Smith: "Ich will nicht der Underdog sein"

Rookie Bradley Smith zeigte in der ersten Saisonhälfte eine steile Lernkurve - Der Brite zieht ein erstes Fazit und macht eine persönliche Standortbestimmung

(Motorsport-Total.com) - MotoGP-Aufsteiger Marc Marquez überstrahlt derzeit alles. Mit einer Ausnahme fuhr der Spanier bei den ersten neun Rennen auf das Podest. Auch die etablierten Stars mussten sich teilweise von dem Newcomer vorführen lassen. Marquez setzt neue Limits, die für alle schwer zu erreichen sind. Auch Bradley Smith ist in dieser Saison in die MotoGP aufgestiegen, doch der Brite backt kleinere Brötchen. Schon vor dem Saisonstart gab es viele Kritiker, die hinterfragten, ob Smith für die MotoGP bereit sei. Es waren auch schwierige erste Rennen mit Verletzungen, doch der 22-Jährige steigerte sich kontinuierlich.

Titel-Bild zur News: Bradley Smith

Bradley Smith zeigte in den ersten neun Rennen eine steile Lernkurve Zoom

"Ich bin recht zufrieden", fällt sein Fazit in der Sommerpause aus. "Wir haben uns in den neun Rennen stark verbessert. Den Saisonauftakt in Katar beendete ich nach vier Runden im Kiesbett. Auf dem Sachsenring betrug mein Rückstand zum Sieger weniger als 25 Sekunden. Dazu kämpfe ich um recht gute Resultate. Damit bin ich zufrieden. Meine Performance im Qualifying wird auch besser. Wir haben uns stark verbessert."

"Natürlich muss ich in der zweiten Saisonhälfte weiter hart arbeiten. Das wird vermutlich der schwierigste Punkt, mich von jetzt bis zum Saisonende zu verbessern. In Laguna Seca haben wir wieder etwas gefunden, aber leider konnte ich es im Rennen nicht zeigen." Ein Motordefekt zwang Smith in Kalifornien zur Aufgabe. Zwei sechste Plätze (Barcelona und Sachsenring) sind die bisher besten Resultate.

"Ich kann natürlich die Leute verstehen, die an mir gezweifelt haben. Ich habe die Saison auch nicht mit viel Selbstvertrauen begonnen", gibt Smith im Nachhinein zu. "Ich wusste, dass es eine große Herausforderung wird. Es hat auch länger gedauert, als ich zunächst erwartet habe. Jetzt verstehe ich aber das Motorrad und die Reifen. Ich habe in meiner Rookie-Saison schon eine gute Performance gezeigt. Jetzt muss der nächste Schritt kommen."


Fotos: Bradley Smith, MotoGP in Laguna Seca


Smith orientiert sich an Stefan Bradl, und in erster Linie an dessen Zeiten aus dem Vorjahr. Im Vergleich macht Smith eine ordentliche Figur. Mittlerweile kämpft der Deutsche an der Spitze mit. Diesen Weg nimmt sich auch Smith vor: "Stefan hat in Laguna Seca ein tolles Ergebnis geholt. Er ist mein Referenzpunkt. Marc hat das Rennen gewonnen. Sie legen die Latte hoch und zeigen, dass ich in den nächsten zwölf Monaten noch viel Arbeit vor mir habe, wenn ich meinen Platz behalten will. Ich muss noch viel arbeiten und 25 Sekunden auf die Spitze aufholen."

Bradley Smith

Trotz Fingerverletzung biss sich Bradley Smith durch und kam sieben Mal ins Ziel Zoom

"Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich glaube, dass ich vor meinem persönlichen Plan bin, aber ich bin noch nicht dort, wo ich sein muss. Jeder will die Yamaha M1 fahren. Ich muss mir sicherlich weiterhin meinen Platz in diesem Team verdienen. Der einzige Weg das zu tun ist, dass ich der Spitze näher komme. Ich muss mich von den Werks-Ducatis und Aleix absetzen und der Spitze näher kommen."

Vertrag für 2014 sicher

Viele Spekulationen ranken sich auch um die zukünftige Besetzung des Tech-3-Teams. Smith hat einen Vertrag, Pol Espargaro soll einen Vertrag unterschrieben haben - und was passiert mit Cal Crutchlow? "Mir wird die Situation anders erklärt. Die Presse scheint zu wissen, wo ich hingehen werde", meint Smith diesbezüglich. "Cal macht einen tollen Job und Pol ist ebenfalls vorne. Ich verstehe, dass sie auf ihn schauen. Meine Situation ist gleich. Ich werde nächstes Jahr die Tech-3-Yamaha fahren."

"Wir haben in der Vergangenheit bei Honda ein Team mit drei Fahrern gesehen. Yamaha muss die Situation lösen, es sind keine dummen Leute. Sie wissen wie dieser Sport funktioniert. Wenn am Ende Cal bleiben will und ich einen Vertrag habe, dann müssen sie etwas für Pol finden", sagt Smith zu dieser Situation. Damit sein Platz in Zukunft auch nicht hinterfragt wird, will der junge Brite nach der Sommerpause seine Leistung weiter steigern. "Ich muss mich in der zweiten Saisonhälfte verbessern."

Cal Crutchlow, Bradley Smith

Teamkollege Cal Crutchlow ist für Bradley Smith derzeit nicht in Reichweite Zoom

"Im Qualifying muss ich es in die ersten beiden Startreihen schaffen, wenn alle Fahrer fit sind. In Assen gelang mir das zwar, aber es waren nicht alle Fahrer dabei. Realistisch gesehen muss ich dann diesen sechsten Platz ins Ziel bringen. Wenn ich einen der Kunden-Honda-Fahrer schlagen kann, dann wäre es toll. Ich muss auch die Lücke zu den anderen Yamahas verkleinern. Ich gehe nicht davon aus, dass ich sie in dieser Saison schlagen kann, aber ich muss meinen Fahrstil im Vergleich zu ihnen verbessern."

"Es wäre schön, wenn ich in der zweiten Saisonhälfte diesen Jungs für eine Rennhälfte folgen kann. Zunächst muss ich ihnen über eine Runde folgen können. Meine Fortschritte haben mich überrascht, aber man muss sich immer neue Ziele setzen. Manchmal hängt es von den Umständen ab. Ich setze mir hohe Ziele, aber die anderen Fahrer setzen mir ebenfalls hohe Ziele. Wenn man sieht, was Stefan in seinem zweiten Jahr macht, zeigt das, was ich in den nächsten zwölf Monaten schaffen muss."


Fotos: MotoGP in Laguna Seca, Girls


"Je früher mir das gelingt, desto besser ist es für meine Karriere. Ich muss mich verbessern, aber auch verstehen, dass es meine Rookie-Saison ist. Ich darf aber nicht zufrieden sein und muss mich verbessern. Wenn ich die Fortschritte der ersten neun Rennen weiterverfolgen kann, dann gibt es keinen Grund, warum der Rückstand am Jahresende zwischen zwölf und 14 Sekunden betragen wird", zeigt sich Smith zuversichtlich.

Bradley Smith

Bradley Smith und seine Mechaniker des Tech-3-Yamaha-Teams Zoom

Dazu trägt auch die gute Stimmung in seiner Mannschaft rund um den erfahrenen Crew-Chief Guy Coulon bei. "Ich habe ein tolles Team um mich. Randy Mamola hat mir zu Saisonbeginn viel geholfen. Der Rest liegt am Team. Mein Team ist nicht alt, aber sie sind ältere Jungs, die schon viele Erfahrung gemacht haben. Sie sagen dir, wenn etwas gut ist. Sie sehen immer alles optimistisch. Wir setzten uns im Team realistische Ziele. Mit ihnen zu arbeiten hat mein Selbstvertrauen vergrößert."

Nach der Sommerpause kommen zwei Rennen, auf die sich Smith besonders freut. "Brünn scheint eine Yamaha-Strecke zu sein, dazu kommt natürlich mein Heimrennen. Ich bin sehr froh, dass mein Heimrennen in der zweiten Saisonhälfte liegt. In Silverstone ist es für mich bisher immer ganz gut gelaufen. Ich versuche jedes Rennen nach dem anderen zu nehmen und so viel wie möglich zu lernen. Ich muss die Änderungen am Motorrad verstehen und mich stetig verbessern. Dazu muss ich Fehler vermeiden und die Rennen beenden. Ich will nicht der Underdog sein, sondern der Beste. Ich liebe es, wenn ich Leuten das Gegenteil beweisen kann."