• 29.01.2008 10:16

  • von Pete Fink

Countdown to Daytona: Juan Pablo Montoya

Am 17. Februar 2008 beginnt die neue NASCAR-Saison - 'Motorsport-Total.com' stellt die wichtigsten Fahrer und Teams für 2008 vor

(Motorsport-Total.com) - In genau 19 Tagen startet die NASCAR, die populärste Motorsportserie Nordamerikas, in ihre neue Saison - und gleich zum Auftakt gibt es in den USA allen Grund zu Feiern. Denn die NASCAR-Saison 2008 beginnt mit einem wahren Paukenschlag, dem "Great American Race", den Daytona 500 am 17. Februar 2008.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya geht 2008 in seine zweite NASCAR-Saison

Doch nicht nur das: Es ist eine Jubiläumsausgabe, denn das Daytona 500 anno 2008 findet an diesem Tag zum insgesamt 50. Mal statt - Grund genug, damit 'Motorsport-Total.com' bis zum 17. Februar 2008 an jedem Tag ein anderes Team der Saison 2008 vorstellen kann. Heute Juan Pablo Montoya, der 2008 im Ganassi-Dodge wieder mit der Startnummer 42 antreten wird.#w1#

"Lasst uns dies ein für alle Mal beenden", lautete die Message, die Juan Pablo Montoya im Sommer 2006 verkünden ließ und er meinte damit natürlich seine Zeit in der Formel 1. "Ich war einfach gelangweilt", erklärte er. "Eines Tages rief ich Ron an und sagte ihm: 'Hör zu Ron, ich will dich heute wissen lassen, dass wir bekannt geben werden, dass ich gehen werde. Ich will es dich wissen lassen, bevor es publik wird'."

Der McLaren-Mercedes-Teamchef, so Montoya, habe daraufhin lediglich "in Ordnung" gesagt: "Die Unterhaltung dauerte keine 20 Sekunden. Es gab nichts, über das wir uns noch zu unterhalten hatten." Damit war im Prinzip die Katze aus dem Sack, denn wenige Tage später verkündete Montoya offiziell seinen NASCAR-Wechsel. Nach seinem Ausscheiden beim Formel-1-Rennen von Indianapolis flog er auf Einladung von Chip Ganassi nach Chicago und schnupperte vor Ort NASCAR-Luft.

Wie später Fernando Alonso

94 Formel-1-Rennen war der Kolumbianer bis dato gefahren, siebenmal gewann er, doch mit der Königsklasse des Motorsports hatte er innerlich abgeschlossen. Der NASCAR-Wechsel war eine genauso spontane Entscheidung, wie der Wechsel vom BMW WilliamsF1 Team zu McLaren-Mercedes, bei dem viele Experten schon Ende 2003 ahnten, dass dies schief gehen würde - Ron Dennis und Juan Pablo Montoya passen genauso gut zusammen, wie Ron Dennis und Fernando Alonso.

Ron Dennis und Juan-Pablo Montoya

Die Beziehung von Ron Dennis und Juan Pablo Montoya war erloschen Zoom

Nicht alle ehemaligen Kollegen waren von diesem Wechsel überzeugt. Michael Schumacher diktierte am Rande des Frankreich-Rennens im Sommer 2006 in die Notizblöcke der Journalisten: "Ich kann nichts Aufregendes daran erkennen, in Ovalen zu fahren. Ich weiß nicht, wie schwer diese Autos sind, aber ein im Vergleich zur Formel 1 sehr wenig entwickeltes Auto zu haben, ist in meinen Augen keine Herausforderung."

Für Schumachers NASCAR-Aversion hatte Montoya übrigens später ein kleines Bonmot übrig: "Bringt ihn ins Oval nach Homestead und sagt ihm, er darf eine halbe Sekunde auf die Schnellsten verlieren - er würde einen Herzanfall bekommen." Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kolumbianer schon eine gewisse Ahnung, auf was er sich da eingelassen hatte, denn er hatte sich in der ARCA-Serie und in der Busch-Serie auf der Jagd nach den notwendigen Oval-Lizenzen der NASCAR befunden.

Beim letzten Cup-Rennen der Saison 2006 in Homestead wagte man dann den Sprung ins kalte Wasser: Ganassi setzte einen vierten Dodge Charger mit der Startnummer 40 ein und der Kolumbianer sorgte prompt für erhebliche Schlagzeilen. Die schwierige Qualifikation in einem Auto ohne jegliche Ownerpunkte überstand er relativ problemlos, aber in Runde 252 kam es dann zu einem spektakulären Ende seines Einstands.

Die NASCAR sagt: "Grüß Gott"

In bewährter Formel-1-Manier ließ er sich auf ein Scharmützel mit Ryan Newman ein, der ihn kurzerhand - nach einem vorausgegangenen Lackaustausch samt Newman-Dreher - in die Mauer schickte. Die NASCAR sandte also ein nettes "Herzlich Willkommen" an Montoya, der in Windeseile aus seinem Auto klettern musste, weil sich in den Benzinleitungen seiner völlig zerstörten Heckpartie verbliebener Sprit in einem kräftigen Feuerball entzündet hatte.

Juan Pablo Montoya

Daytona 2007 - Juan Pablo Montoya wird offiziell zum NASCAR-Piloten Zoom

Sein Einstand ins Jahr 2007 hingegen hätte nicht besser laufen können, denn zusammen mit Scott Pruett und Salvador Duran gewann er die 24 Stunden von Daytona. Für seinen Teamchef Chip Ganassi ist dieses prestigeträchtige Rennen sehr wichtig und der Kolumbianer tat das, wofür Ganassi tief in die Tasche griff. Nach dem Indy 500 Sieg 2000 und dem CART-Titel ein Jahr zuvor sorgte Montoya für einen weiteren Erfolg seines langjährigen Mentors.

Allerdings wäre Montoya nicht Montoya: Bereits ein paar Wochen später hinterließ er in Mexiko seinen Teamchef komplett sprachlos. Es war das Busch-Rennen von Mexiko City, kein Oval, sondern ein Rundkurs und der haushohe Favorit lautete Juan Pablo Montoya.

Doch bei seinem zweiten Stopp kurz nach Halbzeit des Rennens brach ihm - in Führung liegend - ein Überlaufschlauch an der Tankanlage seines Ganassi-Dodge-Chargers und aufgrund dessen floss zu wenig Sprit. Ein weiterer außerplanmäßiger Stopp war nicht zu vermeiden und der Kolumbianer kehrte bei ungefähr 30 noch zu fahrenden Runden auf Platz 21 liegend auf die Strecke zurück.

Die Montoya-Show von Mexiko

Eigentlich eine aussichtslose Position, doch was folgte, war die erste große NASCAR-Show des Kolumbianers. Er umkurvte die vor ihm liegenden Autos wie ein Slalomläufer die Torstangen, innerhalb von nur neun Runden zog der Kolumbianer an 14 Autos vorbei und rangierte acht Runden vor Rennende wieder auf Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Scott Pruett.

Juan Pablo Montoya und Scott Pruett

Zwischen Juan Pablo Montoya (li.) und Scott Pruett krachte es in Mexiko gehörig Zoom

Ein Augenzeuge des nun folgenden Vorfalls war damals Montoyas Spotter Tab Boyd, der sich genau in Kurve eins positioniert hatte: "Das war schon eine verrückte Sache. Juan Pablo war soviel schneller, er hat auf Scott eineinhalb Sekunden pro Runde aufgeholt. Ich wusste, dass er viel schneller war, Scotts Crew wusste, dass Juan Pablo viel schneller war, und Scott ist viel zu weit links in die Kurve eingebogen, er hat viel zu viel Platz gelassen."

"Wenn ich meine Position verteidigen würde, dann wäre ich ganz anders in die Kurve hinein gefahren, und in dem Moment, als ich mir das dachte, machte Scott auch schon innen zu und es krachte. Aber so etwas passiert nun mal. Juan Pablo war so fokussiert, er wollte dieses Rennen gewinnen. Ich kann schon verstehen, dass Scott sauer war. Aber wenn ich weiß, dass jemand von hinten so schnell daherkommt, dann ist ein Überholmanöver sowieso unausweichlich."

Überhaupt war Montoya auf den Straßenkursen der NASCAR anno 2007 so etwas, wie der Alleinunterhalter. Ein paar Monate später folgte sein erster und bislang einziger Cup-Sieg in Sonoma, bei dem er von Startplatz 32 aus ins Rennen gehen musste. In Watkins Glen legte er sich erst mit NASCAR-Champion Jimmie Johnson an und lieferte sich dann vor laufenden Kameras eine viel beachtete Boxeinlage mit Kevin Harvick.

Zwei große Ziele für die Saison 2008

Diese gesammelten Vorfälle führten unter anderem dazu, dass die NASCAR einiges an Respekt vor dem Kolumbianer sammelte. Auf dem Oval waren Montoyas Leistungen noch viel zu wenig Konstanz geprägt, doch einige Achtungserfolge - wie etwa der zweite Platz von Indianapolis - führten dazu, dass auch andere Stars plötzlich realisierten, dass die NASCAR eben nicht nur aus vier langweiligen Linkskurven besteht.

Juan Pablo Montoya

Kommt 2008 nach Sonoma der zweite Montoya-Sieg im Sprint Cup? Zoom

Eines ist auch klar: Der Mensch Montoya passt in die hemdsärmelige und natürliche Atmosphäre der NASCAR viel besser, als in den Sterilraum der Formel 1 und der zweifache Familienvater wird nicht müde durchaus glaubwürdig zu betonen, dass er in den USA neuen Spaß am Rennsport gefunden habe.

2008 wird er bei Chip Ganassi im Drei-Wagen-Team die klare Nummer eins sein. Sein Dodge Charger hat mit Texaco und Wrigleys zwei potente Sponsoren, sein Crew-Chief Donnie Wingo ist ein ausgebuffter Fuchs und das Saisonziel ist klar: Ein Sieg auf einem Oval und - wenn möglich - die Qualifikation für den Chase.

Startnummer: 42
Team: Chip Ganassi Racing with Felix Sabates; Concord, North Carolina
Internetadresse: www.chipganassiracing.com
Fahrer 2008: Juan Pablo Montoya
Fahrzeug: Dodge Charger
Crewchief 2008: Donnie Wingo