Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Miguel Oliveira

Die Yamaha-Gerüchte um Toprak Razgatlioglu nehmen an Fahrt auf - Wird eine Ausstiegsklausel aus Miguel Oliveiras Vertrag gezogen, obwohl er verletzt war?

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Miguel Oliveira

Miguel Oliveira hat in dieser Saison erst drei WM-Punkte gesammelt Zoom

Yamaha erlebte ein extrem schwieriges Wochenende im MotorLand Aragon. Elektronikprobleme, Chattering - die Basisabstimmung hat nicht funktioniert. Das kann durchaus am Layout und den speziellen Gripverhältnissen gelegen haben. Es ist gut möglich, dass es in Mugello und dann vor allem in Assen wieder besser laufen wird.

Einmal mehr war gar nichts von Miguel Oliveira zu sehen. Er hatte natürlich die gleichen Probleme wie seine Markenkollegen, aber trotzdem war er der langsamste der fünf Yamaha-Fahrer, wenn man auch Testfahrer Augusto Fernandez mit einrechnet.

Es war jetzt sein drittes Wochenende nach der Verletzungspause. Oliveira bestätigte, dass er körperlich keine Probleme mehr hat. Die verpassten Rennen haben natürlich auch eine Rolle gespielt, weshalb er noch nicht alles aus der M1 herausholen kann.

Grundsätzlich halte ich den Portugiesen nach wie vor für einen Fahrer, der extrem viel Talent besitzt. In den vergangenen Jahren war er aber auch vom Verletzungspech verfolgt. Es gab einige Zwischenfälle, für die er schlicht nichts konnte.

In Portimao 2023 wurde er von Marc Marquez abgeschossen und verletzte sich. Kurz darauf kugelte er sich beim Startunfall in Jerez eine Schulter aus. Im Herbst 2023 verursachte er in Katar einen Unfall, bei dem er sich das rechte Schulterblatt brach.

Im vergangenen Jahr verletzte sich Oliveira in Indonesien bei einem Highsider, weil die Elektronik der RS-GP nicht richtig regelte. Und in diesem Jahr wurde er in Argentinien von Fermin Aldeguer zu Sturz gebracht und zog sich Verletzungen zu.

Das waren alles sehr bittere Situationen. Andererseits, wie viele Highlights hat uns Oliveira gezeigt, seit er KTM verlassen hat? Da fällt mir Platz vier in Silverstone 2023 ein, aber gleichzeitig hat Aprilia-Markenkollege Aleix Espargaro gewonnen.

Auch der zweite Platz im Sachsenring-Sprint des Vorjahres war stark und ist mir in Erinnerung geblieben. Aber sonst? Trotz des Verletzungspechs hat Oliveira kaum Highlights gezeigt. Gemessen an seinem grundsätzlichen Talent ist das dann doch etwas zu wenig.

Kann Yamaha bei Oliveira eine Ausstiegsklausel ziehen?

Nun verdichten sich die Anzeichen immer mehr, dass Yamaha tatsächlich Toprak Razgatlioglu im nächsten Jahr eine Chance geben will. Yamaha-Direktor Paolo Pavesio weilte nicht in Aragon. Aber Pramac-Teammanager Gino Borsoi bestätigte Gespräche mit Razgatlioglu.

Wenn man den Superbike-Star im Satellitenteam unterbringen möchte, dann sieht die Situation auf den ersten Blick klar aus. Jack Miller hat einen Einjahresvertrag und Oliveira einen Zweijahresvertrag bis Ende 2026.

Borsoi sagte diesbezüglich nur so viel: "Wir haben mit unseren Fahrern zwei unterschiedliche Vertragskonstellationen. Deshalb müssen wir das genauer prüfen und Gespräche mit den Managern führen, was die Zukunft betrifft."

Paolo Pavesio

Wie wird Yamaha-Direktor Paolo Pavesio entscheiden? Zoom

Ich finde, da muss man nicht viel zwischen den Zeilen lesen, dass hier eher Oliveira gemeint ist. Denn Millers Vertrag könnte man einfach auslaufen lassen und Yamaha hat kein Problem. Wenn man sich Vertragskonstellationen ansehen muss, dann dürfte es sich eher um Oliveira handeln.

Den Gerüchten zufolge gibt es eine Ausstiegsklausel, die Yamaha anhand der Performance ziehen könnte. Es soll dabei um den WM-Stand gehen, wenn Oliveira der am schlechtesten platzierte Yamaha-Fahrer wäre. Das ist aktuell der Fall.

Oliveira: "Muss bis zur Sommerpause Leistung zeigen"

Auf die Frage, ob er unter Druck steht, antwortete er in Aragon folgendermaßen: "Ja, auf jeden Fall. Ich meine, wenn es jetzt so ist, dann muss man Leistung bringen. Natürlich hat die Saison nicht so begonnen, wie ich es mir gewünscht hätte, denn ich wurde aus dem Rennen genommen."

"Und wenn man so lange nicht fahren konnte und versucht, ein Motorrad kennenzulernen, das nicht einfach zu fahren ist, dann muss man sich anpassen. Dann steigt man wieder ein und hat ein mit Updates verändertes Motorrad."

"Im Grunde muss ich jetzt bis zur Sommerpause mein Können zeigen - das ist alles", so Oliveira. Auch Borsoi sprach davon, dass man bis zur Sommerpause, also bis Brünn Mitte Juli, die Situation evaluieren will.

Miguel Oliveira

Miguel Oliveira weiß, dass er Performance zeigen muss Zoom

Aufgrund der Verletzungspause nach Argentinien steckt Yamaha irgendwie in einer Zwickmühle. Wäre es korrekt, in Anbetracht dieses Handicaps eine Ausstiegsklausel zu ziehen? Yamaha gilt eigentlich als loyal. Die einzige Ausnahme war der Bruch mit Maverick Vinales.

Momentan ist noch nichts entschieden, aber sollte Oliveira tatsächlich für Razgatlioglu gehen müssen, wäre es quasi die umgekehrte Situation wie bei Jorge Martin und Aprilia, wo Martin auf seine Ausstiegsklausel pocht, obwohl er bis auf eines alle Rennen verletzungsbedingt verpasst hat.

Was auch immer Yamaha tun wird, die nächsten Wochen werden sehr spannend. "Wenn sich für irgendjemanden ein Fenster öffnet, um Toprak zu verpflichten - warum nicht?", meinte Oliveira außerdem in Aragon.

"Wenn Yamaha dann natürlich Platz schaffen muss, um ihn unterzubringen, dann müssen sie das abwägen. Aber ich vertraue auf ihre Entscheidung, und ich bin der Idee nicht abgeneigt. Viel mehr kann ich dazu allerdings nicht sagen. Es ist nichts Offizielles, nur ein Gerücht, nichts ist unterschrieben - also weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll."

Aber wer weiß, vielleicht entwickelt sich die Geschichte auch ganz anders.

Euer


Gerald Dirnbeck

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