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Vor Barcelona: Unruhe bei Kawasaki
Nach den bislang enttäuschenden Saisonleistungen geht es bei Kawasaki ans Eingemachte: Lautstarke Kritik von Hopkins, Kandidatenliste für West-Nachfolge
(Motorsport-Total.com) - Bei Kawasaki ist richtig Feuer unterm Dach. Angesichts der aktuell heftigen Diskussionen und gegenseitigen Schuldzuweisungen kann man den Eindruck bekommen, dass die Teammitglieder verbal mehr Energie ausschütten als der Motor der ZX-RR im Rennen auf der Strecke. Zuletzt hatte John Hopkins seiner Enttäuschung über den bisherigen Verlauf der Saison mit den Japanern freien Lauf gelassen. Der Amerikaner warf seinem Team mangelhafte Entwicklung vor und forderte drastische Verbesserungen bei der Motorleistung.

© Kawasaki
John Hopkins rüttelte seine Mannschaft mit lautstarken Forderungen auf
Die klaren Worte des 25-Jährigen haben die ohnehin schon große Unruhe im Team nur noch weiter verschärft. Teamchef Michael Bartholemy versuchte jetzt die Wogen zu glätten und stellte sich demonstrativ hinter seinen hoch bezahlten Top-Piloten. "Ich verstehe Johns Reaktion bezüglich unserer Performance", sagte der Belgier auf 'motorcyclenews.com'. Und weiter: "Wir wissen ganz genau, dass wir auf jeden Fall vor allem an der Motorleistung arbeiten müssen. Als John bei uns unterschrieben hat, habe ich ihm gesagt, dass wir jemanden brauchen, der das Motorrad weiterentwickeln kann und wir dabei Probleme bekommen können."#w1#
Man habe die Zeichen der Zeit erkannt und bündele alle vorhandenen Kräfte, um aus dem Leistungstief heraus zu kommen. Im Zuge dessen habe man die Entwicklung des 'Screamer'-Motors für mindestens zwei Monate auf Eis gelegt. Die lautstarken Klagen von Hopkins hätten auf keinen Fall das Verhältnis zwischen Team und Fahrer belastet, erklärte Bartholemy: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter ihm und wollen möglichst lange mit ihm zusammenarbeiten. Wir wussten, dass schwierige Zeiten kommen könnten. Was John gemacht hat, war sehr gut. Es gab kein Schreien oder Weinen, aber wir wussten eben, was kommt", sagte der Teamchef über das Meeting, bei welchem Hopkins Klartext auspackte.

© Kawasaki
Seine Tage bei Kawasaki scheinen gezählt: Anthony West vor dem Abschied Zoom
"John hat sich am Ende des Meetings entschuldigt, aber er hätte sich gar nicht entschuldigen müssen. Wir lernen zurzeit voneinander. Wir finden nach und nach zu einem gemeinsamen Weg", so Bartholemy, der grundlegende Verbesserungen an der Kawasaki erst für den Test nach dem Rennen in Brünn im August als realistisch ansieht. "Ich bin ja genauso wie John. Ich kann eigentlich auch nicht bis Brünn warten. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich ja nicht selbst drangehen und den Motor tunen kann. Ich kann doch nur antreiben und fordern."
Man wolle in den kommenden Rennen jeweils Detailverbesserungen am Motorrad haben und so wenigstens in kleinen Schritten voran kommen. Dabei wird man sich offenbar auf die beiden bislang eingesetzten Maschinen konzentrieren. Von dem Plan, in Laguna Seca und Indianapolis ein drittes Bike einzusetzen, rückte man wieder ab. Im japanischen Werk hat man sogar das Personal aufgestockt, um der misslichen MotoGP-Lage Herr zu werden.
Während Hopkins in Antreibermanier die Mannschaft nach vorne bringen will, scheinen die Tage von Anthony West endgültig gezählt zu sein. Der Australier wird mit großer Wahrscheinlichkeit spätestens zum Ende der Saison seinen Helm nehmen müssen. Angeblich hat man für 2009 eine Liste mit fünf Fahrernamen, die als Partner von Hopkins in Frage kämen. Pro Forma steht auch der Name West darauf. Mit Colin Edwards hat man bereits erste Sondierungsgespräche geführt. Weitere mögliche West-Nachfolger sollen Chris Vermeulen und Andrea Dovizioso sein. Die Liste soll schon an diesem Wochenende verfeinert werden, kündigte Bartholemy an: "Wir wollen am Montag nur noch zwei Namen haben. Nach dem Rennen in Assen werde ich dann nach Japan fahren und dann entscheiden wir."

