Mit drei Fahrern in den Top 10: Aprilia punktet im Regenchaos von Le Mans

Im Regen von Le Mans fahren gleich zwei Aprilia-Piloten ihr bestes Saisonergebnis ein - Marco Bezzecchi hadert mit der Strategie und Gripproblemen

(Motorsport-Total.com) - Gleich drei Aprilia-Piloten beendeten den Chaos-Grand-Prix von Le Mans am Sonntag in den Top 10. Der sonst strauchelnde Raul Fernandez fuhr bei wechselhaften Bedingungen mit Platz sieben sein bisher bestes Saisonergebnis ein.

Titel-Bild zur News: Raul Fernandez

Raul Fernandez wurde im Regen von Le Mans bester Aprilia-Pilot Zoom

Testfahrer und Martin-Ersatz Lorenzo Savadori überraschte als starker Neunter und Rookie Ai Ogura komplettierte die Top 10. Einzig Marco Bezzecchi schwächelte auf Rang 14.

"Es war eine dieser Situationen, wo alles passieren kann", sagt der Italiener rückblickend. Weil es unter solchen Mischbedingungen seine erste Erfahrung im Rennen mit der RS-GP war, orientierte er sich an einem der Routiniers im Feld.

"Ich habe auf Jack Miller geschaut. Normalerweise ist er sehr gut bei solchen Reifenentscheidungen", so Bezzecchi. Er entschied sich wie Miller für einen Start auf Regenreifen, während die Mehrheit des Feldes am Ende der Besichtigungsrunde auf Slicks wechselte - was eine doppelte Long Lap nach sich zog.

Marco Bezzecchi: Früher Sturz und Gripprobleme

Diese blieb Bezzecchi zwar erspart. Weil die Strecke zu Beginn jedoch ziemlich trocken war, bog er nach nur einer Runde an die Box ab und wechselte ebenfalls auf Slicks. "Kaum war ich draußen mit den Slicks, fing es wieder an zu regnen. Ich versuchte, mich ein wenig durchzubeißen, weil meine Rundenzeit nicht so schlecht war."

"Aber vielleicht bin ich eine Runde zu lang draußen geblieben - und dann bin ich mit den Slicks gestürzt", grübelt der Aprilia-Pilot. Der Sturz kostete ihn zwar Zeit, doch weil der Motor nicht ausging, konnte er das Rennen fortsetzen.

Zurück aus der Box kämpfte er auf dem zweiten Motorrad und Regenreifen mit den Bedingungen. "Ich hatte den Medium hinten drauf. Anfangs war es schwierig, aber es hat nicht stark geregnet. Sobald ich Temperatur im Reifen hatte, konnte ich sehr gute Rundenzeiten fahren. Ich war bei 1:46 tief", rekapituliert er.


MotoGP: Grand Prix von Frankreich (Le Mans) 2025

Doch als der Regen zunahm, verlor Bezzecchi komplett das Vertrauen: "Ich habe den Grip verloren, zuerst beim Einlenken, dann beim Rausbeschleunigen - da ging nichts mehr. Ich habe einfach nur noch versucht, irgendwie durchzukommen."

Trotz allem zeigt sich der Aprilia-Pilot nicht resigniert. "Es war mein erstes Mal im Nassen mit der Aprilia. In Texas, bei der einzigen nassen Session, hatten wir viele Probleme und ich konnte keine richtige Session fahren. Dafür war das Gefühl heute gar nicht schlecht. Das Bike hat nicht schlecht funktioniert", so Bezzecchi.

"Seine größte Sorge gilt dem Medium-Hinterreifen: "Da müssen wir analysieren, warum er bei stärkerem Regen so stark abgebaut hat. Das Grund-Set-up ist eigentlich nicht schlecht."

Raul Fernandez: Endlich ein Basis-Set-up

Für Aprilias bestes Ergebnis zeichnete diesmal Trackhouse-Pilot Fernandez verantwortlich. Er startete wie die Mehrheit auf Slicks, absolvierte zwei Long Laps und wechselte anschließend auf das Regenbike. Am Ende stand Rang sieben zu Buche.

"In so einer Situation kannst du nicht vorhersehen, was passieren wird. Ich habe versucht, bei allem ruhig zu bleiben. Es war schwierig, aber wir haben einen wirklich guten Job gemacht und ich bin sehr zufrieden", resümiert der Spanier erleichtert.

Die Basis dafür sei schon in Jerez gelegt worden - dort hatte er nach dem Rennen und dem anschließenden Test endlich ein funktionierendes Basis-Set-up gefunden.

"Jetzt haben wir etwas, auf dem wir aufbauen können - egal ob Jerez oder Le Mans, obwohl die Strecken völlig unterschiedlich sind", hält Fernandez fest. " Wir waren das ganze Wochenende über in fast allen Bedingungen konkurrenzfähig. Jetzt haben wir Punkte geholt und Selbstvertrauen gewonnen - für mich und das Team."

Lorenzo Savadori: Testfahrer als Punktsammler

Savadori, normalerweise eher im Hintergrund als Testfahrer aktiv, glänzte in Le Mans mit seinem besten Saisonergebnis. Er war der einzige Fahrer, der nach dem Startabbruch von vornherein auf Slicks blieb, und hatte somit auch keine Long-Lap-Strafe zu absolvieren, wechselte später aber ebenfalls auf Regenreifen.

Lorenzo Savadori

Lorenzo Savadori überraschte in Le Mans mit seinem besten MotoGP-Ergebnis Zoom

"Das Gefühl auf dem Motorrad war ziemlich positiv. Am Anfang und in der Mitte des Rennens, als es zu regnen begann, konnte ich pushen und war schneller als der Fahrer vor mir. So habe ich den Abstand verringert, aber dann kam der Einbruch."

Dadurch habe er viel Zeit und zwei Positionen verloren. Mit Platz neun feierte Savadori dennoch sein bestes MotoGP-Ergebnis. "Ich möchte diesen Erfolg meinem Physio widmen und mich bei Aprilia bedanken. Das ganze Rennteam gibt immer 100 Prozent", betont der Italiener, "und heute hat sich das ausgezahlt."

Für ihn sei es wichtig zu zeigen, dass er mehr kann: "Wenn wir testen, sind wir nicht auf Zeiten aus, aber heute konnte ich zeigen, dass ich auch im Rennen angreifen kann."

Ai Ogura: Regenrennen als Lernplattform

Ogura, der Rookie im Aprilia-Kader, zeigte sich nach dem Rennen beinahe gelassen. "Es war wie ein Training im Regen, kein richtiges Rennen", meinte der Zehntplatzierte trocken. Dass er zweimal das Motorrad wechseln musste, fand er "irgendwie lustig". "Ich habe einfach gemacht, was die anderen vorne gemacht haben."

Am Ende reichte es für die Top 10, auch wenn Ogura besonders in den ersten Runden nach dem Wechsel auf Regenreifen viel Zeit verlor. "Aber am Ende bin ich ähnliche Rundenzeiten gefahren wie die anderen. Für mich war es ein gutes Rennen."

Was die Vorbereitung auf ein potenzielles Flag-to-Flag-Chaos angeht, habe ihn sein Team zwar vorgewarnt, dass es ein verrücktes Rennen werden könnte. Im Grunde sie er aber auf sich allein gestellt gewesen. "In so einer Situation kann dir niemand genau sagen, was du tun sollst. Du musst einfach reagieren."

Neueste Kommentare