Faszination Le Mans - Warum Alonso und Co teilnehmen wollen

Die 24 Stunden von Le Mans haben auch im Formel-1-Fahrerfeld eine große Begeisterung ausgelöst - Viele Piloten planen bereits eine Teilnahme an dem Event

(Motorsport-Total.com) - Die 24 Stunden von Le Mans sind ein einmaliges Erlebnis in der Welt des Motorsports. Da überrascht es kaum, dass in diesem Jahr auch zahlreiche ehemalige Formel-1-Piloten zum Starterfeld gehörten, darunter Mark Webber, Nick Heidfeld und Alexander Wurz. Das Ende der Fahnenstange ist damit allerdings noch längst nicht erreicht, denn aus dem aktuellen Fahrerfeld der Königsklasse hat mit Fernando Alonso ein zweimaliger Weltmeister seine zukünftige Teilnahme bereits angekündigt.

Titel-Bild zur News: Loic Duval

Viele Piloten möchten an den 24 Stunden von Le Mans von Le Mans teilnehmen Zoom

"Das steht zu 100 Prozent fest", verrät Alonso gegenüber 'NBC' und ergänzt: "Ich muss abwarten, bis meine Formel-1-Karriere vorbei ist, denn man muss eine Menge testen, trainieren und es erfordert eine gewisse Hingabe." Seine Erklärung: "Wenn ich etwas mache, dann konzentriere ich mich zu 100 Prozent darauf. 50-50 gibt es bei mir nicht."

"Ich werde also erst noch einige Jahre in der Formel 1 bleiben, versuchen Weltmeisterschaften zu gewinnen und Ferrari zu helfen, und danach werde ich es mir natürlich nicht einfach auf dem Sofa bequem machen. Langstreckenrennen sind etwas, was man auch dann noch machen kann, wenn man bereits etwas älter ist."

Viele Piloten interessiert

Deshalb ist der Spanier auch nicht der einzige aktuelle Formel-1-Fahrer, für den Le Mans eine echte Option darstellt. Sein ehemaliger Teamkollege Felipe Massa erklärt: "Ja, warum nicht. Das sind natürlich die besten Autos nach der Formel 1. Ich mag zwar die verschiedenen Kategorien und die daraus resultierenden Unterschiede nicht so, aber es bleibt das beste Auto nach der Formel 1."

Echte Racer wollen eben immer schnell sein. Das ändert sich auch nach der Formel 1 nicht. Rekordweltmeister Michael Schumacher versuchte sich nach seinem ersten Rücktritt aus der Königsklasse an Motorradrennen, Kimi Räikkönen wagte nach seinem Ferrari-Rauswurf 2010 den Sprung in den Rallyesport. Und dann ist da eben auch noch Le Mans.

Fernando Alonso, Mark Webber

2014 besuchte Fernando Alonso seinen Kumpel Mark Webber in Le Mans Zoom

"Ich habe das nicht verfolgt, weil ich das für mich als Option für die Zukunft sehe, sondern einfach so, weil es ein riesiger Event und ein prestigeträchtiges Rennen ist", berichtet Nico Hülkenberg und ergänzt: "Ich habe jetzt nicht jede einzelne Sekunde verfolgt und Livetiming im Blick gehabt, aber ich habe immer wieder geschaut und mich auf dem Laufenden gehalten. Ich finde das interessant."

Trotzdem kann sich auch der Force-India-Pilot vorstellen, eines Tages einmal auf dem Circuit de la Sarthe an den Start zu gehen: "Ich bin schon mal solch ein Auto gefahren, 2011 den Peugeot. Den habe ich mal in Paul Ricard getestet. Macht schon Spaß, ist cool. Es ist nicht ganz so spektakulär wie ein Formel-1-Auto, aber von der Technologie und der Herausforderung auch spannend."

"Das sind die besten Autos nach der Formel 1." Felipe Massa

WM-Spitzenreiter Nico Rosberg ergänzt: "Es ist ein ganz besonderes Event und gigantisch, wie viele Menschen hingehen. Mehr als 200.000 Zuschauer an einem Wochenende! Es ist weiterhin ein historisches Rennen und cooler Motorsport, aber für mich momentan... Ich bin voll drin in meinem Ding und habe nicht über andere Sachen nachgedacht."

Niemand will zweigleisig fahren

In einem sind sich also alle Piloten einig: Auf zwei Hochzeiten kann man als Formel-1-Fahrer nicht tanzen. Eine Teilnahme in Le Mans ist erst nach Ende der aktiven Karriere möglich - so wie es Webber in diesem Jahr vorgemacht hat. Dessen Ex-Teamkollege und Weltmeister Sebastian Vettel berichtet: "Im Moment gibt es für mich keine Zeitrechnung nach der Formel 1. Ich fühle mich hier sehr wohl und habe mir noch nicht wirklich überlegt, ob und wann ich aufhören soll oder muss."

"Ich bekomme ein bisschen mehr mit als nur im Fernsehen, weil unser Testfahrer Sebastien Buemi bei Toyota das ganze Jahr im Einsatz ist. Wenn man die Gelegenheit hat, tauscht man sich natürlich aus. Ist schon ganz spannend, was die Jungs da machen, aber im Moment sehe ich das nicht als Alternative."

"Es ist einfach etwas ganz anderes. Langstreckenrennen sind eine ganz andere Herausforderung. Themen wie Fahren bei Nacht, wie viele Autos auf der Strecke sind, sind alles Sachen, die ganz anders sind als bei uns. Die Herangehensweise ist anders, man fährt länger und das Fahren an sich ist auch anders."


24 Stunden von Le Mans

"Abgesehen vom Qualifying schaut man, dass man das Auto über die Distanz bringt und es dementsprechend auch abstimmt. Es ist eine ganz andere Formel", so der Heppenheimer. Trotzdem wollen viele Fahrer die Faszination Le Mans einmal hautnah miterleben, so auch Jean-Eric Vergne. Der Franzose erklärt: "Le Mans ist mit Sicherheit ein Rennen, das ich irgendwann einmal fahren werde. Nicht jetzt, aber später. Das muss ich unbedingt einmal machen."

Vettel-Kumpel Räikkönen sagt: "Es ist schwer vorherzusagen, was in der Zukunft passieren wird. Es steht ja außer Frage, wie sehr ich es genieße, Rennen zu fahren und Le Mans gehört da zu den größten Herausforderungen. Ich hätte schon Interesse, einmal daran teilzunehmen, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen."

"Es macht natürlich immer Spaß, verschiedene Dinge auszuprobieren. Es macht auch Spaß, verschiedene Autos auszuprobieren. Wenn man damit aber wirklich Rennen fahren kann, ist das viel aufregender und man bekommt auch dann erst einen wirklichen Eindruck davon. Wenn man ein Auto für sich alleine testet, dann kann man es vielleicht spüren, aber es ist was ganz anderes, wenn man andere Autos um sich herum hat."

" Ich hätte schon Interesse, einmal daran teilzunehmen, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen." Kimi Räikkönen

"Ich fände es interessant Rallycross auszuprobieren, das wirkt spaßig, ähnlich wie Rallye. Es ist ein sehr schwieriger Sport und eine gute Herausforderung. Le Mans hat wahrscheinlich am meisten mit Formel 1 zu tun. Ich finde es halt immer gut, verschiedene Dinge auszuprobieren, weil man immer etwas dazu lernen kann und es macht auch Spaß", so der Finne.

Teams bleiben vorsichtig

Doch wie sieht es bei den Teams aus? In den letzten 15 Jahren hatte in Le Mans 13 Mal ein Audi die Nase vorne. Juckt es die Formel-1-Topteams da nicht in den Fingern, dieser Dominanz ein Ende zu machen? Ganz so einfach ist es nicht, wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff verrät: "Für Mercedes ist das schwierig. Unsere Versuche in der Vergangenheit waren nicht erfolgreich."

"Es ist eine harte Aufgabe, wenn man bedenkt, welche Ressourcen man benötigt, um in Le Mans konkurrenzfähig zu sein. Es steht auf einer Stufe mit der Formel 1. Trotzdem muss ich als Rennfahrer zugeben, dass es ein unglaubliches Rennen ist. Ich verbrachte in der Nacht drei Stunden vor dem Livetiming und konnte nicht weggehen, denn es war so aufregend."

An eine aktive Teilnahme scheint man bei den Silberpfeilen allerdings keinen Gedanken zu verschwenden. Das bestätigt auch Paddy Lowe, technischer Direktor bei Mercedes: "Darüber habe ich nie nachgedacht. Die Formel 1 vereinnahmt einen komplett, da bleibt keine Zeit für solche Gedanken. Die meisten Formel-1-Leute wissen nichts über andere Formeln."

Marcel Fässler, Benoit Treluyer, Wolfgang Ullrich

Auch 2014 hat sich Audi in Le Mans wieder einmal den umkämpften Sieg gesichert Zoom

Trotzdem gab es zuletzt vermehrt Gerüchte über einen Le-Mans-Einstieg von Ferrari, die von Alonso weiter befeuert werden: "Wir sprechen mit Präsident Montezemolo häufig darüber, denn er ist sehr enthusiastisch was das Rennen in Le Mans angeht." Der Spanier weiß, "dass es Pläne für die Rückkehr mit einem großen Auto gibt. Allerdings ist das kein kurzfristiger Plan, denn momentan müssen wir uns auf das Formel-1-Projekt konzentrieren und dort gewinnen."

In diesem Jahr hatte Ferrari bereits in der GTE-Pro-Kategorie den Sieg geholt. Allerdings hatte Luca di Montezemolo bereits angekündigt, dass es Ferrari nicht möglich wäre, die Kräfte zwischen Formel 1 und Le Mans aufzuteilen. Das bestätigt auch Teamchef Marco Mattiacci: "Mein Team und ich konzentrieren uns zu 100 Prozent auf die Formel 1. Ich muss meinen Job hier erledigen, also kann ich diese Ablenkung nicht gebrauchen."

"Ich muss meinen Job hier erledigen, also kann ich diese Ablenkung nicht gebrauchen." Marco Mattiacci

Was heute noch eine Ablenkung ist, könnte für viele allerdings schon bald eine echte Option darstellen. Die Faszination für die 24 Stunden von Le Mans hat längst auch das Formel-1-Paddock erreicht. Vielleicht sehen wir in den kommenden Jahren mit Fernando Alonso oder Kimi Räikkönen dann ja auch einen ehemaligen Formel-1-Weltmeister in einem schicken LMP1-Sportwagen.