Ganassi-Doppelsieg beim Daytona-Thriller!
Zweimal Ganassi BMW vor dem besten Porsche und zwei sensationellen Formel-1-Altstars: Das Daytona 24 war bis zum Schluss ein wahrer Krimi
(Motorsport-Total.com) - Sein Wunsch wurde erfüllt: Chip Ganassi hat seinen vierten Daytona-Titel in den letzten sechs Jahren gewonnen! Sogar ein Doppelsieg, denn Scott Pruett, Memo Rojas, Joey Hand und Graham Rahal behielten mit ihrem Riley BMW in einem denkwürdigen Finale die Oberhand vor dem Promi-Auto von Scott Dixon, Dario Franchitti, Jamie McMurray und Juan Pablo Montoya. Denkwürdig war das 24 Stundenfinale, weil bis zur letzten der 720 Runden vier Fahrzeuge eine echte Siegchance hatten.

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Die Daytona-Sieger: Memo Rojas, Graham Rahal, Joey Hand und Scott Pruett
Joao Barbosa, Terry Borcheller, Christian Fittipaldi, J.C. France und Max Papis holten für das Titelverteidiger-Team von Action Express Racing einen guten dritten Platz mit V8-Porsche-Power auf Cayenne-Basis. Geradezu sensationell war der vierte Rang der beiden Formel-1-Altstars Martin Brundle und Mark Blundell, die zusammen mit Zak Brown und Mark Patterson im besten Shank-Ford nur denkbar knapp am Podium vorbeischrammten.
Kaum zu glauben, aber wahr: Das Grand-Am-Finale von Daytona hatte einen waschechten NASCAR-Stil. Acht Minuten vor dem Rennende verteilte der weit zurückgefallene Spirit-of-Daytona-Chevrolet (23.) nach einem Reifenschaden diverse Wrackteile über die Strecke. Der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als die 23. und letzte Gelbphase auszurufen.
Damit war der Neun-Sekunden-Vorsprung von Scott Pruett dahin, den sich der nunmehr vierfache Daytona-Sieger auf seinen Teamkollegen und Vornamensvetter Scott Dixon herausgefahren hatte. Wie so oft bei den Kollegen der NASCAR kam es daraufhin bei einem 24 Stundenrennen (!) zu einem allerletzten Restart, bei dem die weiße Flagge gleichzeitig die 720. und letzte Runde anzeigte.
Pech für Bergmeister und Co.

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Jörg Bergmeister war der große Pechvogel des Daytona-Rennens Zoom
Pruett hatte das große Glück, dass sich zwischen ihm und Dixon drei überrundete Fahrzeuge einsortiert hatten. Der 50-jährige Grand-Am-Titelverteidiger ließ also nichts anbrennen und fuhr seinen einige Wagenlängen betragenden Vorsprung bombensicher nach Hause. Ganz anders gestaltete sich der Kampf um die Plätze.
Direkt hinter Dixon lauerte Barbosa im Action-Express-Porsche, direkt dahinter wiederum lag Martin Brundle (Shank-Ford). Als alle Welt mit einem Verzweiflungsangriff Barbosas auf Dixon rechnete, schoss plötzlich der Formel-1-Altstar auf der Außenbahn in Kurve eins und griff - letztlich vergeblich - nach einer Podestplatzierung. Trotzdem kann Rang vier von MB2, wie Martin Brundle und Mark Blundell von unseren britischen Kollegen genannt werden, als die große Daytona-Sensation gewertet werden.
Dabei schien sich der Ganassi-Triumph bereits nach zwei Rennstunden in Rauch aufzulösen. Pruett berichtete schon in seinem ersten Stint von einem nicht ordnungsgemäß funktionierenden Getriebe, das an der Box zügig in Augenschein genommen wurde. Gleiches geschah später am Schwesterauto, das insgesamt drei Reifenschäden über sich ergehen lassen musste. Beide Ganassi BMW waren also früh aus der Führungsrunde gefallen, kämpften sich jedoch rasch zurück an die Spitze.
Dort hielt sich zu Rennbeginn der Pole-Porsche von Flying Lizard Motorsports auf, der aber genauso früh um ein Haar in einen Dreher eines Konkurrenten verwickelt wurde. Teamgründer Seth Neiman blieb nichts anderes übrig, als durch das Gras im Daytona-Infield zu ackern. Ein defekter Kühler brachte das Team um Pole-Mann Jörg Bergmeister um alle Chancen. In der letzten Rennstunde blieb das Fahrzeug dann mit brennendem Heck endgültig liegen.
MB2 sensationell

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Platz vier: Martin Brundle mit glänzendem Comeback-Auftritt Zoom
Gegen Halbzeit sah alles nach einem Vierkampf zwischen Ganassi und dem Action-Express-Team aus, bevor sich die Startnummer 5 nach einem Dreher aus der Spitzengruppe verabschiedete. Am Ende kam der zweite V8-Porsche mit vier Runden Rückstand als Neunter ins Ziel. Dafür setzte sich der weiße Shank-Ford mit Brundle und Blundell zusehends in Szene.
Lediglich eine Stopp-and-Go-Strafe störte eine ansonsten problemlose Vorstellung der beiden Veteranen, die sich heimlich, still und leise bis auf Platz vier nach vorne geschlichen hatten. Brundle fuhr den Schlussstint und wies vor der letzten gelben Flagge einen Rückstand von knapp 30 Sekunden auf. Am Ende hatte der 51-Jährige, der seit zehn Jahren kein internationales Rennen mehr gefahren war, sogar noch die Power, einen Angriff zu setzen.
Nach der langen Nebelunterbrechung am Sonntagmorgen schienen die beiden Ganassi BMW den Sieg unter sich auszufahren. Beide Autos wechselten mehrfach die Spitzenposition, dahinter lauerte der Action-Express-Porsche, der jedoch nicht permanent den Speed des Ganassi-Duos mitgehen konnte.
Etwa drei Stunden vor dem Rennende schien es dann das spätere Siegerauto zu erwischen: Beide Ganassi-Boliden waren in der Box zu einem regulären Servicestopp, als sich plötzlich ein Reifen an der Startnummer 01 verselbstständigte. Die Rennleitung brummte Joey Hand eine 30-sekündige Stopp-and-Go-Strafe auf.
Sieg an der Box entscheiden

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Scott Pruett fuhr seinen vierten Daytona-Sieg sicher nach Hause Zoom
Der 31-jährige Hand, der auch in der American-Le-Mans-Series mit BMW Power unterwegs ist, konnte in seinem dritten Stint mit einem Gewaltakt die Lücke wieder schließen, als er das Auto an Scott Pruett übergab. Dessen letzter Stopp wurde etwas vorgezogen und fiel zudem sehr kurz aus, was die 01 letztlich entscheidend an der 02 vorbeibrachte.
Chip Ganassi war es herzlich egal, welches seiner beiden Teams ihm den Daytona-Sieg bescherte: "Das ist ein Mannschaftssport, ich könnte nicht glücklicher sein", gab "Mr. Daytona 24" freudestrahlend zu Protokoll. Hand, dessen bärenstarke Leistung maßgeblich für den Sieg der 01 verantwortlich zeichnete, war überglücklich: "Was für ein verrücktes Rennen! Das ist ein unglaublicher Tag für mich! Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll."
Der nunmehr vierfache Daytona-Sieger Scott Pruett gab sich da etwas abgeklärter: "Die Startnummer 01 ist in den letzten fünf Jahren immer in der Führungsrunde ins Ziel gekommen. Jetzt ein Doppelsieg. Das ist unglaublich." Für seinen Grand-Am-Dauerpartner Memo Rojas ist der Sieg bei den 24 Stunden von Daytona, dem absoluten Top-Event der Serie, "gleichbedeutend mit einer Meisterschaft."
Porsche-Doppelsieg in der GT-Klasse

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TRG vor Magnus: DIe Plätze eins und zwei in der GT-Klasse Zoom
Der vierte im Siegerbunde war Ganassi-IndyCar-Neuzugang Graham Rahal, der genau 30 Jahre nach Vater Bobby in Daytona triumphierte. Für beide war es jeweils der erste Auftritt beim 24-Stundenklassiker in Florida, beide nutzten BMW Power. Rahals erste Analyse: "Ganassi hat die besten Piloten hierher gebracht. An beiden Autos mussten Getriebeteile gewechselt werden und trotzdem gab es einen Doppelsieg. Das sagt alles über die Qualität der Fahrer aus."
In der GT-Klasse gewannen Wolf Henzler, Andy Lally, Spencer Pumpelly, Brendan Gaughan und Steve Bertheau. Ihrem TRG-Porsche wurde die GT-Pole aberkannt, weshalb sich das Team von ganz hinten im Feld nach vorne durcharbeiten musste. Am Ende hatte die Startnummer 67 eine Runde Vorsprung vor dem zweitplatzierten Miller-Porsche.
US-Schauspieler Patrick Dempsey konnte mit dem besten Mazda RX-8 als Dritter auf das GT-Podium steigen. Hinter Dempsey/Espenlaub/Foster/Long klassierten sich mit dem Magnus-Porsche und dem Brumos-Porsche zwei weitere 911 GT3. Dort fuhren unter anderem Marco Holzer und Richard Lietz (Magnus), sowie Marc Lieb (Brumos).
Das Endklassement aus Daytona:
01. DP 01 Ganassi BMW (Hand/Pruett/Rojas/Rahal) - 720 Runden
02. DP 02 Ganassi (Dixon/Franchitti/McMurray/Montoya) - +2.070 Sekunden
03. DP 9 Action-Express-Porsche (Barbosa/Borcheller/Fittipaldi/France/Papis) - +2.326
04. DP 23 Shank-Ford (Blundell/Brown/Brundle/Patterson) - +3.135
05. DP 10 SunTrust-Chevy (Angelelli/Briscoe/R. Taylor/W. Taylor) - +1 Runde
06. DP 76 Krohn-Ford(Jonsson/Krohn/Minassian/Zonta) - +1 Rd.
07. DP 6 Shank-Ford (Allmendinger/McDowell/Wilson) - +2 Rd.
08. DP 55 Level 5 BMW (Bouchut/Diaz/Tucker/Wilkins) - +3 Rd.
09. DP 5 Action-Express-Porsche (Donohue/Frisselle/Law/Rice) - +4 Rd.
10. DP 60 Shank-Ford (Goossens/Negri/Pew/Valiante) - +15 Rd.
11. DP 95 Level 5 BMW (Hunter-Reay/Matos/Tucker/Westbrook) - +18 Rd.
12. GT 67 TRG-Porsche (Bertheau/Gaughan/Henzler/Lally/Pumpelly) - +36 Rd.
13. GT 48 Miller-Porsche (Bell/Miller/Sellers/Sugdon) - +37 Rd.
14. GT 40 Dempsey-Mazda (Dempsey/Espenlaub/Foster/Long) - +40 Rd.
15. DP 99 GAINSCO-Chevy (Fogarty/Gurney/Johnson) - +42 Rd.
16. GT 44 Magnus-Porsche (Holzer/Lietz/Potter/Stanton) - +46 Rd.
17. GT 59 Brumos-Porsche (Davis/Haywood/Keen/Lieb) - + 48 Rd.
18. GT 70 SpeedSource (Bomarito/Christodoulou/Edwards/Tremblay) - + 51 Rd.
19. GT 42 Sahlen-Mazda (Gidley/Nonnamaker/Nonnamaker/Sahlen) - + 60 Rd.
20. GT 4 TRG-Porsche (Eversley/Graeff/Wallace/Yarab/Zahn) - +62 Rd.
21. DP 45 Flying-Lizard-Porsche (Bergmeister/Long/Neiman/van Overbeek) - +66 Rd.
22. GT 18 Muehlner-Porsche (Friedman/Ludwig/Thomas/von Moltke) - +66 Rd.
23. DP 90 Spirit-of-Daytona-Chevy (Edwards/Garcia/Maassen) - +71 Rd.
24. GT 41 Dempsey-Mazda (Cameron/Gue/James/Kitch/Lacey) - +71 Rd.
25. GT 47 Rick-Ware-Porsche (Earnhardt/Harrington/Hull/Monroe) - +86 Rd.
26. GT 57 Stevenson-Camaro (Bremer/Liddell/Magnussen) - +92 Rd.
27. GT 66 TRG-Porsche (Farnbacher/George/Keating/Luhr) - +108 Rd.
28. GT 88 Autohaus-Camaro (Lester/Marsh/O'Connell/Taylor) - +114 Rd.
29. GT 81 DragonSpeed-Ferrari (Baron/Poordad/Wagner) - +133 Rd.
30. GT 54 TRG-Porsche (Bleekemolen/Curtis/Pappas/Pilet/Sofronas) - +142 Rd.
31. DP 2 Starworks-Ford (Potoliccio/Ianetta/Popow/Viso) - +144 Rd.
32. GT 94 Turner BMW (Auberlen/Dalla Lana/Plumb/Said) - +156 Rd.
33. DP 8 Starworks-Ford (Braun/Dalziel/Enge/Forest/Lowe) - +168 Rd.
34. GT 63 Spencer-Mazda (Downing/Grupp/Murry/Spencer/Trinkler) - +177 Rd.
35. GT 65 Chris-Smith-Porsche (Lewis/Pagerey/Sheehan/Sweedler) - +224 Rd.
36. GT 30 Racers-Edge-Mazda (Buford/Jensen/Marsal/Rettich) - +267 Rd.
37. GT 53 TRG-Porsche (Doyle/Michelian/Mulligan) - +298 Rd.
38. GT 31 PR1 BMW (Cheng/Hyatt/Lewis/Papadopoulos) - +318 Rd.
39. GT 07 Banner-Camaro (Curran/Gavin/Ledoux/Schaldach) - +322 Rd.
40. GT 17 Burtin (Armindo/Baldwin/Burtin/Ragginger/Tandy) - +342 Rd.
41. GT 22 Bullett-Porsche (Lux/O'Young/Walker/Wong) - +392 Rd.
42. DP 77 Doran-Ford (Bell/Frisselle/Kaiser/Richard) - +408 Rd.
43. GT 56 Bennett-Ferrari (Allen/Davidson/Dumoulin/Geddie/Skeen) - +435 Rd.
44. DP 7 Starworks-Ford (Beyer/Heylen/Mayer/Peterson/Valentine) - +505 Rd.
45. GT 69 SpeedSource-Mazda (Assentato/Ham/Lazzaro/Longhi/Segal) - +518 Rd.
46. GT 43 Sahlen-Mazda (Gidley/Nonnamaker/Nonnamaker/Sahlen) - +596 Rd.
47. GT 36 Yellow-Dragon-Mazda (Cumming/Hacquard/Marks/Miller) - + 598 Rd.
48. GT 86 Mitchum-Porsche (Atterbury/MacNeil/Pobst/Whitis) - +599 Rd.

