"Es ist sehr frustrierend" - Topspeed-Nachteil der Yamaha wirft Rea zurück
Jonathan Rea erlebt bei der Superbike-WM in Most ein durchwachsenes Wochenende: Der schwache Topspeed ist die offensichtliche Schwäche der Yamaha R1
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Top-3-Ergebnis beim Heimspiel in Donington wollte Jonathan Rea mit Schwung ins Most-Wochenende starten. Am Freitag behauptete sich der Yamaha-Pilot in den Top 3, doch ein Sturz in der Superpole erschwerte die Ausgangslage für das Samstags-Rennen und den Sprint am Sonntag.

© Yamaha
Jonathan Rea musste in Most viel riskieren, um andere Fahrer zu überholen Zoom
Ein sechster Platz im finalen Rennen war für Rea das Highlight des Wochenendes. Ohne den Zwischenfall in Kurve 1 (was passiert war) wäre es für Rea voraussichtlich nur ein neunter Platz geworden.
"Es war schwierig, lehrreich und charakterbildend", fasst Rea das sechste Rennwochenende der laufenden Saison zusammen. "Unterm Strich ein schwieriges Wochenende für uns. Wenn wir das Wochenende insgesamt betrachten, dann haben wir aber eine positive Entwicklung gesehen", versucht Rea die Stimmung hoch zu halten.

© Motorsport Images
Crash in der Superpole: Jonathan Rea stürzte auf seiner ersten fliegenden Runde Zoom
"Mit Startplatz 15 habe ich mir mein Leben erschwert", spielt er den zeitigen Sturz in der Superpole am Samstag an, der das Wochenende komprimierte. Lauf eins beendete Rea auf P10. Mit einer starken Leistung und P8 im Sprintrennen stellte Rea eine bessere Ausgangslage für das finale Rennen sicher.
Warum es mit der Yamaha so schwierig ist, Gegner zu überholen
Lauf zwei beendete er mit 12,6 Sekunden Rückstand als Sechster und damit hinter Teamkollege Andrea Locatelli und GRT-Pilot Remy Gardner als drittbester Yamaha-Pilot. "Mit freier Fahrt konnte ich die Stärken unseres Motorrads ausspielen. Doch im Verkehr hatte ich wirklich zu kämpfen. Es fiel mir schwer, zu überholen und die Stärken zu nutzen", verrät Rea.
"Ich war zum Beispiel sehr gut beim Anbremsen der ersten Kurve. Doch mit Fahrern vor mir war es schwierig, weil ich nicht an ihnen vorbeikam. Andererseits konnte ich meinen Bremspunkt nicht nutzen, weil es dann zum Kurvenscheitel sehr eng wird. Wirklich schwierig", fasst Rea zusammen.
Überholen ist in Most heikel, wenn Manöver aus dem Windschatten nicht möglich sind. "Es gibt nur eine Linie auf dieser Strecke", bestätigt Rea. "Es gibt zwei Stellen, Kurve 6 und Kurve 20, doch diese folgen auf wirklich anspruchsvolle Linkskurven. Man muss bei diesen Manövern dicke Eier haben. Es ist ziemlich beängstigend, weil man die linke Reifenflanke stark beanspruchen muss, um ein Manöver vorzubereiten."
Die Hinterreifen werden in besagten Linkskurven stark beansprucht, weil die Fahrer in hoher Schräglage viel Leistung abrufen. Vereinzelt sah man Blasenbildung der Hinterreifen. Keine guten Voraussetzungen, um Überholmanöver vorzubereiten. "Ich versuchte, ständig abzuwägen, wie ich den Reifen möglichst wenig beanspruche und dennoch andere Fahrer überhole", beschreibt Rea.

© Yamaha
Jonathan Rea ist aus eigener Kraft aktuell kein Top-3-Kandidat Zoom
"Überholen ist das Schwierigste", nennt er die Herausforderung mit der Yamaha R1. Vor allem in den Zweikämpfen mit den Hondas und Ducatis musste Rea viel riskieren. "Es ist ziemlich frustrierend, sehr frustrierend. Wir müssen uns mit diesem Bereich beschäftigen. Unser Motorrad hat natürlich auch einige Stärken, doch für Leistung gibt es keinen Ersatz", bemerkt der Nordire.
Jonathan Rea grübelt, warum er mit neuen Reifen nicht schneller wird
Mit der Yamaha R1 kommt Rea mittlerweile besser zurecht, doch perfekt hat er sein neues Arbeitsgerät noch nicht verstanden. Er wünscht sich bessere Qualifyings und will sich mit frischen Reifen verbessern. Denn im Gegensatz zu seinen Markenkollegen wird Rea kaum schneller, wenn er mit einem neuen Hinterreifen auf Zeitenjagd geht.
"Mit frischen Reifen kann ich keinen Unterschied ausmachen. Das war eigentlich immer eine meiner Stärken", grübelt der sechsmalige Champion. "Mit diesem Motorrad macht ein frischer Reifen manchmal keinen Unterschied. 'Loka', Remy und auch Aegerter können mit neuen Reifen einen richtig großen Schritt machen. Wir müssen verstehen, warum das so ist."

© Yamaha
Jonathan Rea kann frische Hinterreifen nicht so gut nutzen wie seine Markenkollegen Zoom
"Vielleicht liegt es am Fahrstil. Ich habe einen klassischeren Superbike-Stil, eher Stop & Go. Vielleicht fahren sie größere Schräglagen? Unsere Abstimmungen unterscheiden sich eigentlich nicht so stark", wundert sich Rea.
Sowohl in der Superpole als auch zu Beginn wirft ihn dieser Umstand zurück. "Zu Rennbeginn fuhr ich hinter den Hondas, die eigentlich nicht konkurrenzfähig sind. Ich fragte mich, warum sie so schnell sind. Dann wurden sie zur Halbzeit langsamer und ich konnte mein Tempo fahren. Ich bin zu Rennbeginn zu langsam, in der Hälfte nicht schnell genug und gegen Rennende ist es akzeptabel", stellt Rea fest.
Nach der Hälfte der Saison liegt Rea mit 75 Punkten auf Position zehn der Fahrerwertung. Teamkollege Andrea Locatelli (145 Punkte) ist aktuell WM-Fünfter und damit bester Yamaha-Pilot. GRT-Pilot Remy Gardner (112 Punkte) liegt auf der siebten Position. Dominique Aegerter (64 Punkte) ist Gesamtelfter.


Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar