Neues WSBK-Drehzahllimit: Ducati-Fahrer fühlen sich benachteiligt, Gegner witzeln

Nach dem Trainingsauftakt der Superbike-WM in Imola berichten die Ducati-Piloten, wie sich der Charakter der Panigale V4R verändert hat

(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar vor dem WSBK-Wochenende in Imola (Italien) verkündeten die Verantwortlichen der Superbike-WM, dass Ducati die Drehzahl der Panigale V4R um weitere 250 U/min reduzieren muss. Bereits vor dem Event in Barcelona musste Ducati 250 U/min opfern. Somit haben die Ducatis ab Imola 500 U/min weniger als beim Start der Saison.

Titel-Bild zur News: Ducati Panigale V4R

Die Ducati Panigale V4R darf ab Imola nur noch 15.600 U/min erreichen Zoom

Auf die Performance scheint sich die Anpassung jedoch kaum auszuwirken. Auch mit der reduzierten Drehzahl ist die Ducati ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad, wie die Freitags-Bestzeit von Werkspilot Michael Rinaldi in Imola bestätigt.

Doch die Ducati-Piloten klagen nach den beiden Trainings am Freitag und berichten, dass sich der Charakter des V4-Motors verändert hat. Weltmeister Alvaro Bautista scherzte bereits am Donnerstag, dass er gleich mit Nicolo Bulegas Supersport-Maschine fahren kann, um die Gegner milde zu stimmen.

"Die Sessions lagen heute zu eng beieinander. Bulega wollte mir nicht sein Motorrad überlassen", witzelt der Titelverteidiger, der im FT1 nur 0,030 Sekunden zurücklag und im FT2 auf eine Zeitenjagd verzichtete. Für die Rennen ist Bautista aber dennoch einer der großen Favoriten. Das Renntempo befindet sich auf dem gleichen Niveau wie das der anderen Favoriten.

Michael Rinaldi muss einen Trick nutzen, um Probleme zu kompensieren

Teamkollege Rinaldi wurde deutlicher. "Als sie uns in Barcelona zum ersten Mal 250 U/min wegnahmen, war es anders als dieses Mal. Jetzt fühlt es es sich wie ein große Limitierung an. Vor allem bei den Gangwechseln im vierten, fünften und sechsten Gang fühlt es sich an, als ob das Motorrad kaum noch beschleunigt", berichtet der Italiener, der sich beim finalen Versuch an die Spitze schob.

Michael Ruben Rinaldi

Michael Rinaldi bringt seine Ducati in Schräglage, um den Drehzahlabfall zu kompensieren Zoom

Bei Gangwechseln zieht die Ducati nicht mehr wie gewohnt durch. "Die Drehzahl fällt stark ab, wenn ich den sechsten Gang einlege. Doch ich habe einen Trick. Wenn ich das Motorrad in Schräglage bringe, dann ist der Abfall nicht so stark", erklärt Rinaldi, der den geringeren Abrollumfang des Hinterreifens nutzt, um die Drehzahl nach oben zu bringen.


Fotos: Superbike-WM 2023: Imola (Italien)


Ducati-Markenkollege Axel Bassani war ebenfalls flott unterwegs. Doch auch der Italiener aus dem Motocorsa-Team klagte: "Es ist nicht einfach. Man muss beinahe jede Sekunde einen anderen Gang einlegen. Das Motorrad hat einen anderen Klang. Es klingt nicht wie eine Ducati normalerweise klingt. Es ist seltsam, so zu fahren."

Kontroverse Situation bei Kawasaki, Gelassenheit bei Toprak Razgatlioglu

Während Ducati 250 U/min opfern musste, erhielt Kawasaki vor Imola 250 weitere U/min. Doch das Team rund um Rekord-Champion Jonathan Rea nutzt das Zugeständnis nicht. Warum fahren die Werks-Kawasakis weiterhin mit der reduzierten Drehzahl?

Jonathan Rea

Jonathan Rea ist von der Debatte um das Drehzahllimit genervt Zoom

"Ich verstehe das auch nicht", gibt sich Rea wortkarg. Laut Teammanager Guim Roda muss Kawasaki zuerst die Hardware verbessern, um den Vorteil der höheren Drehzahl zu nutzen.

Völlig gelassen geht Ex-Champion Toprak Razgatlioglu mit dem Thema um. Die Yamaha ist theoretisch das Motorrad mit der niedrigsten Drehzahl. Dass die Ducatis trotz Limitierung schnell sind, entlockt dem Türken ein Schmunzeln.

"Ich verstehe es nicht. Vielleicht hat es Ducati nicht richtig verstanden. Normalerweise muss man 250 U/min wegnehmen, doch ich denke, dass Ducati 250 U/min mehr hat", scherzt der Yamaha-Pilot. "Mein Gefühl ist, dass diese 250 U/min nicht viel ändern. Ducati ist nach wie vor sehr stark."