• 28.04.2013 20:41

BMW: Pech und Pannen trotz Teamwork

Davies bereibt Schadensbegrenzung nach Warmup-Sturz, Melandri erlebt ein Wochenende zum Vergessen - BMW betreibt Ursachenforschung

(Motorsport-Total.com) - Für BMW endet ein dramatischer und schwieriger Sonntag am TT Circuit in Assen. Chaz Davies belegte die Plätze sieben und fünf, nachdem er am Morgen im Warmup gestürzt war. Seine S 1000 RR wurde dabei so schwer beschädigt, dass das Team für die Rennen den Ersatzrahmen vorbereiten musste. Sein Teamkollege Marco Melandrihatte noch mehr Pech: Ein Defekt stoppte ihn der Aufwärmrunde vor dem ersten Rennen. Im zweiten Lauf belegte der Italiener Platz acht.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri, Michel Fabrizio

Für Marco Melandri lief an diesem Wochenende gar nichts rund Zoom

In der Fahrerwertung bildet Daviez zusammen mit Eugene Laverty und Tom Sykes ein punktgleiches Verfolgertrio hinter Spitzenreiter Sylvain Guintoli. Alle drei haben 83 Punkte auf ihrem Konto, aufgrund der bisherigen Rennergebnisse wird Davies als Dritter hinter Laverty gewertet. Melandri belegt mit 51 Punkten den achten Rang. In der Herstellerwertung ist BMW mit 99 Punkten Zweiter.

Nach dem Sturz in der Frühe blieb der Mannschaft nicht viel Zeit, um den Ersatzrahmen vorzubereiten. Davies? Crew bekam dabei Unterstützung von der Melandris, die mithalf, nachdem sie ihre eigene Maschine rennfertig gemacht hatte. Mit ihren gemeinsamen Anstrengungen und gut organisierten Arbeitsabläufen gelang es, die RR mit der Nummer 19 rechtzeitig zum ersten Rennen fertig aufzubauen, auch wenn ihr Pilot aus der letzten Reihe starten musste. Mit Beginn des ersten Rennens ging es für das Team dramatisch weiter.

Davies: "Einfach weggerutscht

Melandri rollte in der Aufwärmrunde aus, weil ein Teil im Kettentrieb brach. Für ihn war das Rennen beendet, bevor es richtig begann. Was zu diesem Defekt führte, ist noch unklar. Das Bauteil ist derzeit zur Analyse beim Zulieferer. Unterdessen startete Davies eine Aufholjagd durch das Feld nach vorn. Nach der ersten Runde war er bereits Elfter und machte danach weitere Positionen gut. Er kam schließlich als Siebter ins Ziel und sammelte damit Punkte. Im zweiten Rennen hatten beide Fahrer einen guten Start.


Fotos: Superbike-WM in Assen


Melandri verbesserte sich von Rang acht auf Platz fünf, Davies fuhr von Platz 13 aus vor auf Rang neun. Doch der Italiener hatte Schwierigkeiten, seine Position zu halten und fiel wieder zurück. Nach neun Runden lag er auf dem elften Rang, während Davies sich weiter nach vorn arbeitete. Er war zu diesem Zeitpunkt Sechster. Im letzten Umlauf machte der Waliser eine weitere Position gut und kam als Fünfter ins Ziel. Melandri kämpfte sich ebenfalls wieder weiter nach vorn und beendete das Rennen als Achter.

Davies resümiert: "Der Tag hat mit dem Sturz am Morgen äußerst schlecht begonnen. Die Streckentemperatur war noch sehr niedrig, und mir ist einfach das Vorderrad weggerutscht. Ich habe nicht gedacht, dass es ein so heftiger Sturz war, aber das Motorrad hat sich scheinbar mehrfach überschlagen, und es war wirklich schwer beschädigt", erinnert sich der BMW-Pilot. "Es ist ziemlich frustrierend, wenn man ein Bike im Aufwärmtraining so zerstört. Ein riesiger Dank geht an das Team."

Melandri unzufrieden

"Es hat einen fantastischen Job gemacht und in der kurzen Zeit ein vollkommen neues Motorrad aufgebaut. Da es ein neues Bike war, hatte ich auch keine besonderen Erwartungen an das Rennen", erklärt Davies, zeigt sich mit dem Abschneiden in Assen aber unzufrieden: "Ich habe einfach gehofft, ein paar Punkte zu holen. Von daher können wir mit Platz sieben zufrieden sein. Im zweiten Rennen in die Top 5 zu fahren, war kein echtes Spitzenergebnis. Aber es war das maximal mögliche, und es war auch eine Schadensbegrenzung."

Chaz Davies

Chaz Davies holte alles aus einem verkorksten Sonntag heraus Zoom

Der Mann von der Insel will alles aus seinen Möglichkeiten gemacht haben: "Ich habe in beiden Rennen das bestmögliche Ergebnis geholt. Ich möchte mich nochmals bei allen im Team für das heute Geleistete bedanken. Dafür, dass alle mitgeholfen haben und es mir möglich gemacht haben, in die Rennen zu starten. Wir haben noch Arbeit vor uns. Ich weiß, wo wir im Vergleich zu den Anderen Zeit liegen lassen. In manchen Abschnitten ist das Bike wirklich gut, in anderen müssen wir uns noch verbessern. Jetzt freue ich mich auf Monza."

Melandri ist unzufrieden: "Es war ein furchtbares Wochenende", stöhnt der Ex-MotoGP-Pilot. "Und heute hatten wir viel Pech. Im ersten Rennen konnte ich nicht einmal starten, und im zweiten Rennen scheint ein Sensor ausgefallen zu sein, sodass das Bike nicht mit den richtigen Elektronikstrategien arbeiten konnte. Ich musste zwei Runden lang vom Gas gehen, um zu verstehen, was das Problem ist. Sobald ich wusste, wie ich mit der Situation umgehen muss, bin ich wieder mein Renntempo gegangen und bin das Rennen zu Ende gefahren."

Viel Zeitdruck bei BMW

Der Italiener fordert Besserung: "Wir müssen nun herausfinden, was nicht funktioniert und das Problem beheben. Mein Ziel ist, wieder Spaß am Fahren zu haben, um das Podium zu kämpfen und wieder zu siegen." Serafino Foti wird es da ähnlich gehen: "Wir hatten ein hartes und schwieriges Wochenende. Marco hatte im ersten Rennen den technisch bedingten Ausfall und bekam dann im zweiten Lauf wieder Schwierigkeiten. Leider hat etwas nicht richtig funktioniert. Er konnte kein gutes Gefühl für sein Bike entwickeln, und wir konnten ihn nicht in die Lage versetzen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und richtig fahren zu können."

Marco Melandri

Melandri hofft darauf, in Monza gewohnte Topform zu haben Zoom

Der Sportdirektor weiter: "Wir planen für die nächsten Tage bereits Meetings, in denen wir alles genau analysieren. Wir müssen es ihm möglich machen, vom nächsten Rennen in Monza an konstant eine Top-Performance zu zeigen. Chaz ist heute Morgen im Warmup gestürzt, aber er nahm an beiden Rennen teil, dank des Einsatzes seiner Crew und der Crew von Marco, die zusammengearbeitet haben. Ich möchte mich bei allen Jungs für diese hervorragende Arbeit bedanken. Chaz hat zwar nicht die Ergebnisse geholt, die er angepeilt hatte, aber er hat wichtige Punkte gesammelt."

Ein gefragter Mann dürfte Stephan Fischer gewesen: "Es war ein schwieriges Wochenende für uns. Bei Chaz hatten wir den Ausfall in der Superpole und bei Marco hatten wir Schwierigkeiten, das richtige Setup zu finden. Getoppt wurde das dann noch durch Chaz' Unfall im Warm-Up. Der Aufbau des neuen Bikes hat toll funktioniert, weil alle mitgeholfen haben. Einen großen Dank dafür an die ganze Mannschaft. Leider hat die Zeit nicht ganz gereicht, um normal auf die Startaufstellung fahren zu können", meint der Technikdirektor.

Hoffen auf Monza

Der BMW-Verantwortliche erklärt: "Deshalb musste Chaz aus der letzten Reihe starten, und da muss man ihm ein großes Kompliment machen. Er hatte einen klasse Start und hat dann im Rennen eine konstant gute Performance gezeigt. Sein Bike und das Setup haben gepasst, seine Rundenzeiten waren absolut wettbewerbsfähig und hätten unter anderen Umständen für eine Topplatzierung gereicht." Fischer weiß, dass Melandri in Assen alles andere erlebte als Sahnetage: "Auch Marco hatte an diesem Wochenende Pech."

"Das passiert einem nur einmal im Leben." Stephan Fischer, BMW-Technikchef

"Wir haben lange gebraucht, um eine passendes Abstimmung für die schwierigen Bedingungen auf dieser Rennstrecke zu finden. Zum Rennen hin haben wir den richtigen Weg eingeschlagen, und seine Rundenzeiten im Warmup ließen uns auf ein gutes Ergebnis hoffen. Dann kam der Ausfall im ersten Rennen", so Fischer. "Das war etwas, was einem wahrscheinlich nur einmal im Leben passiert. Allerdings müssen wir noch eingehend untersuchen, was der genaue Grund war. Im zweiten Lauf hatte er leider wieder Schwierigkeiten."

Dennoch scheinen Fischer und seine Mannen Pleiten, Pech und Pannen schnell abgehakt zu haben: "So ist es im Rennsport: Mal hat man Höhen, mal Tiefen. Wir müssen jetzt die Tiefen, die wir hatten, genau analysieren und die richtigen Schritte daraus ableiten. Wir versuchen, unsere Hausaufgaben ordentlich zu machen, damit wir gut vorbereitet nach Monza gehen."