WSBK 2024: War Jonathan Reas Wechsel von Kawasaki zu Yamaha ein Fehler?

Superbike-Rekord-Weltmeister Jonathan Rea sucht nach den Gründen für den holprigen Start mit Yamaha und erklärt, warum er den Wechsel dennoch nicht bereut

(Motorsport-Total.com) - Yamaha-Neuzugang Jonathan Rea startete als einer der großen Favoriten in die Superbike-WM 2024. Doch nach der Halbzeit der Saison findet sich der sechsmalige Weltmeister nur auf der zehnten Position der Fahrerwertung wieder, während Ex-Kawasaki-Teamkollege Alex Lowes starker WM-Vierter ist und zwei Laufsiege und einige Podestplätze vorweisen kann.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

Yamaha-Neuzugang Jonathan Rea konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen Zoom

Von Siegen kann Rea aktuell nur träumen. Abgesehen von einer Assen-Pole bei Mischverhältnissen und einem dritten Platz im Donington-Sprint konnte sich der Nordire in der laufenden Saison kaum in Szene setzen. War der Wechsel von Kawasaki zu Yamaha ein Fehler?

"Das Kapitel war für mich beendet", kommentiert Rea und freut sich für seinen ehemaligen Arbeitgeber: "Ich liebe dieses Team und die Leute. Es ist schön, dass sie erfolgreich sind. Doch im vergangenen Jahr wurde ich müde von diesem Motorrad. Mit der Yamaha habe ich noch mehr Probleme, das ist wahr. Doch es ist eine neue Herausforderung. Wir müssen daran glauben, es zu schaffen."

"Ich bin weit von dem weg, wo ich sein möchte und wo ich sein sollte", erkennt Rea, der seit Saisonbeginn immer wieder wiederholt, dass Yamaha das Motorrad verbessern und er weiter an sich und seinem Fahrstil arbeiten muss.

Jonathan Rea

Wohin steuert die Karriere von Rekord-Champion Jonathan Rea? Zoom

"Ich kann momentan nicht das Maximum aus dem Motorrad herausholen", gesteht Rea, der in der WM nur drittbester Yamaha-Pilot ist. "Ich muss mich noch steigern, damit ich wenigstens das Niveau von Remy (Gardner) und (Andrea) Locatelli erreiche. Es ist offensichtlich, dass sowohl ich als auch Yamaha einen Schritt machen müssen."


Fotos: WSBK 2024: Most (Tschechien)


Die Testvorschriften und -limitierungen sind für Rea keine Hilfe. "Ich brauche Zeit auf diesem Motorrad und mit der Crew", bemerkt er. "Meine Crew muss die Situation ebenfalls besser verstehen. Wir müssen Fortschritte erzielen und das Fahrwerk und die Elektronik verbessern. Wir müssen uns besser verstehen."

Crewchief-Wechsel: Wäre es mit Pere Riba anders gelaufen?

Nach vielen Jahren mit Pere Riba erhielt Jonathan Rea bei Yamaha mit Andrew Pitt einen neuen Crewchief. Wäre der Start in die WSBK 2024 mit Riba besser gelaufen? "Gute Frage. Es gibt verschiedene Sichtweisen", bemerkt Rea auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.

Jonathan Rea; Pere Riba

Pere Riba und Jonathan Rea gewannen sechs WSBK-Titel in Folge Zoom

"Man kann bei einem neuen Projekt auch schnell vom Kurs abkommen", weiß Rea und erklärt: "Pere hätte zum Beispiel kein Verständnis von der Yamaha gehabt. Doch er verstand perfekt, wie ich arbeite. Im Gegensatz dazu versteht Andrew die Yamaha perfekt, mich aber noch nicht. Wir haben natürlich ein sehr gutes Verhältnis. Es ist dennoch schwer zu beurteilen."

Jonathan Rea

Yamaha-Crewchief Andrew Pitt mit Jonathan Rea Zoom

"Meine Anpassung hätte aber schneller sein können, wenn es jemanden gegeben hätte, der mich sehr gut versteht und meine Feedbacks gut deutet", ist Rea überzeugt und gesteht: "Manchmal gebe ich keine präzisen Feedbacks. Dann ist es wichtig, dass die Crew weiß, auf welche Kommentare sie reagieren sollten und auf welche nicht."

Yamaha gut genug für den WSBK-Titel? Jonathan Rea grübelt

Im Gegensatz zu BMW, Ducati und Kawasaki konnte Yamaha in der laufenden WSBK-Saison noch kein Rennen gewinnen. Auf den Geraden liegt die R1 klar zurück. Ihre Vorteile in den Kurven kann sie nur mit freier Fahrt ausspielen. Überholen hingegen ist auf Grund des Topspeed-Nachteils nur mit hohem Risiko möglich (dieses Problem warf Rea zuletzt in Most zurück).

Yamaha R1

Die Yamaha R1 kann ihr Alter nicht verbergen Zoom

Im Rahmen des WSBK-Wochenendes in Misano wurde Rea gefragt, ob die Yamaha gut genug für den Titel ist? Rea überlegte lange und antwortete: "Das ist eine sehr schwierige Frage." Viel Raum für Verbesserungen gibt es bei der aktuell eingesetzten R1 nicht. Das Yamaha-Superbike erreichte bereits vor einigen Jahren das Ende seiner Entwicklung.

Es kursieren Gerüchte von einem neuen Aeropaket, das 2025 debütieren könnte. Da Yamaha die R1 ab 2025 in den wichtigsten Märkten nur noch als Trackday-Version anbietet, wird vermutet, dass der Hersteller nicht mehr allzu viel in das Superbike investiert.


Fotostrecke: Die erfolgreichsten Hersteller der Superbike-WM: Von Ducati bis Bimota

"Wenn wir gewinnen möchten, dann müssen wir als Team und als Hersteller einen Schritt machen", erklärt Rea. "Aber auch ich als Fahrer muss mich steigern. Alle müssen Verantwortung übernehmen, wenn man sich anschaut, wie ernst einige Hersteller die Superbike-WM jetzt nehmen. Wir müssen diesen nächsten Schritt machen."

Jonathan Rea

Jonathan Rea gesteht, dass es mental schwierig ist, die Enttäuschungen zu verdauen Zoom

Die ausbleibenden Erfolge sind für den erfolgsverwöhnten Rekord-Champion aber auch mental schwierig zu verdauen. "Ich habe zu kämpfen", gestand Rea im Rahmen des WSBK-Events in Misano Mitte Juni. "Man versucht immer, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Doch es ist sehr schwierig, dieses Licht zu erkennen."

"Im Sport braucht man aber nur einen guten Tag auf dem Motorrad oder einen Durchbruch bei der Abstimmung", gibt sich Rea hoffnungsvoll. "Ich will mich selbst nicht in Frage stellen. Aber es ist schwierig, sich selbst nicht in Frage zu stellen, weil die anderen Yamaha-Piloten sehr gute Arbeit leisten."

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