"Nicht normal, wie er überholt" - WSBK-Gegner von Bautista-Dominanz genervt

Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea sind auch bei der Superbike-WM in Imola chancenlos gegen Alvaro Bautista, der offensichtlich (zu) leichtes Spiel hat

(Motorsport-Total.com) - Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista bleibt in der laufenden Saison ungeschlagen, was die Hauptrennen angeht. In Imola stellte der Spanier am Samstagnachmittag seinen ersten WSBK-Sieg im Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrari sicher (zum Rennbericht). Obwohl Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) hart kämpften und Ducati vor dem Wochenende 250 U/min opfern musste, war erneut kein Kraut gegen Bautista gewachsen.

Titel-Bild zur News: WSBK Start

Alvaro Bautista konnte sich schnell absetzen, als er die Führung übernahm Zoom

Razgatlioglu führte das Rennen lange Zeit an, doch als Bautista die Führung übernahm, war das Rennen entschieden. Bautista setzte sich klar ab und cruiste erneut zum Sieg. Nach dem Rennen wirkte Razgatlioglu ernüchtert, denn Imola ist nach Donington die wohl beste Chance in der laufenden Saison, um Bautista zu bezwingen.

Die Mühelosigkeit, mit der Bautista gewinnt, nervt Razgatlioglu. "Jeder sieht es. Es ist nicht normal, wie er mich überholt", schimpft der Ex-Champion. "Er ist unglaublich schnell. Doch wir werden weiterhin kämpfen und versuchen, in jedem Rennen zu gewinnen."

"Die 250 U/min waren heute der größte Unterschied", scherzt der Yamaha-Pilot. "Bei der Beschleunigung ist die Ducati sehr stark. Auf der langen Geraden zieht er davon. Es ist nicht einfach für mich."

"Ich versuche, besser als er zu beschleunigen und gehe eher ans Gas. Doch es reicht nicht aus. Er konnte mir zu Rennbeginn recht mühelos folgen", beschreibt Razgatlioglu die aus seiner Sicht recht aussichtslose Situation.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu kämpfte erneut mit stumpfen Waffen Zoom

Nachdem Bautista an Razgatlioglu vorbeizogen war, hatte er leichtes Spiel. Razgatlioglu konnte nicht folgen. "Ich versuchte, ihn einzuholen, doch mir war schnell klar, dass das nicht einfach wird", so Razgatlioglu. "Im Bergaufstück nach Kurve 7 ist die Ducati unglaublich schnell", staunt der Türke.


Fotos: Superbike-WM 2023: Imola (Italien)


"Zu Beginn der Beschleunigung bin ich schneller, doch sobald er den dritten Gang einlegt, beschleunigt das Motorrad richtig gut", lobt Razgatlioglu die Performance der Ducati Panigale V4R.

Auch mit 500 U/min weniger als beim Saisonstart ist die Ducati weiterhin deutlich stärker als die Yamaha von Razgatlioglu. "Ducati sollte mit der Supersport-Maschine fahren, denn die sieht eher nach einer 1.000er aus", scherzt Razgatlioglu.

Jonathan Rea: Alvaro Bautista nutzt nur 60 Prozent der Strecke

Rekord-Champion Jonathan Rea beobachtete das Duell von Platz drei aus, konnte aus eigener Kraft aber keine Angriffe starten. Rea ist überzeugt, dass Bautista weitere Reserven hat, um noch schneller zu fahren.

Jonathan Rea

Jonathan Rea konnte gut beobachten, wie Alvaro Bautista im Duell mit Toprak Razgatlioglu fuhr Zoom

"Jeder sieht am TV, wie es ist", beginnt Rea und erklärt, wie dominant Bautista im Moment ist: "Ich sah, wie er gegen Toprak kämpfte. Teilweise nutzte er nur 60 Prozent der Strecke. Er hat einen riesigen Vorsprung, was die Beschleunigung und den Topspeed angeht. Es ist wirklich schwierig, gegen so jemanden zu fahren."

"Es ist nicht seine Schuld", stellt Rea klar. "Seine Größe ist ein großer Vorteil, weil er den Reifen weniger stark beansprucht. Ab 75 Prozent der Renndistanz bekommen wir schweren Fahrer Probleme. Vermutlich bin ich der schwerste der drei Fahrer. Toprak ist vier oder fünf Kilogramm leichter als ich."

Alvaro Bautista; Jonathan Rea

Alvaro Bautista gewann bisher jedes Hauptrennen der laufenden Saison Zoom

Mit Platz drei war Rea durchaus zufrieden, denn in den Trainings und in der Superpole kämpfte der Kawasaki-Pilot mit Problemen. "Eigentlich erwartete ich, dass es schwierig für mich wird, in die Top 5 zu kommen", gesteht Rea.

"Mein Start war ziemlich gut. Dann war ich mir nicht sicher, ob ich Locatelli und Bassani attackieren soll, weil mir nicht klar war, wie gut deren Renntempo ist. Ich konnte mit Toprak und Bautista mitfahren. Sie kämpften ein bisschen", beschreibt Rea sein Rennen.

Kritische Töne: Sind die Bedingungen für die Fahrer über dem Limit?

Die Temperatur lag im Rennen bei über 35 Grad. Die Asphalttemperatur kratzte an der Marke von 60°C. Im Fahrerlager sieht man beinahe hinter jeder Box kleine Pools mit Eiswürfeln, in denen die Fahrer ihre Körper abkühlen können.

"Die Bedingungen sind für alle gleich. Auf dem Motorrad ist es nicht so schlimm", beschreibt Rea. "Richtig schlimm ist es, wenn man zum Podium kommt, in der Sonne steht. Allein im Parc Ferme steht man zehn Minuten lang in der Sonne. Dann spürt man die Hitze in der Lederkombi sehr stark."

Während Bautista und Razgatlioglu direkt nach der Siegerehrung zu den Medien geführt wurden, konnte Rea sich etwas abkühlen. "Ich konnte immerhin ins Eisbad steigen, bevor ich zu den Interviews kam. Doch einige andere Fahrer sitzen hier noch im Leder und das ist ein bisschen über dem Limit, finde ich", bemerkt der Brite.

Laut Rea werden die WSBK-Piloten ohnehin stark beansprucht. "Die MotoGP hat ein langes und ein kurzes Rennen. Wir haben zwei lange und ein kurzes Rennen pro Wochenende. Das ist unabhängig von den Bedingungen schwierig", vergleicht er. "Vor allem mental ist es hart, sich für ein Rennen vorzubereiten. Mit 38°C Lufttemperatur ist es auch körperlich hart."