Trotz Topergebnis in Aragon fordert Acosta: "Ich brauche mehr von KTM"

Pedro Acosta zeigt sich trotz Platz vier in Aragon nur bedingt zufrieden - Auf die Frage, woran KTM arbeiten muss, antwortet er: "Am gesamten Motorrad"

(Motorsport-Total.com) - KTM erlebte im MotorLand Aragon ein besseres Rennwochenende als davor in Silverstone. Schon am Freitag schafften drei Fahrer die direkte Qualifikation für Q2. "Ja, ich denke, diese Strecke liegt uns ganz gut", sagt Pedro Acosta. "Wir haben nicht so große Probleme mit dem Grip am Hinterrad wie sonst."

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia, Pedro Acosta

Das KTM-Duo fuhr zu Beginn direkt hinter Francesco Bagnaia Zoom

"Ehrlich gesagt haben wir eher mit der Front zu kämpfen - viel Untersteuern und keine gute Rückmeldung vom Vorderrad. Aber ich denke, das betrifft alle. Daher sind wir insgesamt in einer deutlich besseren Position."

Im Qualifying qualifizierten sich Acosta und Binder für die zweite Startreihe. Im Sprint wurde Acosta Fünfter, während Binder auf Platz neun zurückfiel. Das war Acostas bislang bestes Samstagsergebnis in diesem Jahr.

"Nein, das beste Rennen oder der beste Sprint des Jahres war Le Mans", hält der Spanier fest. "Auch wenn ich gestürzt bin - der Speed war dort sehr gut. Das Motorrad hat aber hier gut funktioniert. Angesichts der Probleme, die ich beim Bremsen hatte, war es ein gutes Rennen."

Im Grand Prix fuhren Acosta und Binder lange hinter dem Ducati-Trio. Dabei konnte Acosta in der Anfangsphase auch Francesco Bagnaia attackieren. Aber mit Fortdauer des Rennens verlor er den Anschluss.

Acosta wurde Vierter - fünf Sekunden hinter dem Podium. Er hatte somit keine Chance gegen Bagnaia. "Ich habe es versucht, meine einzige Strategie war, ihn aufzuhalten", schildert der 21-Jährige das Duell in der Anfangsphase.

"Aber das Problem war, in einer Runde war ich in Kurve 1 kurz davor, ihm hinten reinzufahren, und ich bin weit gegangen. Da war mein Rennen eigentlich vorbei. Denn er war schneller, und früher oder später hätte er mich sowieso überholt und wäre weggefahren."

"Sie waren jede Runde zwei Zehntel schneller als ich. Es war ein Kampf, den ich früher oder später verlieren musste. Aber ich habe die ersten fünf Runden sehr genossen. 'Pecco' ist wirklich - ich würde sagen - ein Gentleman. Ein sauberer Fahrer."

"Ja, er ist auf der Strecke sehr fair, und ich denke, es war ein guter Zweikampf. Ich habe versucht, ihn ein wenig weit gehen zu lassen, und er hat mich in der letzten Kurve auch ein bisschen rausgedrückt. Ich habe das Duell wirklich genossen."

Acosta fordert von KTM Fortschritte

Da Acosta die Ducatis direkt vor sich hatte, konnte er den Unterschied zur KTM genau erkennen: "Der Kurveneingang. Diese Jungs können die Bremse lösen und außen locker mit 10 km/h mehr in die Kurve einlenken als wir - ganz einfach."

"Und dann kommen diese zwei Zehntel zustande. Aber ich denke, es war auch das Rennen, bei dem wir bisher am wenigsten Rückstand zur Spitze hatten." Sieben Sekunden fehlten auf Sieger Marc Marquez. Mit Platz vier egalisierte Acosta sein bestes Saisonergebnis von Le Mans.

Als einziger Fahrer fuhr der Spanier mit dem harten Vorderreifen. Die Entscheidung betrachtete er auch im Nachhinein als richtig. Ist Acosta also insgesamt zufrieden? "Gar nicht. Wir haben vier Sekunden Rückstand auf 'Pecco', sieben auf Marc. Das tut weh."

Am Montag findet in Aragon noch ein offizieller Testtag statt. In welchem Bereich erwartet Acosta Verbesserungen von KTM? "Das ganze Motorrad", lautet seine Antwort. "Erstens Traktion und Kurvenverhalten. Das ist es. Traktion und Kurvenverhalten."

Seit Wochen fordert Acosta Fortschritte von KTM. Das betont er auch nach Aragon: "Ich habe nicht gesagt, dass ich etwas erwarte. Ich brauche etwas. Ich erwarte nichts. Ich brauche etwas. Es war ein gutes Rennen, der Speed war ordentlich. Aber wir müssen uns verbessern."

Stürze von Binder und Vinales

Schlussendlich war Acosta der einzige KTM-Fahrer in den Top 10. Binder stürzte auf Platz fünf liegend und war davon überrascht: "Alles lief normal, wie geplant. Und ja, dann ist einfach in Kurve 3 das Vorderrad weggerutscht."

"In dem Moment dachte ich: Was zum Teufel ist passiert? Als ich dann zurück an die Box kam und mir die Daten angeschaut habe, sah ich, dass ich weniger Geschwindigkeit hatte. Weniger Geschwindigkeit, weniger Vorderradbremse und weniger Druck auf dem Vorderreifen."

"Es ist etwas knifflig", seufzt Binder, "denn immer wenn ich Vertrauen zum Vorderrad finde und das Gefühl habe, dass es passt, lässt es mich ein Stück weit im Stich." Es war bereits sein zehnter Sturz in dieser Saison.

Auch Maverick Vinales ging kurz vor Rennende in Kurve 12 zu Boden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Spanier auf der achten Position. "Ich weiß nicht, wie ich gestürzt bin", rätselt Vinales. "Ich habe am gleichen Bremspunkt gebremst, hatte in etwa die gleiche Geschwindigkeit."

Aber dann hat er doch eine Vermutung: "Ich wurde von Joans Windschatten angesaugt und habe komplett das Vorderrad verloren. Es ist schade, denn ich glaube, wir haben das Wochenende am Samstagmorgen verloren, wegen des Problems mit den beiden Qualifying-Reifen."

"Denn im Rennen war erneut großes Potenzial da, um auf dem Podium zu stehen. Ich bin ziemlich locker 1:47 tief gefahren, vor allem wenn ich freie Fahrt hatte. Die Sache ist die - wie ich dem Team gesagt habe: Wir müssen in der ersten Startreihe stehen."

"Wir müssen versuchen, das Motorrad so abzustimmen, dass wir auf eine schnelle Runde richtig stark sind. Denn dann ist der Rennrhythmus auch da. Besonders mit dem Medium-Reifen funktioniert das Motorrad wirklich gut."

Vinales äußert sich somit zur Gesamtsituation weiterhin positiver als Acosta. Wäre mit einem guten Qualifying Bagnaia in Reichweite gewesen? "Ich denke schon. Wir dürfen uns einfach nicht erlauben, aus der dritten Reihe zu starten."

Enea Bastianini kam als Zwölfter ins Ziel. Am heißen Nachmittag hatte er mit Vibrationen und in der Bremsphase mit blockierendem Vorderrad zu kämpfen. Als andere Fahrer in der zweiten Rennhälfte ihre Rundenzeiten verbesserten, blieb Bastianini im gleichen Bereich.