Razgatlioglu in der MotoGP? Crutchlow liefert Einblicke, wie der Test lief

Yamaha-Testpilot Cal Crutchlow war bei Toprak Razgatlioglus MotoGP-Test im Juni hautnah dabei, liefert spannende Einblicke und wagt eine Prognose

(Motorsport-Total.com) - Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu erhielt Mitte Juni die Chance, im MotorLand Aragon die Yamaha M1 zu testen (zum Bericht). Der Test war hauptsächlich eine Belohnung für den Gewinn der WSBK-Krone im Vorjahr, denn Yamaha konnte Razgatlioglu für 2023 keinen Platz in der MotoGP anbieten.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

Wechselt Toprak Razgatlioglu nach der WSBK-Saison 2023 in die MotoGP? Zoom

Testpilot Cal Crutchlow war beim MotoGP-Test des Türken vor Ort und lieferte zu Beginn Hilfestellung. Ebenfalls mit dabei waren Yamaha-WSBK-Projektleiter Andrea Dosoli und ein Mechaniker aus Toprak Razgatlioglus Superbike-Crew.

"Er könnte in der MotoGP konkurrenzfähig sein", prophezeit Crutchlow und erinnert sich an den Test in Spanien: "Er verbesserte sich mit jedem Stint. Bisher fuhr er das Motorrad aber wie ein Superbike. Doch die Fahrweisen unterscheiden sich komplett."

Cal Crutchlow: Toprak Razgatlioglu muss den Superbike-Stil ablegen

"Als ich mein erstes Jahr in der MotoGP fuhr, wollte ich einfach nur zurück. Im Vergleich zu einem MotoGP-Bike war es so einfach, ein Superbike zu pilotieren. Toprak kennt nur das Superbike. Natürlich fährt er dann so", analysiert Crutchlow und fügt hinzu: "Doch er würde es schaffen, wenn er mehr Zeit bekommt. Er ist ein schlauer Fahrer und versteht es. Er braucht einfach nur Zeit."

Cal Crutchlow

Cal Crutchlow kam ebenfalls über die Superbike-WM in die MotoGP Zoom

Beim Test der Yamaha M1 konnte Toprak Razgatlioglu nicht viel an der Abstimmung verändern. "Die Sitzposition war nicht ideal für ihn. Er entfernte das Abstandspolster, weil er riesig ist. Doch der Rest entsprach einer Basisabstimmung", bestätigt Cal Crutchlow.

"Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit ihm zu fahren. Wir hatten einen schönen Tag", erinnert sich der Yamaha-Testpilot. "Er hatte nur 15 Runden oder so und dann regnete es", bedauert der Brite, der Razgatlioglu weitere MotoGP-Tests wünscht.

Wozu wäre Toprak Razgatlioglu in der MotoGP fähig?

Sollte der Superbike-Champion in Zukunft auf einer Yamaha M1 sitzen? "Ich denke schon, ja", bemerkt Crutchlow. "Er braucht aber Zeit", betont er. Doch nach fünf oder sechs Tagen würde die Welt anders aussehen, ist Crutchlow überzeugt.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu begeistert mit seiner extremen Fahrzeugbeherrschung Zoom

In der modernen MotoGP haben neue Fahrer nicht besonders viel Zeit, um sich an ihr neues Arbeitsgerät zu gewöhnen. Crutchlow erwartet aber, dass Razgatlioglu nach dem klassischen Nachsaison-Test, dem Rookie-Test und den Vorsaison-Tests bereit wäre, um in der MotoGP anzutreten. "Er wäre dann soweit, um Rennen fahren zu können. Er würde das Motorrad dann besser verstehen", so Crutchlow.

Wird der Superbike-Champion Nachfolger von Franco Morbidelli?

Ein Streitpunkt war bisher das Thema Werks-/Satellitenteam. Manager Kenan Sofuoglu pocht darauf, dass sein Schützling ausschließlich für ein Werksteam fahren wird. Da Yamaha ab 2023 ohnehin nur noch das Werksteam hat, gibt es die Option, den Platz von Franco Morbidelli zu übernehmen, sollte der 2023 keine deutliche Steigerung zeigen. Sofuoglu hat aber bereits angekündigt, auch mit anderen Herstellern zu sprechen.

Toprak Razgatlioglu

Manager Kenan Sofuoglu will Toprak Razgatlioglu in einem Werksteam unterbringen Zoom

Sollte Razgatlioglu direkt ins Yamaha-Werksteam aufsteigen? "Ich bin nicht sein Manager", winkt Crutchlow ab. Der Brite sieht kein Problem darin, für ein Satellitenteam zu fahren. "Unterm Strich haben sie auch Werksmotorräder. Deshalb sind die Fahrer (aus den Satellitenteams) mittlerweile auch so schnell", erklärt er.

"Alle Motorräder im Feld sind gut. Man bekommt vielleicht nicht die allerletzten Entwicklungen, doch diese Motorräder haben Rennen gewonnen", bemerkt Crutchlow und fügt hinzu: "Die Verträge werden heutzutage mit den Herstellern gemacht. Sie können die Fahrer also dort unterbringen, wo sie möchten."

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