn man die kurze Vorbereitungszeit bedenkt, haben wir heute etwas erreicht, auf das wir stolz sein können."