• 09.11.2007 21:01

  • von Marco Helgert

MotoGP: Neues von der Reifenfront

Bei Yamaha teilt man sich: Rossi mit Bridgestone, Lorenzo mit Michelin - Hayden macht sich Sorgen über die Michelin-Entwicklung - Dunlop setzt ein Jahr aus

(Motorsport-Total.com) - Nach den harten Worten und zahlreichen Plänen bezüglich der Reifen für 2008 kehrt nun allmählich so etwas wie Ordnung in die MotoGP-Welt ein. Die Einheitsreifen rückten wieder in weiter Ferne, dafür werden in der Box des Werksteams von Yamaha von nun an wohl Trennwände zu sehen sein: Neuankömmling Jorge Lorenzo wird auf Michelin fahren, Valentino Rossi aber setzte sich durch und rollt auf Bridgestone-Pneus.

Titel-Bild zur News: Reifen Bridgestone

Der Kampf Bridgestone vs. Michelin geht weiter - und das sogar teamintern

Die an und für sich absurde Situation, in einem Team zwei Reifenpartner zu haben, stellt noch ganz andere Anforderungen als nur mehr Stellfläche für die Reifenregale. Beide technischen Abteilungen für Rossi und Lorenzo müssen völlig getrennt werden, damit Michelin nicht in den Genuss von Bridgestone-Daten kommt und umgekehrt.#w1#

Davide Brivio, nun Team-Manager bei der Rossi-Fraktion, sieht sein Team aber noch immer als Einheit. "Aber an den Wochenenden brauchen wir verschiedene Führungen", erklärte er gegenüber 'MCN'. "Das war eine klare Vorgabe der Reifenhersteller, denn sie waren über einen möglichen Austausch an Informationen ein wenig besorgt."

Michelin und Bridgestone mit der Trennung zufrieden

Ein Vorschlag, wie die Einsätze aussehen sollen, wurde erarbeitet. Komplett getrennte Computersysteme sollen sicherstellen, dass Informationen auf einer Seite des Teams verbannt bleiben. Auf Seite von Michelin zeigte man sich damit einverstanden. "Wir sind zuversichtlich, dass der Vorschlag funktioniert", so Michelin-Motorradsportchef Jean Philippe Weber zu 'MCN'.

Auch sein Amtskollege bei Bridgestone, Hiroshi Yamada, gibt sich beruhigt. "Wir haben von Yamaha verlangt, dass beide Fahrer in völlig getrennten Boxen untergebracht werden", erklärte er. Eine völlig autarke Einsatzweise sei laut Weber aber auch nicht möglich, denn auch unter Teams mit den gleichen Fabrikaten gebe es einen Austausch.

So fährt das Honda-Werksteam weiter mit Michelin, während man bei Gresini zu Bridgestone geht. "Ich glaube, dass ein Hersteller alle Informationen möchte, die man bekommen kann", erklärte er. "Jemand bei Honda oder Yamaha muss letztlich alle Informationen haben." Für Brivio stellt das kein Problem dar. Auch mit der Tech-3-Truppe, die 2007 auf Dunlop fuhr, "gab es keinen Informationsaustausch".

Auf der anderen Seite bringt der Wechsel von Rossi auch eine Chance für Bridgestone mit sich, denn der Italiener gilt als exzellenter Reifenentwickler. "Wir mögen es immer, einen guten Fahrer zu haben. Und Valentino ist einer größten Fahrer überhaupt", so Yamada. "Wir sind glücklich, einen so tollen Fahrer zu haben, aber es wird auch eine Herausforderung, denn wir haben keine Erfahrung mit Yamaha."

Hayden hätte Rossi gern weiter mit Michelin gesehen

Die hat Michelin zur Genüge, steht nun aber ohne den "Chefentwickler" Rossi da. Nicky Hayden, der 2008 bei Honda weiter mit Michelin arbeiten wird, macht sich daher schon Gedanken. "Ich hoffe, dass sich Michelin verbessern wird. Noch so ein Jahr können wir uns nicht erlauben", erklärte er. "Ein Teil von mir wünscht sich, dass er bei Michelin geblieben wäre. Er ist ein guter Reifenentwickler und es hilft uns nicht, wenn noch einer zu Bridgestone geht."

Doch Rossis Abgang könnte für Michelin auch die Initialzündung für ein Comeback sein. "Für Michelin bringt das viel Motivation", so Hayden. "Er hat auf Yamaha gewonnen, er hat auf Honda gewonnen. Aber bisher war er nur auf Michelin siegreich."

Im Kampf Bridgestone gegen Michelin wurde dem dritten Reifenhersteller immer weniger Beachtung geschenkt. Und nachdem Dunlop kein Team mehr überzeugen könnte, bereitet man sich innerlich schon auf ein Jahr Pause vor, möchte aber 2009 wieder mit dabei sein.

"Realistisch gesehen muss ich sagen, dass wir draußen sind", so Dunlop-Motorsportmanager Jeremy Ferguson in der 'Motosprint'. "Wir konnten kein Team finden, mit dem wir ernsthaft arbeiten konnten. Das ist wirklich schade. Ein Jahr Pause wird schwer wiegen. Wir ernteten allmählich die Früchte unserer Arbeit und hatten viel für 2008 geplant."