• 15.04.2008 08:18

  • von Tab Boyd

Tab-Boyd-Kolumne: Phoenix und Talladega

Tab Boyd, der NASCAR-Spotter von Juan Pablo Montoya, schreibt in seiner Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' über Phoenix und über Talladega

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya und Tab Boyd sind seit Ende 2006 ein Gespann

ich freue mich sehr, dass ich die deutschen NASCAR-Fans auf 'Motorsport-Total.com' in Zukunft von Zeit zu Zeit einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Chip Ganassi Racing with Felix Sabates werfen lassen kann, denn ich weiß, dass viele von Euch auch an den Dingen interessiert sind, die Juan Pablo Montoya betreffen.

Wie ihr vielleicht wisst, bin ich als sein Spotter dafür verantwortlich, dass er so unbeschadet wie möglich durch die Sprint-Cup-Rennen kommt, was ab und zu keine ganz leichte Angelegenheit ist. Wenn wir nicht an der Strecke sind, bin ich als Produktionsleiter in unserem Shop für alle Teile an Juan Pablos Auto verantwortlich, freie Tage sind also auch bei mir selten.#w1#

Nach Phoenix fuhren wir - wieder einmal - mit großen Hoffnungen, denn bei den Tests nach dem Las-Vegas-Rennen holten wir dort eine auch für uns überraschende Bestzeit, mit der wir gar nicht gerechnet hatten. Unser Dodge-Charger war also sehr schnell - dachten wir.

Doch als wir am Donnerstag loslegten, zeigte das Auto plötzlich ein völlig anderes Fahrverhalten. Ich denke, es lag an den höheren Temperaturen, denn Juan Pablo sagte, dass sich das Auto ganz anders anfühlen würde. Wir haben es nicht geschafft, ihm ein angenehmes Setup zu verpassen und er war ziemlich gefrustet. Doch die Temperaturen kühlten sich ab und in der Qualifikation drehte Juan Pablo eine sehr gute Runde, die uns auf Platz 15 brachte.

Mit viel Glück in der Führungsrunde

Vor dem Training am Freitag änderten wir viele Dinge, auch Juan Pablo veränderte seine Fahrlinie etwas und das Auto fühlte sich im Renntrimm viel besser an. Es ist sehr leicht, diese Autos zu überfahren, Phoenix ist eine Strecke, auf der man langsam unterwegs sein muss, um schnell zu sein.

Jimmie Johnson Juan Pablo Montoya

Der Big-Red-Dodge von Juan Pablo Montoya steckte im Mitelfeld fest Zoom

Auch für den Renntag kam Crewchief Donnie Wingo noch einmal mit einer Menge Setupänderungen an, was den Jungs einen hektischen Samstag bescherte, denn das kam zu all unseren bereits detaillierten Checklisten dazu. Als das Rennen dann begann, hatten wir ehrlich gesagt keine Idee, ob wir schnell oder langsam sein würden!

Leider bekommen wir nicht die Kilometerdistanz hin, die viele Kollegen mit einer Tankfüllung bestreiten können. Normalerweise ist das kein Problem, in Phoenix aber schon. Denn es kam eine lange Grünphase und wir mussten vor dem Führenden an die Box zum Tanken. Das hat uns eine Runde zurückgeworfen, doch nur kurze Zeit später gab es dann eine Gelbphase.

Sofort als diese Caution fiel, kam die Spitze an die Box. Das Pace-Car behielt aber seine Position auf der Strecke bei, und weil die Spitze direkt zum Tanken an die Box abbog, und wir uns direkt dahinter befanden, haben wir uns sozusagen zurückgerundet, während die Spitze beim Tanken war, denn wir mussten ja nicht an die Box. Somit befanden wir uns beim Restart - zusammen mit ein paar Anderen - am Ende der Führungsrunde hinter dem Pace Car, aber noch vor der Spitze.

Im Mittelfeld gab es im Anschluss sehr intensives Racing. Turn 1 bietet in Phoenix immer viel Aktion, denn überrundete Autos kämpfen gegeneinander und die Spitze will sich da durchkämpfen. Als wir dann auf Platz zwölf fuhren, kam es wieder zu einer Gelbphase. Juan Pablo drehte sich in Robby Gordon und wir verloren jede Menge Positionen. Pech, aber solche Dinge passieren ab und zu.

Viel Freude auf Talladega

Anschließend war es ein konstanter Kampf um die Positionen. Donnie berechnete, dass wir für zehn Runden zu wenig Benzin im Tank haben würden und ich habe fest damit gerechnet, dass vorher noch einmal eine Gelbphase kommen würde, aber so war es nicht. Wir mussten Tanken - um genau zu sein, ein Tankstop von drei Sekunden und ohne Reifenwechsel, das hätte uns zuviel Zeit gekostet.

Talladega 2007

Talladega bietet mit die größte NASCAR-Show des ganzen Jahres Zoom

Viele der Spitzenleute befanden sich in der gleichen Situation. Etwa acht Autos pokerten mit dem Benzin und in der Boxengasse war zehn Runden vor dem Ende unter grüner Flagge richtig etwas los. Es war ein total verrücktes Durcheinander. Ich hatte keine Ahnung, wer sich in welcher Runde befand und gegen wen wir gerade um Positionen kämpfen.

Trotzdem brachten wir einen 16. Platz nach Hause - nicht gerade großartig, aber eine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Donnerstag. Mit dem Setup waren wir in der Lage, um Positionen zu kämpfen. Das hat Spaß gemacht und uns in der Gesamtwertung ein paar Positionen eingebracht. So muss es weitergehen, wir geben nicht auf.

Nächste Woche ist ein freies Wochenende und dann geht es nach Talladega. Die Party, die die NASCAR-Fans dort feiern, ist wohl die größte im ganzen Jahr. Das ganze Infield ist voll von Campern und die Atmosphäre dort ist einfach gigantisch.

Auch auf der Strecke gibt es nur allzu oft totales Chaos. Das Feld donnert Stoßstange an Stoßstange und teilweise mit drei Autos nebeneinander um den Kurs, das bringt ein komplettes Wochenende lang Spannung pur. Ich freue mich darauf!

Herzliche Grüße

Tab Boyd