• 08.04.2015 14:01

  • von Christian Ebner

Selbst Rennfahrer werden: Lebe deinen Traum!

Für Christian und seine Frau Petra Ebner geht ein Traum in Erfüllung: Selbst Rennfahrer werden! In mehreren Gastbeiträgen schildern sie, wie das geht...

Liebe Leser von Motorsport-Total.com,

Titel-Bild zur News: Christian und Petra Ebner

Christian und Petra Ebner versuchen, sich den Traum vom Rennfahren zu erfüllen Zoom

ihr kennt vielleicht noch meine Gastkolumnen aus Streckenposten-Sicht auf diesem Portal, zum Beispiel rund um den Grand Prix von Österreich und nach dem Unfall von Jules Bianchi. Jetzt wird mir Gelegenheit gegeben, mit Gastkolumnen ein neues Projekt zu begleiten. Im Grundprinzip geht es um den Schritt vom passionierten Auto - und Kart- zum Hobby-Rennfahrer. Ein Schritt, der von sehr vielen (zumeist heimlich) herbeigewünscht wird. Einen Traum leben zu dürfen. Einen, den man sich mangels finanzieller Möglichkeiten aber schwierig bis gar nicht leisten kann. Somit: We are ones!

Auch uns ist es nicht möglich, jeweils über eine Million Euro im Jahr zur Verfügung zu haben, um eine Saison in einer Topliga fahren zu können. Mal ganz abgesehen von dem dafür nötigen Talent, das uns beiden zwar von namhafter (und ich meine: ehrlicher) Seite zugesprochen wurde. Aber: Wir haben beide kein Elternhaus, welches en masse Geld reinpumpen kann, die Vorzeichen stehen also schlecht. Was euch, liebe Leser, wahrscheinlich mehrheitlich mit uns eint.

Ein unmoralisches Angebot

Nun fragt ihr euch sicherlich: Was wollen die beiden, warum soll ich mir diese Zeilen und Ergüsse der Familie Ebner antun? Und warum das Ganze hier auf Motorsport-Total.com? Nun, wir bekamen ein unmoralisches Angebot. Nicht jeder für sich, sondern zusammen. Wir sind ein wenig verseucht, was Motorsport angeht. Okay, nicht nur ein bisschen, sondern komplett! Und da wir diese Leidenschaft teilen, gegenseitig voneinander lernen dürfen und viele spannende Rennen im Kart und bei der Zeitenjagd in einem KTM X-Bow ausgefochten haben, wurde man auf uns aufmerksam.

"Das schnellste Ehepaar im X-Bow", tönte es in einer lokalen Zeitung, den Gemeindenachrichten unseres Heimatdorfes. Auflage? Mit etwa 3.500 Exemplaren nicht der Rede wert. Aber der Text inklusive Foto scheint gereicht zu haben, denn niemand Geringerer als Michael Wölfling, seines Zeichens Geschäftsführer bei KTM Sportscars, schrieb uns an, ob wir nicht Lust hätten, die Saison 2015 in der KTM-X-Bow-Rookies-Challenge zu bestreiten. Einem neuen Einsteigerformat im Rahmen (und Starterfeld) der KTM-X-Bow-Battle. Dieses Jahr schaffen wir es aus Zeitgründen leider nicht mehr, das dafür nötige Umfeld aufzubauen, aber wir haben 2016 voll im Visier.

Hochzeit von Petra und Christian Ebner auf dem Salzburgring

Benzin im Blut: Sogar geheiratet haben die Ebners auf dem Salzburgring Zoom

Und warum gerade hier, auf Motorsport-Total.com? Die eine oder andere Gastkolumne von mir wurde schon veröffentlicht. Primär zum Thema Streckensicherheit, leider auch was den schrecklichen Unfall von Jules Bianchi betrifft. Dieses Portal gibt uns die Möglichkeit, mit euch interaktiv in Kontakt zu treten. Gemeinsam können wir die weiteren Schritte planen. Mit eurem Input können wir zusammen an einer Motorsport-Laufbahn arbeiten - und jeder Einzelne aus unseren Beiträgen etwas mitnehmen, um vielleicht selbst irgendwann so ein Projekt in Angriff zu nehmen.

Rückschläge tun weh. Aber die werden kommen, da bin ich mir sicher. Die werden auch sein müssen, Stichpunkt Lerneffekt, auf dem Weg ins Cockpit des KTM X-Bow.

KTM X-Bow, sagt euch nichts?

Der X-Bow (sprich "Crossbow") ist die österreichische Interpretation einer Kreuzung zwischen Motorrad und Auto. Deswegen das "X" das für die Kreuzung und "Bow" für den Bogen. Ein Bogen zwischen den beiden Welten. Wobei Welt 1 für mich nichts ist. Als Streckenposten haben wir auch ab und an mal mit Motorradrennen zu tun. "Motorrad-Weitwerfen" nennen wir das intern. Es ist ein gefährlicher Sport. Ein Sport, bei dem man Nerven aus Drahtseilen braucht.

In dieser Hinsicht sind wir Schisser. Wir sind eher der vierrädrigen Fraktion zugetan. An der Strecke wie auch als Fan. Und eben dieser X-Bow ist schnell und günstig zu bekommen, wenn man sich in der Gegend des Red-Bull-Rings aufhält und im Driving-Center Halt macht. Dort kann man sich vieles ausleihen, was Spaß macht.

Streckenposten Christian und Petra Ebner

Die Streckenposten Christian und Petra Ebner bei der Arbeit Zoom

Deren Werbeslogan "Willkommen am größten Spielplatz" kommt nicht von ungefähr. Ob nun ein Nissan 370Z, ein Mitsubishi Evo oder eben ein KTM X-Bow, alles kann man sich kurzfristig und unkompliziert für wenig Geld ausleihen, um auf deren Handling-Kurs das Maximum aus diesen Boliden herauszuholen.

WISBI: Wie schnell bin ich?

Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, bei der WISBI-Challenge anzutreten. Für knackige 59 Euro für jeden Geldbeutel geeignet, tritt man gegen alle anderen Teilnehmer des laufenden Jahres an. Bei einer Zeitenjagd, wo Zehntelunterschiede nichtssagend sind. Da geht es um Hundertstel und Tausendstel unter den Piloten, die die Top 10 des Jahres erreichen. Und gegen die Pro-Times. David Coulthard, Mathias Ekström, Karl Wendlinger. Viele Profis brannten auch eine Zeit in den Asphalt, Zeiten, an denen sich jeder messen kann.

Petra erreichte bei ihrem ersten Antreten 2014 sofort die Top 10, ich aufgrund der langjährigen Erfahrungen im X-Bow sogar souverän mit der schnellsten Zeit des ganzen Jahres. Die Top 10 (2014 gingen 99 Teilnehmer an den Start) fahren das Jahresfinale um äußerst attraktive Preise. 2014 errang ich den zweiten Platz, nur 0,08 Sekunden hinter dem Sieger, der bis zur letzten Runde über eine Sekunde langsamer war. Und im letzten Moment erwischte er eine gute Runde. Eine zu gute.


KTM X-Bow onboard: WISBI-Challenge-Finale 2013

Petra wurde respektable Siebte. Auch, weil sie den X-Bow vorher nie im Regen gefahren ist. Und glaubt uns, so etwas Giftiges wie ein X-Bow auf kaltem, nassen Untergrund gibt es fast nicht. Kein ABS, keine Servo-Unterstützung und natürlich auch keinerlei Traktionskontrolle oder gar ESP. Pures, direktes Fahren, 240 PS treffen auf unter 800 Kilogramm!

90.000 Euro für eine Saison

2015 startet die KTM-X-Bow-Rookies-Challenge in ihre erste Saison. Zehn Piloten können im Starterfeld der X-Bow-Battle mit an den Start gehen. Zu einem unverschämt günstigen Preis. Trotzdem rechnen wir mit etwa 90.000 Euro für die sechs Rennwochenenden. Eine Versicherung der beiden Autos ist unbedingt notwendig. Diese Rennkasko ist mit einberechnet, ebenso wie zwei Totalschäden zu je 5.000 Euro Selbstbehalt. Wir fahren mit mindestens 30 anderen Fahrern im Pulk. Wenn da einer einen Fehler macht und uns abschießt, wird die Summe fällig. Auch wenn man selbst nix dafür kann. That's racing.

Leisten können wir uns diese Summe nie und nimmer. Wir brauchen Unterstützung in Form von Partnern und Sponsoren. Diese zu bekommen, da haben wir beide natürlich keinerlei Erfahrung. Deshalb haben wir uns an einige aktuelle und ehemalige Rennfahrer (gendergerecht gehören die Rennfahrerinnen auch genannt) gewandt. Leute die auch ihr kennt; sie werden auch ein Teil der nächsten Kolumnen sein. Wir werden erfahren, wie das Rennbusiness früher war, wie es heute ist und wie es künftig aussehen könnte.

Christian Ebner im KTM X-Bow

Christian Ebner belegte bei der WISBI-Challenge im KTM X-Bow Platz zwei Zoom

Zusätzlich wird uns einer der bekanntesten, besten und sympathischsten Verkaufstrainer schulen. Sowieso werden wir einen guten Freund anzapfen: Er ist Verhörspezialist der luxemburgischen Polizei. Ein Fachmann, der Körpersprache, die bei Verhandlungen nicht zu unterschätzen ist, deuten kann. Einen Mentalisten, ein Profi-Pokerspieler und viele mehr werden wir in das Projekt einbinden. All das, um dem Traum vielleicht ein Stückchen näher zu kommen. Ob es klappt, ist ungewiss. Wie im Rennsport üblich ist es auch hier so: Man weiß erst, wie es ausgeht, wenn die Zielflagge fällt.

Inspiration für andere Motorsport-Freaks?

Vielleicht können wir durch die geplanten Kolumnen dem einen oder anderen Leser helfen, der zu Hause schon länger mit den Fingernägeln scharrt und auch so einen Schritt wagen will. Oder wir können aufzeigen, dass es doch schwierig bis unmöglich ist. Mit Sicherheit werden wir gemeinsam eine schöne, spannende, diskussionsreiche und auch lustige Zeit haben. Solange ihr uns treu bleibt und mit euren eigenen Ideen füttert. Zusammen geht viel, alleine geht fast gar nichts.

Für dieses Jahr haben wir ein Rennwochenende, sozusagen Testlauf und Bestandsaufnahme, fest eingeplant: Im Rahmen des Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring treten wir in der X-Bow-Rookies-Challenge gegeneinander an. Ich kenne den Nürburgring aus meiner OPC-Racecamp-Ära, in der ich den Grand-Prix-Kurs sowie die Nordschleife von Profis wie Manuel Reuter, Sascha Bert, Klaus Panchyrz und vielen mehr erklärt bekommen habe. Praktisch, nicht mittels grauer Theorie. Es reichte zwar nur für einen Platz unter den besten 20, von 14.522 angemeldeten Teilnehmern, aber ich kann jetzt meinen Erfahrungsschatz an meine Frau weitergeben.

Christian Ebner: P3 bei der WISBI-Challenge

Jubel auf dem Podium: Dritter Platz bei der WISBI-Challenge 2013 im KTM X-Bow Zoom

Am "Carfreitag" stand schon ein ausführliches Telefonat mit Sascha Bert an. Er war der Dieter Bohlen des Racecamp. Immer einen Spruch auf Lager, man wusste nie, ob er es ernst oder als Spaß meinte. Er war gefürchtet. Wir haben zu ihm, nach meinem Ausscheiden, eine gute Freundschaft entwickelt, und er steht uns beiden mit Rat und Tat zur Seite. Im Telefonat gab er uns wieder wertvolle Tipps zur Linienwahl, im Nassen wie im Trockenen. Wo man eher auf die Kerbs soll und wo man sie unbedingt vermeiden muss.

Auch die Positionierung des Autos beim Anbremsen ist gerade in Richtung Turn 1 wichtig. Das alles werden wir in den laufenden Simulator-Sessions versuchen zu perfektionieren. Dazu haben wir den X-Bow in GT6 zur Verfügung. G27-Lenkrad und Raceseat sind obligatorisch. Außerdem versuchen wir, als Referenz, im Raceroom-Simulator das Optimum herauszuholen.

Erster Praxistest im Rennauto am Montag

Die ersten Erfahrungen auf Slicks und im Einsatzauto an sich werden wir am kommenden Montag am Red-Bull-Ring machen. Da ist der offizielle Testtag für alle Fahrer, die in der Saison starten werden. Von Vortests wissen wir, dass am Pannoniaring eben diese Rookie-Autos die GT4-BMWs aufs Ärgste stehen gelassen haben. Muss also superschnell sein, diese Kombination aus Slicks, Rennfahrwerk und super Aerodynamik. Wir sind gespannt.

In den kommenden Wochen werden wir zur KTM-Sportscar-Zentrale nach Graz pilgern und den 11.000 Euro schweren Vertrag für das Truck-Grand-Prix-Wochenende unterschreiben. Mündlich haben wir schon fix zugesagt. Bei der Vertragsunterzeichnung seid ihr natürlich auch "mit dabei", wir werden Kurzclips und Fotos machen, euch zeigen, was in so einem Vertrag alles drinsteht und worauf man unbedingt achten muss.

KTM X-Bow für die Rookies-Challenge

Mit diesem KTM X-Bow wird in der neuen Rookies-Challenge an den Start gegangen Zoom

Es geht ja um eine Menge Geld für drei Tage. Zwei Autos, je 2:20 Stunden Fahrzeit. Die Vorfreude steigt! Wir hoffen: Auch bei euch, auf die nächste Kolumne...

Euer

Christian Ebner

PS.: Diese Herren Ing. Dr. Wasweißich, vorwiegend aus Afrika, die einem immer Mails schreiben, weil sie Geld zu verschenken haben... Ich denke, die werden wir mal anschreiben. Wir brauchen keine fünf Millionen Dollar - 20 Prozent würden schon reichen. Den Rest darf er behalten... ;-)

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