Ducati: Auch in Assen chancenlos

Bisher konnte die 1199 Panigale den Ducati-Stern in der Superbike-WM nicht richtig zum leuchten bringen: Wendet sich das Blatt mit mehr Luftdurchlass?

(Motorsport-Total.com) - Ignoriert man die Pole-Position vom Saisonauftakt in Phillip Island, dann darf die bisherige Saison von Ducati in der Superbike-Weltmeisterschaft als katastrophal eingestuft werden. Waren die Vorgängermodelle 916/996/998, 999 und 1098/1198 von Beginn an recht konkurrenzfähig, so rutschte der erfolgreichste Hersteller der Superbike-WM mit dem Debüt der 1199 Panigale deutlich ab. Nach den ersten drei Rennwochenenden ist Ducati mit 40 WM-Punkten Letzter in der Herstellerwertung. Ex-Weltmeister Carlos Checa liegt momentan auf Position zwölf der Fahrerwertung, Teamkollege Ayrton Badovini ist sogar nur auf Position 15 zu finden.

Titel-Bild zur News: Carlos Checa

Ducati-Alstare-Pilot Carlos Checa muss derzeit mit stumpfen Waffen kämpfen Zoom

"Das Wochenende in Assen war schwieriger, als wir uns das vorgestellt hatten", bilanziert Alstare-Chef Francis Batta, der die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen möchte: "Wir lassen uns dadurch nicht entmutigen, sondern eher noch dazu anstacheln, weiter zu machen und uns zu verbessern." Ducatis Problemzone Nummer eins ist die Motorleistung. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde bei der 1199 die Bohrung vergrößert und der Hub verringert. Dadurch nahm man weniger Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich in Kauf und wollte mehr Spitzenleistung generieren, um den Vierzylindern auf den Geraden die Stirn zu bieten.

Doch die Regeln zwingen Ducati, den Hubraumvorteil mit Luftmengenbegrenzern auszugleichen. Dadurch geht dem 1199-Motor bei hohen Drehzahlen buchstäblich die Luft aus. Mit einem im Vergleich zur Serienversion stark veränderten Krümmer generierten die Ducati-Ingenieure zu Saisonbeginn immerhin mehr Leistung bei mittleren Drehzahlen. Doch die Top-Speed-Werte bestätigen die momentane Chancenlosigkeit der Ducatis: Zwischen 15 und 20 km/h büßen die Zweizylinderfahrer in der Regel ein.

Wie viel Geduld hat Checa noch?

Durch das schlechte Abschneiden bei den ersten sechs Rennen darf die Ducati für Monza nun etwas mehr Luft anziehen. Ob man damit den Anschluss an die Spitze schafft, darf bezweifelt werden. Die langen Geraden auf dem Traditionskurs in Italien sind genau das, was Checa und Badovini momentan nicht gebrauchen können. Wenn man bedenkt, dass sich Ducati bereits in Aragon und Assen schwer tat, die Top 10 zu erreichen, dann dürfte klar sein, dass man auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza keine Rolle um Spitzenpositionen spielen wird.

Carlos Checa

Carlos Checa und Teamchef Francis Batta sind mit der Situation nicht zufrieden Zoom

"Ich war wirklich der Meinung, dass ich heute mehr erreichen kann und die Panigale auf das nächste Level zu heben", erklärt Checa nach den Assen-Rennen enttäuscht. "Weil ich im ersten Rennen mit der Hinterradfederung Probleme hatte, änderten wir die Abstimmung in der Pause, und das Motorrad verhielt sich dann etwas besser." Doch wie viel Geduld wird der Spanier mit dem aktuellen Ducati-Modell noch haben? Im Oktober wird der ehemalige MotoGP-Pilot 41 Jahre alt.

"Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, aber davon lassen wir uns nicht aus dem Konzept bringen. Ich wusste, dass ich mit der Panigale einer Herausforderung entgegen sehe, aber ich werde alles daran setzen, das Motorrad von Rennen zu Rennen besser zu machen", betont Checa, der nach Australien, Spanien und den Niederlanden mit 29 WM-Zählern auf Position zwölf der Fahrerwertung liegt.

Badonivi beißt die Zähne zusammen

Noch schlimmer sieht es momentan bei Teamkollege Badovini aus. Der Italiener fährt von Verletzung zu Verletzung und hat bisher erst 20 Zähler gesammelt. Damit ist er hinter Checa und Max Neukirchner WM-15., was für wenig Frohsinn sorgt. Auch in Assen quälte sich Badovini mit Schmerzen durch die beiden Rennen. "Im ersten Rennen hatte ich wirklich Schmerzen, das zweite lief dann wesentlich besser für mich", schildert er.


Fotos: Superbike-WM in Assen


"In der Clinica Mobile haben mir die Ärzte mit verschiedenen Behandlungen dazu verholfen, dass ich im Rennen zwei noch mehr geben konnte. Das Motorrad war nicht schlecht, aber um richtig wettbewerbsfähig zu sein, fehlt schon noch etwas", unterstreicht der ehemalige BMW-Pilot. "Natürlich war ich mit meiner Leistung auch nicht bei 100 Prozent, aber nach meinem Sturz gestern bin ich ganz froh darüber, beide Rennen beendet zu haben. Ich hatte mir das deutlich schwieriger vorgestellt."