• 10.02.2010 09:33

  • von Stefan Ziegler

Corser: "Haben das wahre Potenzial noch nicht gezeigt"

BMW Motorrad Pilot Troy Corser im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Superbike-WM-Saison 2010, seine Ambitionen und Ziele

(Motorsport-Total.com) - Aufbauarbeit war angesagt, als sich BMW Motorrad Motorsport im vergangenen Jahr dazu entschloss, der Superbike-WM beizutreten. Dafür sicherten sich die Münchener die Dienste von Troy Corser, der als zweimaliger Champion natürlich ganz genau weiß, was ein gutes Superbike ausmacht. 2010 gibt sich der australische Rennfahrer betont zuversichtlich: Wie Corser im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät, hat er es mit der BMW S 1000 RR auf Podien und Siege abgesehen.

Titel-Bild zur News: Troy Corser

Troy Corser ist zuversichtlich: 2010 will der Australier mit BMW reichlich punkten

Frage: "Troy, du hattest 2009 eine sehr interessante Saison in der Superbike-WM. Wie würdest du dein erstes Jahr bei BMW zusammenfassen?"
Troy Corser: "Die vergangene Saison war zuweilen etwas frustrierend. Wir hatten überaus viele Dinge, die es auszuprobieren und zu evaluieren galt. Das haben wir bei Testfahrten oder auch in den Freien Trainings getan. Das war ein bisschen frustrierend, aber natürlich auch nötig. Du musst einfach neue Dinge testen."#w1#

"Aus diesem Grund befinden wir uns jetzt in dieser Position. Wenn wir zum ersten Rennen kommen, dann sind wir absolut rennfertig - vom ersten Freien Training an bis zum Rennen. Ich bin in diesem Jahr auch deutlich motivierter. Ich fühle, dass wir das Potenzial haben, um an der Spitze mitzufahren. Die Ergebnisse werden besser sein. Das stimmt mich sehr zuversichtlich."

"Positiv war, dass wir sehr viele Informationen sammeln konnten." Troy Corser

Frage: "Was ist dir im vergangenen Jahr an positiven Elementen aufgefallen?"
Corser: "Positiv war, dass wir sehr viele Informationen sammeln konnten. Die Techniker haben jede Menge Daten erhalten. Wir haben zudem sehr viel Zeit auf dem Bike verbracht - einfach, um damit zu fahren. Vielleicht war das Motorrad nicht immer bei einhundert Prozent, denn wir haben doch sehr viel ausprobiert."

"Aber das sollte uns in diesem Jahr nicht weiter beeindrucken. Wir sollten solche kleineren Probleme hinter uns gelassen haben. Jetzt können wir uns mehr darauf konzentrieren, ein Topergebnis einzufahren. Das ist durchaus möglich. Das sind im Prinzip die positiven Elemente der vergangenen Saison."

Corser möchte konstant in die Top 5

Frage: "Was genau erwartest du von der neuen Rennsaison? Welche Resultate sind deiner Meinung nach drin?"
Corser: "Zum Ende der vergangenen Saison lagen wir in Bezug auf die Qualifikation und den Renntrimm etwa auf Position sechs oder sieben, würde ich sagen. Ich erwarte für 2010 also, dass wir mindestens in die Top 5 vorstoßen. Das sollte in jeder Session möglich sein."

"Mein Ziel ist natürlich, der Schnellste zu sein. Wir sind nämlich bereit." Troy Corser

"Mein Ziel ist natürlich, der Schnellste zu sein. Wir sind nämlich bereit. Das fühle ich. Es wäre aber schon recht gut, mit den Zeiten in den Top 3 bis Top 5 zu landen. Das ist in der Qualifikation natürlich sehr wichtig. Im Rennen kommt es dann darauf an, einen guten Start hinzulegen und die gleichen Rundenzeiten hinzulegen wie alle anderen auch."

"Deshalb sollten wir schon im Zeittraining ganz vorne mit dabei sein. Wir sollten jedes Mal an der Superpole teilnehmen und einen Startplatz in der ersten Reihe erobern. Das wird sehr wichtig sein an jedem einzelnen Wochenende. Das hat uns im vergangenen Jahr etwas beeinträchtigt. 2010 sollten wir der Spitze wesentlich näher kommen, also sollte es okay sein."

Frage: "BMW hatte einen schwierigen Start in das neue WM-Jahr, denn die beiden Tests in Valencia und Portimão fanden bei schlechtem Wetter statt. Hat das die Saisonvorbereitung beeinflusst?"
Corser: "Im Prinzip hat das einfach nur unser Rundenpensum reduziert. Wir hatten so halt weniger Zeit auf der Strecke, um unser neues Material auszuprobieren."

"Ich bin zuversichtlich. Ich kann es kaum erwarten." Troy Corser

"Aber selbst bei der geringen Zeit, die mir mit den Modifizierungen zur Verfügung stand, fühlte ich eine gute Verbesserung. Ich bin zuversichtlich. Ich kann es kaum erwarten, endlich an einen Kurs zu kommen, wo die Bedingungen gut sind und das Wetter passt. Dann kann's losgehen."


Fotos: BMW Motorrad: Teampräsentation in München


"Es ist nicht nötig zu sagen: 'Okay, der letzte Test war gut, jetzt können wir siegen.' Wir können trotzdem zuversichtlich zu Werke gehen. Wir haben ein konkurrenzfähiges und zuverlässiges Bike. Diese beiden Features haben wir bereits. Für das definitive Ergebnis müssen wir uns einfach nur noch den Einstellungen widmen."

Noch hat BMW nicht alles gezeigt

Frage: "Nach den Testfahrten sagtest du, dass Rundenzeiten für euch derzeit nicht im Vordergrund stehen. Wie lautet deine Einschätzung: Wo steht ihr in Bezug auf die Entwicklung?"
Corser: "Bei meiner Erfahrung muss ich keine Rundenzeit markieren, um eine Rundenzeit zu kennen. Ich weiß schon sehr gut, was für eine Rundenzeit drin ist. Die brauche ich nicht erst zu fahren."

"Wir haben bereits eine sehr gute Ahnung davon, was wir erreichen können." Troy Corser

"Wir haben bereits eine sehr gute Ahnung davon, was wir erreichen können - auf ein paar Zehntel oder eine halbe Sekunde genau. Ich denke, wir konnten die Lücke aus dem Vorjahr schließen. Wir sollten also in derselben Sekunde liegen. Auf diesem Level sollten wir operieren können, vermute ich."

"Das ist prima, denn das wahre Potenzial des Bikes haben wir ja noch gar nicht gezeigt. Das muss ja auch nichts Schlechtes sein, weil so müssen sich die anderen ihre Gedanken machen. Man kann eben nicht genau sagen, wo wir sind. Das wird quasi eine Überraschung für alle Beteiligten. Das ist doch klasse."

Frage: "Was wäre ein Ergebnis, mit dem du zufrieden sein könntest? Welches Resultat würdest du dir wünschen?"
Corser: "Ich möchte in der Qualifikation mindestens in die erste Startreihe fahren. Außerdem ist das Ziel natürlich, das Podium zu erreichen. Zunächst einmal deswegen, weil ich als Fahrer auf der Strecke das Gefühl habe, dass wir schneller sind als alle anderen. Außerdem hatten wir im vergangenen Jahr in Philip Island unser bestes Ergebnis."

"Ich fühle, dass sich das Bike deutlich verbessert hat." Troy Corser

"Ich fühle, dass sich das Bike deutlich verbessert hat. Uns sollte in Philip Island also ein erster Schritt gelingen. Dort hatten wir schon 2009 die schnellste Rennrunde. Das Motorrad war auf gewissen Strecken so schlecht nicht. Es gab aber eben auch ein paar Kurse, wo wir noch ziemliche Schwierigkeiten hatten. Die eher holprigen Strecken waren problematisch für uns."

"Das liegt aber daran, dass wir vergleichsweise wenige Entwicklungen am Chassis und an der Verbindung zum Motor hatten. Auf glatten Strecken war es einfacher. Vielleicht können wir in Philip Island wieder ein gutes Ergebnis einfahren. Auf alle Fälle aber sollte es eine gute Ausgangsbasis für unsere Saison darstellen. Wir wollen weiter wachsen."

Corser: Der Sieg ist das Ziel

Frage: "Du bist ein ehemaliger Superbike-Champion - denkst du auch an Siege?"
Corser: "Aber klar! Allerdings hatte ich im vergangenen Jahr gewiss keine Siege im Kopf. Einfach aus dem Grund, weil ich fühlte, dass das Bike dafür noch nicht bereit war."

"In diesem Jahr denke ich, das Bike ist technisch bereit dazu, Rennen zu gewinnen. Das Team ebenfalls, denn es hat die Struktur, um zu siegen. Jetzt ist es an mir, meinen Job zu machen und einige Rennen zu gewinnen."

"Je mehr Bikes in der Startaufstellung stehen, umso besser für BMW und den Wettbewerb insgesamt." Troy Corser

Frage: "2010 gibt es erstmals markeninterne Konkurrenz für BMW: In diesem Jahr geht ein BMW Privatteam an den Start. Glaubst du, dass das Reitwagen-Team ein starker Gegner für euch sein kann?"
Corser: "Zunächst einmal ist es fantastisch, dass es ein zweites Team gibt. Je mehr Bikes in der Startaufstellung stehen, umso besser für BMW und den Wettbewerb insgesamt. Ich denke aber doch, dass Ruben und ich als Fahrer auf einem höheren Niveau unterwegs sind."

"Das Team ist ebenfalls besser, einfach weil wir das Werksteam sind. Es ist aber gut, sie dabei zu haben. So können wir sie auch dazu anhalten, ein paar Dinge zu probieren. Das ist schließlich auch ihre Aufgabe, denn sie sind das Juniorteam. Für uns ist das eine prima Ausgangsposition."