Pol Espargaro staunt über Brad Binder: "Er hat es irgendwie geschafft ..."

Pol Espargaro erklärt seine schwache Thailand-Performance, mit der er nicht allein war - Im Vergleich zu Brad Binder fallen derzeit alle anderen im KTM-Lager klar ab

(Motorsport-Total.com) - "Im Moment ist es so, dass nur Brad mit diesem Motorrad zurechtkommt." Das sagt Pol Espargaro über Brad Binder und die aktuellen Kräfteverhältnisse im MotoGP-Programm der Pierer Mobility Group. Dieses umfasst neben dem KTM-Werksteam auch das Tech3-GasGas-Team, für das Espargaro fährt. Genau das von ihm skizzierte Kräfteverhältnis wurde am vergangenen Sonntag im Grand Prix von Thailand auf eklatante Art und Weise deutlich.

Titel-Bild zur News: Brad Binder, Pol Espargaro

Brad Binder (KTM) vor Pol Espargaro (Tech3-GasGas) Zoom

Während Binder um den Sieg kämpfte und nach P2 im Sprint auch im Grand Prix als Zweiter über die Linie kam, bevor er auf P3 zurückgesetzt wurde, belegten Jack Miller, Augusto Fernandez und Pol Espargaro in Reihen der 18 Piloten, die ins Ziel kamen, die Plätze 16, 17, 18. Ihr Rückstand auf Sieger Jorge Martin und auf ihren Markenkollegen Binder belief sich nach 26 Runden auf rund 20 Sekunden.

Von einer Binder-Philosophie im KTM-Lager will Espargaro aber nichts wissen: "Ich werde mich hüten zu sagen, dass das Motorrad für Brad entwickelt wurde. Es ist einfach so, dass Brad so dermaßen gut ist. Egal, welches Motorrad man ihm an die Hand gibt, er ist in der Lage, damit schnell zu fahren. Er kann später bremsen und er kann das Tempo in den Kurven hoch halten."

"Ich selber habe mit diesem Motorrad große Probleme", bekennt Espargaro und sieht sich damit nicht allein. Auch bei seinem Tech3-Teamkollegen Augusto Fernandez will der MotoGP-Routinier Probleme erkannt haben. "Ich habe das Gefühl, dass auch Augusto in den Rennen stark zu kämpfen hat", sagt er. Mehr noch: "Auch Jack hatte hier große Probleme", spricht Espargaro auf die ebenfalls schwache Thailand-Performance von Jack Miller an.

Espargaros Probleme: Hitze und Größe des Motorrads

Ganz anders Brad Binder. "Obwohl das Level in der MotoGP-Klasse im Moment extrem hoch ist, ist Brad in der Lage, Rennen zu gewinnen, wie er es in der Moto2-Klasse gezeigt hat", staunt Espargaro und vergleicht: "Ich hingegen habe wirklich große Probleme, vor allem wenn es heiß ist. Solche Bedingungen gehen wirklich an die Substanz. Für solche extremen Bedingungen bin ich körperlich noch nicht wieder bereit. Vor allem aber fühle ich mich auf diesem Motorrad nicht komfortabel."

Pol Espargaro

Mit der 2023er-KTM RC16 kämpft Espargaro vor allem beim Beschleunigen Zoom

Von einer Performance, wie sie Brad Binder auf dem Buriram International Circuit in Thailand abgeliefert hat, kann nicht nur Espargaro derzeit nur träumen. Für Teamkollege Augusto Fernandez gilt das ebenfalls. Pol Espargaro ist seit seinem Comeback nach monatelanger Verletzung (Anfang August in Silverstone) noch nicht über P12 hinaus gekommen.

Augusto Fernandez wusste in der ersten Hälfte seiner Rookie-Saison mit Beständigkeit zu überzeugen. Seit knapp zwei Monaten läuft auch bei ihm nicht mehr viel zusammen. In den sechs zurückliegenden Grands Prix seit Misano ist er einmal Siebter geworden, abgesehen davon aber zweimal außerhalb der Top 15 ins Ziel gekommen und sogar dreimal gestürzt.

In den elf Grands Prix vor Misano hatte Fernandez keinen einzigen Rennsturz. Im Gegensatz zu Espargaro hat der diesjährige Rookie aber die Gewissheit, auch 2024 für Tech3-GasGas an den Start zu gehen. Fernandez bildet in der neuen Saison zusammen mit Moto2-Aufsteiger Pedro Acosta das Fahrergespann.

Während Binder, Miller und Fernandez von der Pierer Mobility Group allesamt für die MotoGP-Saison 2024 als Stammpiloten bestätigt sind und der designierte Moto2-Weltmeister Acosta als vierter Fahrer hinzukommt, rückt Pol Espargaro ins zweite Glied. Er übernimmt 2024 die Rolle des Testfahrers. Rennen wird er nur noch vereinzelte bestreiten, nämlich mit Wildcards.

"Immer dann, wenn die Ingenieure mir sagen ..."

"Das Motorrad hat viele Veränderungen erfahren", bemerkt Espargaro zur technischen Weiterentwicklung der KTM RC16, die von der Basis her auch von Tech3-GasGas eingesetzt wird. Dort allerdings wird weiterhin mit dem Stahlrahmen gefahren, nicht mit dem Carbonrahmen, der im Werksteam mittlerweile Standard ist.

Pol Espargaro

Pol Espargaro beim Briefing mit seiner Crew, rechts Crewchief Paul Trevathan Zoom

"Immer dann, wenn die Ingenieure mir sagen, dass das Bike auf eine bestimmte Art und Weise gefahren werden soll, um schnell zu sein, habe ich große Probleme und bin eben nicht schnell", sagt Espargaro. Wie stellen sich die Probleme genau dar? "Der Reifen dreht durch, vor allem beim Beschleunigen. Aus irgendeinem Grund ist Brad in der Lage, damit zurechtzukommen", zieht er abermals den Vergleich mit Binder.

"Vielleicht haben sie [im Werksteam] ein paar Details am Motorrad, die wir nicht haben. Ich glaube aber nicht, dass das die Erklärung ist. Ihr Motorrad ist sicherlich ein bisschen besser. Das Problem für mich aber ist die Größe des Motorrads. Die macht es für mich so schwierig, damit schnell zu sein. Brad hat es irgendwie geschafft, seinen Fahrstil auf die neuen Gegebenheiten anzupassen", lobt Espargaro.

Neueste Kommentare