"Warum nicht?": Das Gresini-Team glaubt an WM-Titel mit Alex Marquez
Gresini-Teammanager Michele Masini über das Erfolgsgeheimnis des kleinen Satellitenteams - Nadia Padovani führt Vermächtnis von Fausto Gresini fort
(Motorsport-Total.com) - Seit das Gresini-Team wieder als eigenständiger Rennstall in der MotoGP auftritt, hat man sich zu einem der besten Satellitenteams gemausert. Enea Bastianini gewann in Katar 2022 gleich das erste Rennen und holte noch drei weitere Triumphe. 2023 hat Fabio Di Giannantonio seinen ersten Sieg gefeiert.

© Gresini
Alex Marquez feiert mit Michele Masini einen weiteren Podestplatz Zoom
Und mit dem Wechsel von Marc Marquez rückte Gresini 2024 ins Rampenlicht. Der sechsmalige MotoGP-Weltmeister eroberte drei Rennsiege. Sein jüngerer Bruder Alex feierte in dieser Saison seinen ersten Sieg und kämpft mit Marc um die Weltmeisterschaft.
Was macht das kleine Gresini-Team, das seinen Sitz im italienischen Faenza hat, anders, um solche Erfolge gegen die großen Werksteams zu erzielen? "Ich denke, es ist vor allem die familiäre Atmosphäre im Team", sagt Teammanager Michele Masini im Interview mit Motorsport.com.
"Die Stimmung, die man in der Box spürt, ist das Wichtigste. Wenn man eine gute technische Basis mit dem Motorrad hat - was entscheidend für Ergebnisse ist -, dann ist der andere wichtige Faktor das Teamumfeld: die Menschen, die den Fahrer umgeben, die Mechaniker, die Ingenieure."
"Wenn sie motiviert sind, geben sie alles auf der Strecke. Ich denke, genau das sind die besten Zutaten, die Gresini Racing über die Jahre hinweg bewahrt hat." Noch zu Lebzeiten hatte Fausto Gresini die Entscheidung getroffen, die Partnerschaft mit Aprilia zu beenden.
Als der zweimalige 125er-Weltmeister im Februar 2021 verstarb, waren noch nicht alle Weichen für die Zukunft des Teams gestellt. Seine Frau Nadia Padovani übernahm die Führung des Teams. Carlo Merlini ist für die kommerzielle Seite zuständig.
Damals wurde Masini die Rolle als Teammanager angeboten, die er annahm. Schließlich konnte die Finanzierung aufgestellt werden, um Vorjahresmotorräder von Ducati zu erhalten. "Ja, das war eine große Veränderung, ein großer Schritt", blickt Masini zurück.
Interview mit Michele Masini
"Denn wir mussten damals die bestmögliche Maschine im Feld wählen - und wir haben gemeinsam beschlossen, zu Ducati zu wechseln. Bis heute war das die richtige Entscheidung. Zudem wurden wir wieder ein unabhängiges Team, das allein agiert."
"Für Aprilia haben wir damals lediglich technischen Support in der Box bereitgestellt. Gresini Racing ist seit 29 Jahren Teil dieses Paddocks - wir bringen all unsere Erfahrung in dieses Projekt ein, und es funktioniert."
Masini lobt Padovani - und erkennt Faustos Führungsstil in ihr wieder
Padovani hat es mit ihrem Umfeld geschafft, das Vermächtnis von Fausto Gresini fortzuführen und sportlich erfolgreich zu sein. Auch bei vielen Fans ist der familiär geführte italienische Rennstall beliebt, weil man zeigt, was mit Einsatz und Leidenschaft möglich ist.
"Ich sehe heute viele Ähnlichkeiten zwischen Fausto und Nadia", sagt Masini. "Beide motivieren uns, jeden Tag 110 Prozent zu geben. Sie haben ein gutes Gespür für die Persönlichkeit der Menschen - sei es bei den Fahrern oder bei den Teammitgliedern."
Padovani ist in der MotoGP die einzige Teamchefin. In der Formel 1 leitet derzeit zum Beispiel keine Frau einen Rennstall. "Ehrlich gesagt denke ich darüber gar nicht so oft nach", sieht das Masini gar nicht als außergewöhnlichen Faktor.

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Nadia Padovani ist das Bindeglied des Gresini-Teams Zoom
"Weil Nadia für mich einfach meine Chefin ist - so wie es Fausto früher war. Aber es ist extrem wichtig, denn Nadia hat bewiesen, dass auch eine starke Frau eine bedeutende Rolle als Teammanagerin und Teambesitzerin in der MotoGP einnehmen kann."
"Ich war damals beeindruckt, als sie anfing, täglich im Büro zu arbeiten - mit großer Entschlossenheit und dem Willen, sich ständig weiterzuentwickeln." Neun Rennsiege hat das Gresini-Team seit 2022 erobert.
Mit Alex Marquez besteht in diesem Jahr die Chance, eventuell sogar den Weltmeistertitel zu gewinnen. "Ja, ich denke, das ist möglich", glaubt Masini. "Denn man muss in unserem Sport immer davon träumen, ein solches Ziel zu erreichen. Der Weg bis Valencia ist noch lang - aber warum nicht?" Ein WM-Titel wäre die Krönung eines engagierten Projekts.


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